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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Telegramm aus dem Kolonialministerium war für ihn ein Schlag ins Gesicht. Es war eine untragbare Situation, dass Männer in London Entscheidungen über Angelegenheiten trafen, die sich ihrem Verständnis entzogen. Aber es war nicht nur die Anweisung, die Umsiedelung zu stoppen, bis die Rechtmäßigkeit der Änderung der 1904 getroffenen Vereinbarung abgeklärt oder eine entsprechende, anderslautende Vereinbarung erzielt worden war, die seine Wut entfachte, sondern zudem die Bestätigung seiner Vermutung, dass jemand in seiner Behörde heimlich und arglistig hinter seinem Rücken London informiert hatte.
    »Also gut«, sagte er und holte tief Luft. »Wadley, verfassen Sie ein Bestätigungsschreiben für das Kolonialministerium und eine Mitteilung, die Lenana mittels Boten zuzustellen ist. Wir werden uns erneut treffen, um die Umsiedelung formell zu bekräftigen. Ich würde sagen, übermorgen, am Donnerstag. Derweil soll er jegliche Bewegung der Massai und ihres Viehs gen Süden stoppen. Verstanden?«
    »Jawohl, Sir.« Wadley kritzelte eine Notiz auf seinen Block. »Oh, und da wäre noch dies hier, Sir.«
    Wadley reichte ihm ein Blatt, das er zunächst für ein weiteres Telegramm hielt, doch es handelte sich lediglich um eine Abschrift.
    Edouard warf ihm einen Blick zu, riss ihm das Blatt dann aber aus der Hand.
    »Ich dachte, Sie sollten es sich angesichts des äh … Tenors des anderen Telegramms ansehen«, fuhr Wadley hastig fort.
    Der Name des Adressaten fiel dem Gouverneur sogleich ins Auge. »Wie sind wir daran gekommen?«, erkundigte er sich in schroffem Ton.
    »Durch Mr. Smythe, den Assistant Deputy Commissioner in Mombasa. Er ist im Postamt darüber gestolpert. Er bemerkte, dass es an Mr. Ramsay McDonald gerichtet war, und …, nun ja, ich nehme an, seine Neugierde war geweckt, weil es sich um eine private Korrespondenz handelte und nicht um eine der unsrigen.«
    »Wie kommt es, dass Mombasa eine Abschrift davon hat?«
    »Jedes Telegramm von hier geht zunächst nach Mombasa, bevor es nach London übermittelt wird, Sir.«
    Edouard las das Schreiben erneut.
    Unsere Freunde begeben sich erzwungenermaßen nach Süden. Reisepapiere nicht vorhanden. Frühere Vereinbarungen unberücksichtigt. Bitte dringend um sofortige Hilfe von höherer Stelle. Erklärende Worte folgen. Angelegenheit jedoch von äußerster Dringlichkeit. Sofortiges Handeln erforderlich. Norman.
    Norman. Er kannte einen William Normoyle in Kisumu. Sonst fiel ihm niemand ein.
    »Ich danke Ihnen, Wadley«, sagte er ruhig. »Überlassen Sie mir das Blatt bitte für eine Weile.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Wadley und verließ das Zimmer.
    Edouard nahm einen Schlüssel aus seiner Westentasche und steckte ihn in das Schloss der untersten Schublade. Er holte eine Mappe hervor, öffnete diese vor sich auf dem Schreibtisch und fuhr mit seinem Finger an Eliots Liste der Verdächtigen herab: Branson, Keith; Somerville, Brian; McGuire, Andrew. Zum Ende der Spalte verharrte sein Finger bei Lewis, Norman.

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Kapitel 29
    D er Amala war nicht länger ein stattlicher wilder Seitenfluss des Mara. Die Dürre hatte ihn in eine Reihe von schlammigen Wasserlöchern verwandelt, die durch weite Sandflächen verbunden waren, was den langen Marsch in Richtung Norden schwierig gestaltete. Aber Leboo Ole Kipetu wusste, dass ihn die
Askaris
nicht finden würden, wenn er auf dem mit Schotter übersäten Ufer blieb.
    Leboo und sein Junge trieben ihre einundzwanzig Rinder und eine Handvoll Ziegen schon seit Tagen nordwärts. Sie waren alles, was ihm von seiner einst beträchtlichen Herde geblieben war.
    Als der weiße Gouverneur die Massai aus dem großen Tal vertrieb, hatte Leboo es vorgezogen, in das Reservat im Süden zu ziehen. Seine erste Frau war eine Loitai-Massai, deren Familienmitglieder in den Hügeln von Loita im südlichen Reservat lebten und viele Rinder besaßen. Er hielt es für einen Vorteil, in ihrer Nähe zu bleiben, um durch die verwandtschaftlichen Beziehungen an weitere Tiere zu gelangen.
    Aber die Jahre im Süden waren nicht von Glück gesegnet gewesen. Seine zweite Frau hatte ihm keine Kinder geboren, und er hatte sie zu ihrer Familie zurückgeschickt. Dann blieben dreimal hintereinander die Regenzeiten aus, und als er und die Familie seiner Frau nach Westen zogen, um besseres Weideland zu finden, wurden sie von feindseligen Sokit überfallen, die seine Frau töteten und viele seiner Rinder stahlen.
    Es hatte ihn eine junge Ziege

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