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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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begegnet, als die Regierung … als du und dein Volk das Great Rift Valley verlassen habt.« Coll erinnerte sich an die Entrüstung des
Morani,
weil man ihn zwang, das Land seiner Vorfahren zu verlassen.
    Für einen kurzen Moment war da etwas in Ole Saderas Augen, was ihm bedeutete, dass ihn der Massai ebenfalls erkannt hatte. »Ich bin gekommen, um dich um Hilfe zu bitten.«
    »Gewiss«, erwiderte Coll, der eine Frage über Rinder erwartete, was zumeist das einzige Gesprächsthema darstellte, wenn er mit einem Massai redete.
    »Ich möchte Englisch sprechen.«
    »Wirklich? Sehr gut.«
    »Kannst du es mich lehren?«
    »Ich? Nun ja … ich …«
    »Du sprichst Maa wie eine
Entito.
Du brauchst meine Hilfe ebenso.«
    Sein Vergleich mit Colls Maa zu dem eines jungen Mädchens war nicht besonders schmeichelhaft.
    »Ich verstehe«, sagte Coll. »Na schön, ich kann es dir beibringen. Es wird viele Stunden in Anspruch nehmen, und du musst fleißig lernen, so wie ich es getan habe, um deine Sprache zu erlernen. Wenn du dir das zutraust, dann wirst du vielleicht bald Englisch sprechen – auch wie eine
Entito.
«
    Coll fragte sich, ob er mit seinem Versuch, einen Scherz zu machen, in der Übersetzung gescheitert war, doch nach einem kurzen Moment verzog sich das Gesicht des Massai zu einem breiten Grinsen.
     
    Katherine ließ die Zügel sinken, und das Pferd trottete den Weg zum Farmhaus hinunter. Kira, die neben ihr im Wagen saß, war wahrscheinlich ebenso froh, dass das gesellschaftliche Ereignis des Nachmittags hinter ihnen lag.
    Die kleine Gemeinschaft im Limuru-Bezirk lud Katherine immer noch zu ihren Zusammenkünften ein, wie sie es schon zu Zeiten getan hatte, als sie gemeinsam mit Bill daran teilgenommen hatte. Katherine nahm die Einladungen selten an, aber die Robinsons – ein älteres Ehepaar, das ebenfalls dazu neigte, größere Menschenansammlungen zu meiden – schickte alle zwei Monate eine Mitteilung, um sie zum Tee zu sich zu bitten. Gelegentlich luden sie einen weiteren Gast ein, der stets männlich und alleinstehend war. Katherine mochte das ältere Ehepaar, dem die Nachbarfarm gehörte, und wusste seine gutgemeinten Absichten zu schätzen, fühlte sich aber ziemlich unwohl dabei. Sie beherrschte die Kunst geselliger Unterhaltung nicht besonders gut – wahrscheinlich, weil es ihr an Übung mangelte, da sie noch sehr jung gewesen war, als sie Bill heiratete. Und egal, wie gut gemeint die Absichten der Robinsons auch sein mochten, ihre Vorstellung eines geeigneten Partners für sie deckte sich in keiner Weise mit dem, was Katherine im Sinn hatte. Obgleich sie niemals irgendein Interesse an dem jeweiligen Möchtegern-Verehrer zeigte, dauerte es für gewöhnlich eine ganze Weile, um ihn davon zu überzeugen, dass es keinen Zweck hatte, weiterhin vorbeizuschauen.
    Glücklicherweise war es ihr gelungen, die Peinlichkeit des Nachmittags zu beenden, indem sie auf die fortgeschrittene Stunde und auf die Gefahren hinwies, die eine Fahrt nach Einbruch der Dunkelheit mit sich brachte.
    Es war schön, nicht allein fahren zu müssen, aber Katherine hielt es zudem für wichtig, Kira mit den Gepflogenheiten der weißen Gesellschaft in Berührung zu bringen. Es war nicht ihre Absicht, sie damit zu indoktrinieren, doch sie fand, dass das zusätzliche Wissen nicht schaden konnte.
    »Was hältst du von Mr. Calligan?«, fragte sie das Mädchen, sich auf den Mann beziehend, der das neueste Angebot der Robinsons darstellte.
    »Er ist langweilig.«
    »Wirklich? Und warum glaubst du das?«
    »Er versucht, einen dazu zu bringen, dass man ihn mag, aber er redet törichtes Zeug.«
    »Verstehe«, erwiderte Katherine, und sie erkannte, dass ihre junge Begleiterin scharfsinniger war, als sie es ihr zugetraut hatte.
    Als sie vor dem Haus hielten, kam der Stallbursche, der auch als ihr
Syce
diente, vom Stall herübergelaufen, um das Pferd abzuspannen und trocken zu reiben.
    Sie hatte gemischte Gefühle bezüglich der Frage, ob Kira in der weißen Gemeinde verbleiben und ihren Unterricht fortsetzen sollte oder nicht. Sie hatte das Mädchen gern um sich, aber sie konnte verstehen, wenn es zu seinem eigenen Volk zurückkehren wollte. Was in einem Massai-Dorf aus ihr werden würde, das war eine andere Frage. Laut George Coll wäre Kira, wenn sie bei den Massai geblieben wäre, inzwischen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit verheiratet, und das mit einem Mann, der doppelt so alt war wie sie.
    Bei dem Gedanken an George fragte sie sich,

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