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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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hinausgeritten, um sich davon zu überzeugen, dass die Massai mit der Umsiedelung nach Süden einverstanden waren, und er hatte zudem die undankbare Aufgabe, Ole Sadera von dem kürzlich erfolgten Freispruch für Galbraith Collins zu berichten. Seine eigene Fassungslosigkeit über den Ausgang des Prozesses war einer großen Wut gewichen, an deren Stelle schließlich Schuldgefühle getreten waren. Er hatte den Massai versichert, dass ihnen Gerechtigkeit widerfahren würde, und nun musste er ihnen erklären, wie es zu dieser Wendung gekommen war. Doch egal, welche Worte er auch finden und mit welchem Nachdruck er ihnen versichern würde, wie sehr er sich selbst betrogen fühlte, er würde heuchlerisch wirken.
    Nach einem Austausch von Grußworten folgte Coll den Ältesten durch das Dorf, in dem die Massai-Frauen mit Weben und dem Auffädeln von Perlen beschäftigt waren. An einer Versammlungsstätte in einem schattigen Zederndickicht hieß Ole Nakola, der die Falten und Konturen des Great Rift Valley in seinem runzeligen Gesicht zu tragen schien, Coll willkommen und forderte ihn auf zu sprechen.
    Coll teilte den Ältesten mit, dass ihn Governor Edouard geschickt hatte, um sie für das von Lenana einberufene Treffen vorzubereiten, bei dem von ihnen erwartet wurde, dass sie die neue Umsiedelungsvereinbarung unterzeichneten. Er bat sie, ihm gegenüber zu bekräftigen, dass sie mit diesem Vorhaben einverstanden waren.
    Die Ältesten begannen der Reihe nach zu sprechen, erwähnten Dinge wie die Notwendigkeit, alle Massai an einem Ort zu versammeln, den Nutzen zusätzlichen Landes, das sie für das Reservat im Norden erhalten würden, und die Vorteile, im Süden gemeinsam mit ihrem
Laibon
angesiedelt zu sein.
    Coll stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus, als ihm die Männer reihum ihre Zustimmung versicherten.
    »Ich danke euch für eure Worte«, sagte Coll. »Sollte es jemanden unter euch geben, der noch Bedenken irgendwelcher Art hat, so würde Governor Edouard gewiss einen Besichtigungsbesuch des Reservats im Süden gutheißen, wenn dies der Wunsch der Purko wäre.«
    »Wir möchten niemanden in irgendeinen Teil des Landes schicken«, erklärte Ole Nakola im Namen der anderen. »Unter uns gesprochen, wir wissen um die Gegebenheiten dort … Wir wissen, dass das Land nicht für unsere Rinder taugt. Wir wissen, dass es schlecht für sie ist, dass es an Wasser fehlt, und wir haben kein Vertrauen in das, was die Regierung sagt.«
    Coll war sprachlos. Waren dies dieselben Männer, die ihn noch vor wenigen Augenblicken ihrer Befürwortung des Umzugs versichert hatten? »Das verstehe ich nicht, Ole Nakola«, stammelte er. »Ich dachte, ihr wäret froh über den Umzug.«
    »Wir wollten das große Tal, aber das überlässt man uns nicht, also werden wir uns ohne es zufriedengeben müssen. Wir würden lieber in Entorror bleiben, aber wenn das nicht möglich ist, werden wir von hier fortgehen.«
    »Aber … ihr wisst doch um die Schwierigkeiten hier in der Laikipia. Es mangelt an Wasser, und Governor Edouard hat versprochen, im Süden Wasserspeicher anzulegen, damit es euch und eurem Vieh nicht mehr länger daran fehlt.«
    »Wir sind uns dieser Dinge nicht gewiss, aber wir sind bereit, von hier fortzugehen.«
    »Wir wünschen keine weiteren Verhandlungen in der Angelegenheit mehr«, sagte einer der Ältesten. »Wir werden einfach gehen.«
    »Wenn die Briten sagen, dass wir gehen müssen, dann müssen wir gehen«, sagte ein anderer.
    Das war nicht die Bestätigung, die sich Coll erhofft hatte, aber die Männer ließen sich auf keine weitere Diskussion ein.
    »Wie lauten die Ansichten Ole Saderas und Mantiras dazu?«
    Die Ältesten tauschten Blicke.
    Ole Nakola zeigte auf etwas, das jenseits des
Boma
-Tores lag, und sagte: »Mantira befindet sich mit seinen Il Talala in seiner
Manyatta.
Sie teilen unsere Meinung, aber überzeuge dich nur selbst.«
    »Und was ist mit Ole Sadera?«, fragte Coll.
    Ole Nakola schien sich unbehaglich zu fühlen. »Die Il Tuati sind in den Busch gegangen.«
    Die Ältesten waren offenbar nicht gewillt, über Ole Sadera zu sprechen. Es gehörte nicht zu ihren Gepflogenheiten, schlechte Neuigkeiten kundzutun. Coll war sich nicht sicher, wie viel er sie fragen und wie viel sie ihm sagen würden. Schließlich bot ihm Ole Nakola an, Coll von einem Jungen zu Ole Saderas Fleischessen führen zu lassen, wo ihm der
Olaiguenani
die Antworten auf seine Fragen selbst geben konnte.
    Nun, da er wusste, dass

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