Der letzte Massai
gekostet, den Rat des
Laibon
der Loitai einzuholen, der ihm versprach, dass er wohlhabender werden und eine geeignete Frau finden würde, wenn er in sein Heimatland Entorror zurückkehrte. Und so hatte sich Ole Kipetu entschieden, alles zu wagen und die verbotene Reise durch das große Tal bis nach Entorror anzutreten, wo er seine Purko-Verwandtschaft ausfindig machen würde.
Es war ihm auch zu Ohren gekommen, dass sich das
Ol-Milo
– das todbringende neue Rinderfieber, das die Weißen Ostküstenfieber nannten – über das gesamte südliche Reservat ausbreitete. Er war seines mühevollen Lebens überdrüssig und entschied sich, alles zu wagen, um wieder in Entorror leben zu können.
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Kapitel 32
G eorge Coll wollte nicht auffallen. Daher nahm er inmitten all der Neugierigen, die sich dort die Zeit vertrieben, im hinteren Teil des Gerichtssaals Platz, obgleich er mehr als die meisten anderen an dem Prozess interessiert war, der nun schon drei Tage dauerte. Vor dem Richter stand der Ankläger, Herbert Wallis – ein zur Glatze neigender, leicht dickbäuchiger Mann in einem schlecht sitzenden Anzug, der in dem stickigen Gerichtssaal heftig schwitzte. Auf der Anklagebank saß der wegen Mordes angeklagte Galbraith Collins, ein führendes Mitglied der Siedlergemeinschaft und ein Mann mit mächtigen Freunden in Britisch-Ostafrika und im Ausland. Wallis’ respektvoll durchgeführtes Kreuzverhör machte deutlich, dass er sich dieser Tatsache überaus bewusst war.
»Mr. Collins«, sagte Wallis, »Sie haben die Aussage von Sergeant Dutton von der Polizeiwache in Nakuru gehört, laut der die verstümmelte Leiche des Massai-Kriegers Toiran auf Ihrer Farm im Great Rift Valley gefunden wurde. Mit Hilfe des Gerichtsdolmetschers haben Sie zudem von dem Massai-Zeugen, der den Verstorbenen gefunden hat, vernommen, dass er ein metallenes Objekt in der Nähe der Leiche entdeckt und es der Polizei übergeben hat, als er den Mord meldete.
»Einspruch!«, rief der Verteidiger.
»Stattgegeben«, sagte der Richter und blickte über seine Brille hinweg den Ankläger an. »Mr. Wallis, darf ich Sie daran erinnern, dass wir zunächst feststellen müssen, ob es sich in der hier verhandelten Angelegenheit tatsächlich um Mord handelt, respektive, ob überhaupt ein Verbrechen begangen wurde. Zu diesem Zeitpunkt vermögen wir nichts auszuschließen, und dies beinhaltet auch Tod durch Unfall.«
Wallis wischte sich mit einem großen weißen Taschentuch über die Stirn. »Ich danke Euer Ehren für den freundlichen Hinweis und entschuldige mich beim Gericht und bei meinem geschätzten Kollegen.« Er nickte zu dem Verteidiger und seinen drei Assistenten hinüber. »Lassen Sie mich die Frage anders formulieren.« Er räusperte sich und wandte sich erneut der Anklagebank zu. »Mr. Collins, Sie haben gehört, dass der Massai-Krieger Sergeant Pearson von der Polizeiwache in Nakuru eine kleine bimetallene Kugel übergeben hat und dieser die Meinung äußerte, dass es sich um ein Projektil aus einem Repetiergewehr Kaliber .303 handelt.«
Collins nickte. »Ja.«
»Können Sie mir bitte sagen, ob Sie ein solches Gewehr besitzen, Mr. Collins?«
»Das tue ich.«
»Verstehe. Und vermutlich benutzen Sie es wie jeder Farmer im Tal von Zeit zu Zeit dazu, um Wild für das Abendbrot zu jagen, nicht wahr?«
»Das ist richtig.«
»Sehr gut. Und würden Sie von sich behaupten, dass Sie mit diesem Gewehr ein versierter Schütze sind, Mr. Collins?«
»Ich vermag einer Giraffe auf hundert Schritt die Hörner abzuschießen«, erwiderte Collins grinsend.
Die Geschworenen und die Zuschauer brachen in Gelächter aus.
»Ruhe!«, rief der Richter warnend und ließ seinen Hammer auf den Sockel herabsausen.
»Mr. Collins, Sie haben in Ihrer eidesstattlichen Aussage vor diesem Gericht erklärt, dass Sie sich am dritten April 1911 auf einem Ausritt befanden, als Sie auf eine Gruppe von Massai auf Ihrem Land trafen, die Sie für ein Überfallkommando hielten. Würden Sie dem Gericht bitte mitteilen, wie Sie zu dieser Schlussfolgerung gelangten?«
»Alle drei trugen Kriegsbemalung und Löwenmähnen-Kopfschmuck.«
»Und war es lediglich ihre Aufmachung, die Sie glauben ließ, dass sie nichts Gutes im Schilde führten?«
»Ich hatte kurz zuvor die Überreste eines meiner besten Schafböcke entdeckt. Die Mistkerle hatten ihn aufgeschnitten und große Stücke Fleisch entnommen. Diese verdammten Bastarde haben ja
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