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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Massai fungieren wird und mit dem allein wir über Vereinbarungen verhandeln.« Edouard hielt für einen Moment inne, ehe er hinzufügte: »Natürlich ist mir dabei bewusst, dass die Rechte der Eingeborenen zu respektieren sind. Dies betrifft auch den Ort, an dem sie es vorziehen, sich niederzulassen.«
    Aus dem hinteren Teil des Saales rief jemand: »Was gibt es zur Situation bezüglich dieser riesigen Reservate zu sagen, die sich in den besten Teilen des Landes befinden?«
    »Das Kolonialministerium hat auf die Wichtigkeit der Wahrung der Rechte der Eingeborenen hingewiesen. Die Massai – denn ich vermute, dass Sie dabei die Massai im Sinn haben, Sir – können ohne deren Zustimmung nicht umgesiedelt werden.«
    Angesichts des unerwarteten Umschwungs in der Rede des Gouverneurs erhob sich ein Gemurmel im Raum.
    Delamere war diesbezüglich ebenfalls neugierig, doch dann warf ihm Edouard einen Blick zu, und Delamere begriff augenblicklich. Edouard konnte schwerlich in aller Öffentlichkeit der politischen Linie des Kolonialministeriums widersprechen. Dies würde rasch die Runde machen, und Parteien, die mit den Afrikanern sympathisierten, könnten von der Unterstützung des Gouverneurs erfahren.
    In der Vergangenheit war es der Regierung immer gelungen, unter den einheimischen Häuptlingen einen zu finden, der bereit war, die Strategie der Regierung zu unterstützen. Es gab keinen Grund, warum den Massai eine andere Behandlung zuteilwerden sollte. Delamere erkannte, dass Edouard durch die Ernennung eines obersten Anführers in der Lage sein würde, den Mann sorgfältig auszuwählen, der im Namen der Massai die Entscheidung treffen sollte, das Laikipia-Reservat zu räumen und damit neuen Siedlern Zugang zu dem Land zu verschaffen.

Kapitel 17
    I n den letzten Monaten hatte sich der Zustand der Rinder auf dem Laikipia-Plateau zunehmend verschlechtert. Die Dürre hatte einen schrecklichen Tribut gefordert. Dutzende Tiere brachen täglich zusammen.
    Coll schwor sich, den Governeur erneut auf die Lage anzusprechen. Die Zahl der Massai-Rinder war für das nördliche Reservat einfach zu groß. Es war nicht das erste Mal, dass er das Thema angeschnitten hatte. Jedes Mal waren seine Worte von Edouard mit einem Nicken und der Versicherung, die Sache zu prüfen, quittiert worden, doch es geschah nichts. Kein Wunder, dass die Massai sich genötigt sahen, in das benachbarte Land auszubrechen.
    Glücklicherweise wies die Herde keine Krankheitsanzeichen auf, doch es war schwierig, die Tiere zu untersuchen, wenn sie sich in einem solch schlechten Zustand befanden. Die Sonne stand bereits zu tief, um die Schleimhäute zu begutachten.
    Er winkte den Hirten zu, um ihnen zu verstehen zu geben, dass er sein Tageswerk beendet hatte, und rief ihnen in stockendem Maa zu, dass er am nächsten Morgen weitermachen würde.
    Auf dem Rückweg zu seinem Lager hatte er das Gefühl, dass ihm jemand oder etwas folgte. Er blieb einige Male stehen, konnte aber nichts entdecken.
    Als er sich gerade seinen Tee eingoss, tauchte wie aus dem Nichts ein Massai-Krieger auf. Coll unterdrückte einen erschrockenen Aufschrei und brachte es fertig, die Kanne zurückzustellen, ohne dabei ihren Inhalt in das Feuer zu gießen.
    »Guten Tag«, sagte er spontan, korrigierte sich dann aber sogleich.
»Sopa.«
    »Hepa«,
lautete die freundliche Erwiderung.
    Coll kramte in seinem Vokabular herum, auf der Suche nach etwas, um den misslungenen Auftakt wettzumachen, aber in diesem Augenblick fiel ihm unter dem unverwandten Blick des Massai nichts ein.
    »Du sprichst Maa«, sagte der Fremde. Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Das tue ich«, erwiderte Coll. »Aber nur unzureichend«, fügte er bescheiden hinzu.
    Der Krieger kam ihm irgendwie bekannt vor, aber das Licht war nicht besonders gut. Er schaute ihn aus halb zugekniffenen Augen über die flirrende Hitze des Feuers hinweg an, während sich die durchdringenden Augen des Massai in ihn hineinbohrten.
    »Ich bin Parsaloi Ole Sadera.«
    »Ja, natürlich. Jetzt erinnere ich mich. Der
Olaiguenani.
«
    »Kenne ich dich?«, erkundigte sich der Massai.
    Dieser Satz ließ sich mit »Sind wir uns schon einmal begegnet?« oder mit »Ist es möglich, dass wir eine vernünftige Unterhaltung miteinander führen?« übersetzen. Er entschied sich, auf beides zu antworten. »Ich bin George Coll. Bitte, lass uns reden.« Coll nahm seinen Platz wieder ein, und Ole Sadera gesellte sich zu ihm ans Feuer. »Wir sind uns

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