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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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offene Tor, auf dem »Tobermory« zu lesen war und darunter, in kleinerer Schrift, »Wallace«. Am Ende eines einfachen Weges stand ein typisches Farmhaus: ein kastenförmiges Gebäude mit einer Veranda davor. Es gab einen Küchenanbau, eine Scheune und ein außerhalb des Hauses liegendes Klosett. Hühner stoben auseinander, als er mit dem Wagen auf eine Frau zufuhr, die gerade am Wasserbehälter einen Kessel füllte.
    »Guten Morgen«, rief er, als er den Wagen anhielt.
    »Ihnen auch einen guten Morgen«, erwiderte die Frau und legte eine Hand ins Kreuz, als sie sich aufrichtete.
    Sie war mittleren Alters, vielleicht um die vierzig, aber er war nie gut darin gewesen, das Alter einer Frau zu schätzen, insbesondere hier in Afrika, wo das rauhe Klima und die harte Arbeit für gewöhnlich einige Jahre hinzufügten.
    »Ich bin George Coll, der Viehinspektor für den Bezirk Nairobi«, sagte er und kletterte von seinem Wagen herab. »Es geht lediglich um eine Routineangelegenheit. Ist Ihr Mann zu Hause?«
    »Nein, aber wenn es um die Tiere geht, können Sie auch mit mir reden.«
    Sie stellte den Kessel auf die oberste Verandastufe und strich sich eine unsichtbare Strähne ihres goldblonden Haares zurück, das von einer Spange im Nacken gehalten wurde.
    Sie benahm sich wie so viele Frauen auf den Farmen sehr geschäftsmäßig, was so gar nicht zu ihrem bezaubernden schottischen Akzent passte. Er fühlte sich in Gegenwart von Frauen immer unbehaglich und zog es vor, mit Männern zu tun zu haben.
    »Vielen Dank«, sagte er. »Aber ich kann gern zu einer günstigeren Zeit wiederkommen, wenn Sie möchten.«
    »Wie Sie wollen. Aber das wird auch nichts nützen, denn Sie werden immer noch mit mir vorliebnehmen müssen.«
    »Oh.«
    Die Lachfältchen um ihre Augen gefielen ihm, aber er war sich nicht sicher, ob sie beleidigt war oder ihre Amüsiertheit angesichts seines Unbehagens verbarg.
    Seine Verlegenheit führte offenbar dazu, dass sie sich seiner erbarmte, denn sie fügte hinzu: »Ich bin Witwe, wenn Sie es unbedingt wissen wollen.«
    »Tut mir leid, Ma’am. Es ist nur, weil …«
    »Weil es ungewöhnlich ist, dass eine Frau eine Farm allein bewirtschaftet«, sagte sie, als könne sie Gedanken lesen. »Und das aus guten Gründen.«
    Sie ging nicht näher darauf ein, aber das musste sie auch gar nicht. Coll hatte noch nie gehört, dass eine Frau eine Farm ohne Hilfe führte. Er bezweifelte nicht, dass es möglich war, aber er hatte feststellen müssen, dass diese Aufgabe des Öfteren die Kraft erfahrener Männer überstieg.
    Die Frau schien ihn zu studieren. »Ich kann Ihren Akzent nicht einordnen«, sagte sie und runzelte die Stirn. »Sind Sie Schotte oder nicht?«
    »Geboren in Liverpool, aber von meinem Großvater in Lanarkshire aufgezogen, nicht weit entfernt vom schönen Glasgow.«
    »Na, da haben Sie ja Glück gehabt«, sagte sie lächelnd. »Kommen Sie doch für einen Moment herein. Ich wollte gerade frischen Tee aufsetzen.«
    Er folgte ihr die Stufen hinauf in einen Raum, der auf den ersten Blick als Wohnzimmer diente, obgleich ein alter gusseiserner Ofen in einem großen Kamin stand, von dessen Sims eine Reihe von Kochutensilien herabhingen. Ein junges Mädchen fegte träge den Boden.
    »Das wäre alles für den Moment, Kira. Ich rufe dich, wenn ich dich brauche.« Das Mädchen, das ein schlichtes weißes Kleid und eine blau-karierte Schürze trug, nickte Katherine zu und bedachte Coll mit einem schüchteren Blick, bevor es in den Küchenanbau verschwand.
    Im Wohnzimmer stand ein gutgepolstertes Sofa mit Blumenmuster – die einzige feminine Note im ganzen Raum. Vier Rattanstühle, wie man sie überall hier in der Gegend fand, waren um einen großen, rechteckigen Tisch gruppiert, und an einer Wand befand sich eine massive Anrichte, deren Füße in kleinen, mit Wasser gefüllten Gefäßen standen, um die Ameisen fernzuhalten. Daneben stand ein glänzendes Grammophon auf einem kleinen Holztisch. An den Wänden hingen einige Fotografien, von denen Coll annahm, dass es sich um Familienporträts handelte.
    Die Frau zog eine runde Eisenplatte vom Ofen. Flammen leckten am Kessel, als sie ihn auf die Öffnung stellte.
    »Ich lasse hier drin ständig ein Feuer brennen«, sagte sie. »Das hilft gegen die abendliche Kühle. Nehmen Sie doch Platz, Mr. Coll.«
    »Bitte nennen Sie mich George.«
    »Ist mir ein Vergnügen, George. Und ich heiße Katherine. Katherine Wallace.« Sie lächelte.
    Sie plauderten über das

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