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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Tiere sind das? Fünftausend? Zehntausend?«
    »Eher zehntausend, würde ich sagen«, bemerkte Lewis.
    »Was machen die denn hier? Ich weiß, dass sich die Massai nur ungern von ihrem Vieh trennen, aber so viele Tiere zu einer Zeremonie mitzunehmen ist doch sehr ungewöhnlich. Was geht da vor sich?«
    Sie trieben ihre Pferde an und ritten zügig den Hügel hinunter auf das Dorf zu. In der Mitte der
Boma
trafen sie auf Lenana, der mit einigen der Ältesten am Gehege der Kälber stand.
    Coll tauschte Grußworte und Segenswünsche mit ihm und wartete ungeduldig, während der
Laibon
und Lewis Förmlichkeiten austauschten. Dann verwickelte er den
Laibon
in eine langwierige, auf Maa geführte Unterhaltung. Im Gegensatz zu Lenanas leidenschaftslosem Tonfall klang Coll sehr aufgeregt. Lewis stellte zu seiner Beunruhigung fest, dass sein Freund wieder zu schwitzen begann und Mühe mit seiner Atmung hatte. Dann kehrte der quälende Husten mit einer solchen Macht zurück, dass er seine Unterhaltung nicht fortzusetzen vermochte.
    Lewis versuchte, darauf zu bestehen, dass Coll sich ausruhte, doch der hob abwehrend die Hand, obwohl sich seine Notlage verschlimmerte und er kaum noch zu atmen vermochte.
    »Himmelherrgott noch mal, George. Nicht aufregen! Was hast du denn nur? Du musst dich ausruhen.«
    »Die
Eunoto
«, keuchte Coll nach Atem ringend.
    »Vergiss die
Eunoto,
George. Du bleibst jetzt hier sitzen, während ich die Pferde hole.«
    Coll schob seine Hand weg und atmete vorsichtig ein. »Ich wusste, dass etwas im Gange war. Lenana hat Edouards Vorschlag zugestimmt.« Er schnappte erneut nach Luft. »Nach der Zeremonie werden sie nach Süden ziehen.«
    Auf seinen sich blau verfärbenden Lippen waren Blutflecken. Lewis, der damit beschäftigt war, Colls Kragen zu lockern, hörte nur mit halbem Ohr zu.
    »Verdammt noch mal, Norman!«, stieß Coll hervor und packte die Hand an seinem Kragen. »Verstehst du denn nicht? Die Massai aus dem Norden ziehen alle nach Süden!«
    Colls Hand wurde schlaff, und er sank in Lewis’ Arme.
     
    Die versammelten
Moran
erfüllten die heiße Luft mit sechshundert dröhnenden Bassstimmen. Eine Wand aus rotgekleideten, singenden und tanzenden Kriegern hatte sich auf der weiten Ebene versammelt.
    Lediglich Norman Lewis war immun gegen die Macht dieses Schauspiels. Nachdem er es Coll so bequem wie möglich gemacht hatte, war er in die Stadt gestürmt und hatte sich in einem der wenigen Läden einen Wagen geliehen.
    Mit Ole Saderas Hilfe war es ihm gelungen, den bewusstlosen Freund hineinzuheben. Nachdem er jede weitere Hilfe des besorgten Massai abgelehnt und diesen damit vertröstet hatte, Coll in einigen Tagen bei sich zu Hause besuchen zu können, hatte er sich mit dem Wagen über den steinigen Weg zurück in Richtung Ngong und der Straße nach Nairobi gemacht. Während sie den Abhang hinauffuhren, um das kleine Tal zu verlassen, wo die versammelten Massai ihr Übergangsritual zelebrierten, das ihr Leben verändern würde, verspürte Lewis Mitleid, weil einer ihrer größten Bewunderer nicht in der Lage war, diesem beeindruckenden Ereignis beizuwohnen.

Kapitel 27
    M antira fand Ole Sadera wie einen Storch auf einem Bein stehend und über die Herde hinwegblickend vor, die sich über die nackten Abhänge der Hügel von Ngong verteilte.
    »Das ist wenig Weideland für eine so große Herde«, sagte Mantira, der Ole Saderas Blick gefolgt war.
    »Ja. Wir müssen bald weiterziehen, sonst wird sich ihr Zustand noch verschlechtern. Sie sind auf der langen Reise hierher ohnehin abgemagert.«
    »Hier gibt es nur noch wenig, das uns hält. Die
Eunoto
ist vollendet. Lenana hat uns seinen endgültigen Segen gegeben, und wir können gehen.«
    »Deine Altersgruppe hat dir eine große Ehre erwiesen, mein Freund«, sagte Ole Sadera in Anspielung auf Mantiras Ernennung zum
Aulononi.
»Ich kann gar nicht glauben, wie sich die Zeiten für uns ändern. Ausgerechnet du wirst heiraten! Und ehe du es dich versiehst, wirst du Vater sein. Dein langes Schwert hat doch mehr Frauen erlegt als eine ganze Armee von
Moran.
«
    Mantira war seinem Freund dankbar für den Versuch, ihn von seiner Niedergeschlagenheit zu befreien. Er rang sich ein Lächeln ab, aber die Enttäuschung über die verlorene Chance, die Frau zu heiraten, die er liebte, saß zu tief. Um ihnen beiden weiteres Unbehagen zu ersparen, entschied er sich, das Thema anzuschneiden, weshalb er gekommen war.
    »Du warst nicht glücklich über unsere Entscheidung,

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