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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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den
Aulononi
ausgewählt wurde, musste ebenfalls auf Heiratsabsichten verzichten, und der andere Krieger, den sie gewählt hatte, wäre dazu verpflichtet, seine Liebste der Tradition halber aufzugeben.
    Es war wichtig, geheim zu halten, auf wen die Wahl des
Aulononi
gefallen war, bis die Gruppe Mantira ernannt hatte, weil die Verpflichtungen und Einschränkungen des Amtes derart schwerwiegend waren, dass niemand darauf erpicht war. Die meisten Männer würden versuchen, einen Weg zu finden, um sich durch Selbstverstümmelung oder durch die Verletzung eines anderen zu disqualifizieren. Ole Sadera war die vertrauliche Nachricht nur deshalb zuteilgeworden, damit er für den Fall, dass Mantira von dem Vorhaben seiner Altersgenossen erfuhr, auf ihn aufpasste.
    Mantira hatte schon eine ganze Weile geschwiegen, während sie ihre Körper mit Kalkfarbe und Ocker vorbereiteten. Ole Sadera hatte nichts als Knurren und einsilbige Antworten auf seine Versuche erhalten, eine Unterhaltung zu beginnen.
    »Freust du dich denn nicht, heute in die Gruppe der Ältesten zu wechseln, alter Freund?«, fragte Ole Sadera. »Du bist schon den ganzen Tag so still.«
    »Bin ich das? Vielleicht liegt es an dieser Kalkfarbe. Sie gefällt mir einfach nicht.«
    »Aha. Oder gefällt es dir nicht, nun bald zur Gruppe der Ältesten zu gehören?«
    Mantira sah ihn an. »Vielleicht.«
    »Schon wieder ein Vielleicht.«
    Mantira rang sich angesichts der Schelte seines Freundes ein Lächeln ab. »Ja, vielleicht dies, vielleicht das. Vielleicht gibt es nur eine Sache, auf die ich mich freue, und das ist Sirita, die ich nun endlich heiraten kann.«
    Ole Sadera hielt es für das Beste, das Thema zu wechseln. »Du und deine Il Talala, ihr werdet ausgezeichnete Älteste abgeben.«
    Mantira warf ihm einen ungläubigen Blick zu.
    »Das war ernst gemeint, Mantira. Du wirst überzeugende Ratschläge geben können, was ordentliches Verhalten angeht, denn jeder weiß, dass du und deine Altersgruppe euch in all den langen Jahren derart schlecht benommen habt, dass eure Erfahrung heiß begehrt sein wird.«
    Dies entlockte Mantira ein Kichern, ehe er hinzufügte: »Und in ein paar Jahren werden wir den Platz räumen müssen, wenn deine noch erfahreneren Il Tuati uns Gesellschaft leisten werden.«
    Für einen Moment war die düstere Stimmung verflogen, und sie schwiegen und beendeten ihre Körperbemalung.
    »Parsaloi, mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass du dich mit Nashilo an Orten triffst, an denen man dich nicht sehen sollte«, sagte Mantira.
    »Seit wann gibst du etwas auf Gerüchte?«
    »Nun, ich habe euch auch schon zusammen gesehen.«
    Ole Sadera schämte sich für seinen Täuschungsversuch. »Ich wollte dir nichts davon erzählen, weil ich dachte, es könnte dich verletzen«, sagte er gedrückt.
    »Ob ich mich verletzt fühle oder nicht, sollte dich nicht kümmern. Aber andere haben dich möglicherweise auch gesehen. Falls Nashilos Ehemann davon erfährt, könnte dies für dich in Schmach und Schande enden. Du gehörst nicht zu seiner Altersgruppe und hast kein Recht auf sie.«
    »Und wie würdest du als Ältester in diesem Falle über mich richten, mein Freund?«
    »Nein, bitte, du solltest darüber keine Witze machen, Parsaloi. Das ist nicht lustig. Ich würde lieber nicht in solchen Angelegenheiten über dich richten müssen.«
    »Ich verstehe.«
    Ole Sadera wollte nicht weiter darüber reden. Trotz seiner Schuldgefühle und seiner Gewissensbisse vermochte er seine Beziehung zu Nashilo nicht zu beenden, und er wollte nicht, dass sie zu einem Streitpunkt zwischen Mantira und ihm wurde.
    »Die
Moran
sammeln sich«, sagte er. »Sie sind bereit, in die
Manyatta
zurückzukehren.«
    Mantira nickte, und sie schlossen sich der langen Reihe der Krieger an, die unter dem Klang von Kudu-Hörnern und klingenden Schellen zur
Manyatta
zurückkehrten. Mantiras Gruppe trug keine Waffen, nur lange, weiße Stäbe, die den Übergang von der Macht zur Weisheit kennzeichneten.
    Die Hauptereignisse fanden in der großen, kegelförmigen Zeremonialhütte statt, die in der Mitte der neunundvierzig Behausungen errichtet worden war und in der die Frauen die Milch, das gebratene Fleisch und das Honigbier aufbewahrten.
    Mantira musste noch eine wichtige Aufgabe erfüllen, bevor er sich zu den anderen
Moran
gesellte, um Lenanas Segen zu erhalten. Er bat Ole Sadera, ihn zu begleiten.
    Sie schritten zur Hütte von Mantiras Mutter, wo er die letzte Tortur auf seinem Weg zum Ältesten

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