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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Braut nehmen konnte. Der alte Mann hatte Angst, seine Rinder zu dem Salzleckstein zu führen, weil sich dieser auf dem Land der Nachbarn befand. Bald schon wurden seine Rinder krank, und er fragte sich, was er unternehmen sollte. Sein Sohn, ein tapferer
Morani,
sagte, er werde einige der kränklichsten Rinder allein zu dem Leckstein führen. Sollte ihr Feind angreifen und die Rinder stehlen, so wäre dies kein allzu großer Verlust. Sollte er nicht angegriffen werden, wäre dies der Beweis, dass sie den Leckstein benutzen konnten, und die Rinder wären gerettet. In diesem Fall würde er ein rauchendes Feuer entzünden, um seinem Vater zu bedeuten, den Rest der Herde zu dem Stein zu bringen.
    Der Sohn nahm seine ältere Schwester mit, und diese errichtete eine Hütte und umgab sie mit einer hohen Dornen-
Boma.
«
    »War seine Schwester hübsch?«, unterbrach Nashilo ihn.
    Ole Sadera dachte kurz nach. »Das weiß ich nicht.«
    »Sie war bestimmt hübsch. Sehr hübsch sogar.«
    Er runzelte die Stirn, fuhr aber fort: »Am nächsten Morgen führte er seine Rinder zum Grasen fort und ließ seine Schwester allein im Schutz der
Boma
zurück. Aber eine Gruppe von jungen Kriegern des feindlichen Stammes kam, und das Mädchen verliebte sich in sie. Sie öffnete die
Boma
und schlief mit allen.
    Als der
Morani
zurückkehrte, sah er die Fußabdrücke auf dem Boden um die Hütte, sagte aber nichts zu seiner Schwester.
    Am nächsten Morgen führte er seine Rinder wieder zum Grasen fort, doch dieses Mal machte er bald kehrt und versteckte sich in der Nähe der Hütte. Die feindlichen Krieger kamen ein weiteres Mal, und das Mädchen schlief wieder mit ihnen. Als sie sich gerade auf den Weg machen wollten, hörte er, wie seine Schwester sie aufforderte, am Abend zurückzukehren und darauf zu warten, dass sie zu tanzen und singen begann. Dies wäre das Zeichen, dass ihr Bruder die große rote Kuh molk und sie kommen und sich all die anderen Rinder holen konnten. Dann würde sie weglaufen und einen von ihnen heiraten.
    Am Abend legte der
Morani
seine Waffen bereit und tat so, als würde er sich aufmachen, um die große rote Kuh zu melken. Als er seine Schwester singen hörte, eilte er zurück und tötete all die feindlichen Krieger. Dann entzündete er ein großes Feuer und verbrannte die Leichen.
    Als der Vater den Rauch erblickte, brachte er die ganze Herde zu dem Salzleckstein, und sie waren gerettet.
    Als der Sohn dem Vater von dem Verrat seiner Schwester erzählte, entschloss sich der alte Mann, mit der Tradition zu brechen, die es unverheirateten Frauen verbot, mit den jungen Männern zu verkehren. Er erlaubte seinen Töchtern, zu singen und zu tanzen und Zeit mit den jungen
Moran
zu verbringen, bis sie verheiratet waren. Danach durfte eine Frau nur noch mit den Männern schlafen, die zur selben Altersgruppe gehörten wie ihr Mann.«
    »Und was ist mit den Kindern?«
    »Es gibt keine Kinder in der Geschichte.«
    »Aber wenn es sie gäbe, zu wem würden sie gehören? Zu ihrem Ehemann oder zu einem seiner Freunde?«
    »Selbstverständlich zu ihrem Ehemann.«
    »Aber wer vermag denn schon zu sagen, wer der Vater ist?«
    »Nashilo, es gibt viele Dinge, die der Mensch nicht versteht. Es reicht aus, sie zu wissen.« Er musterte sie neugierig. »Warum fragst du?«
    »Einfach so.«
    Die Antwort genügte ihm nicht, und er wartete darauf, dass sie weitersprach.
    Sein Blick brachte sie schließlich dazu, nachzugeben. »Parsaloi«, sagte sie, »ich will ein Kind von dir.« Sie wandte den Kopf ab, weil sie ihr törichtes Benehmen mit einem Mal beschämte.
    In der Stille, die folgte, sehnte sie sich danach, zu erfahren, was in seinem Kopf vorging. Dann spürte sie, wie seine Hand von ihrer Schulter zu der weichen Unterseite ihres Armes herabglitt, und er sie sanft zu sich herüberzog.

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Kapitel 19
    L ord Delamere wickelte sein Taschentuch um den Griff des geschwärzten Eisenkessels und goss seinen kochenden Inhalt in eine ramponierte Teekanne, die auf dem Rand des Holzofens stand. Er gab eine Handvoll Teeblätter hinein und wartete einen Moment, ehe er zwei Tassen füllte, die auf dem Tisch zwischen ihm und seinem Nachbarn, Gilbert Colchester, standen.
    Delameres Haus am Rande des Great Rift Valley wies keine Ähnlichkeit auf mit der Heimstatt seiner Vorfahren in Cheshire. Es war kaum mehr als ein Schuppen mit einem Zelttuch-Verschlag. Er beabsichtigte, zu gegebener Zeit etwas Dauerhaftes zu bauen, aber bislang hatte ihm

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