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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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sagte er. »Ich versuche, dir begreiflich zu machen, dass du auf diese Weise nicht weitermachen kannst. Du musst dich von einigen deiner Verpflichtungen, die dir allzu sehr zusetzen, verabschieden.«
    Coll schien tiefer in sein Bett zu sinken, als ob die Kraft, die ihn aufrecht hielt, erschöpft war. »Wenn ich von Edouards geheimen Plänen gewusst hätte, die Massai nach Süden umzusiedeln …«
    »Das konntest du doch gar nicht wissen, George. Er hat dich ausgeschlossen. Es handelte sich offensichtlich um eine Angelegenheit, die er zwischen sich und Lenana geheim halten wollte, bis die Umsiedelung im Gange war. Und was hättest du auch schon dagegen unternehmen können? Dies ist das beste Beispiel für die Art von Engagement, vor dem ich dich warne. Du kannst unmöglich damit fortfahren, deine …«
    »Ich hatte einen Verdacht, weißt du. Als ich Edouards Amtszimmer verließ, wollte ich Lenana nach dem Treffen noch einmal sprechen, aber dann kam irgendetwas dazwischen, und ich wurde weggerufen. Ich hätte mir der Gefahren bewusst sein sollen. Edouard ist ein durchtriebener Halunke. Ich fühle mich ganz furchtbar, wenn ich daran denke, wie er den alten Mann manipuliert hat.«
    »Du hörst mir nicht zu, George. Ich möchte, dass du dich ein paar Tage ausruhst. Und ich will nicht, dass du dich wegen dem, was in Massai-Land geschieht, quälst.«
    »Aber wenn ich mir nichts aus dem mache, was dort draußen geschieht, wer tut es dann?«
    »Ich, zum Beispiel. Du stehst nicht allein da. Ich werde an unsere Freunde in London schreiben. Sie werden das Thema im Oberhaus anschneiden.«
    »Es ist zu spät für irgendjemanden in London, um uns zu helfen. Wenn dein Schreiben dort eintrifft, werden die Massai bereits im Süden sein und dort festsitzen. Wie in einem Gefängnis. Und bis die Politiker Wind davon bekommen, hat Edouard das Land des Reservats im Norden schon längst verteilt.«
    Coll hatte seine fadenscheinigen Entschuldigungen durchschaut. Lewis war sich bewusst, dass er, wenn er seinen Patienten von der ihn quälenden Belastung befreien und dabei zugleich sein eigenes schlechtes Gewissen beschwichtigen wollte, Maßnahmen ergreifen musste – egal, wie gefährlich dies auch für ihn selbst sein mochte.
     
    »Ein Telegramm! Bist du verrückt geworden, Norman?« Coll schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. »Wie konntest du nur ein Telegramm nach London schicken? Edouard wird davon erfahren, bevor es überhaupt den Schreibtisch von deinem Mr. MacDonald erreicht.«
    »Es war ein privates Telegramm.«
    »Das mag ja sein, aber es ist nicht sicher! Nairobi ist eine kleine Stadt. Die Leute vom Postamt kennen dich.«
    »Beruhige dich, George. Und setz dich bitte wieder hin.«
    Coll tat, wie ihm geheißen wurde. Er war wieder ein wenig zu Kräften gekommen, aber plötzliche Bewegungen führten zu Schwindelanfällen.
    »Das hättest du nicht tun sollen, Norman. Es ist viel zu …«
    »Aus diesem Grund habe ich auch das Postamt in Machakos aufgesucht. Dort kennt mich niemand. Wie dem auch sei, es ist geschehen, und überdies kenne ich bereits die Reaktion darauf.« Er grinste Coll an. »Ich habe das Telegramm abgefangen, als es mit der morgendlichen Korrespondenz eintraf. Die Umsiedelung in den Süden wurde gestoppt.«
    Coll starrte ihn für einen Moment an, bevor er die Bedeutung der Worte verstand. »Gestoppt?« Der Mund blieb ihm offen stehen. »Norman, willst du etwa damit sagen, dass die Anordnung rückgängig gemacht wurde?«
    Lewis nickte grinsend.
    »Du hast es geschafft! Wir haben gewonnen!« Colls Stimme klang mit einem Mal erstickt, er begann zu husten und griff hastig nach einem Taschentuch, um es sich vor den Mund zu pressen.
    Lewis reichte ihm ein Glas Wasser, blieb neben ihm stehen und klopfte ihm leicht auf die Schulter. »Ruhig Blut, George«, sagte er. »Ich möchte nicht, dass du einen Rückfall erleidest, da wir doch gerade über den Berg sind.«
    »Über den Berg?« Coll lächelte durch die Tränen hindurch, die ihm bei dem Krampfanfall in die Augen geschossen waren. »Ich würde sagen, es ist mehr als das. Wir haben das Rennen gewonnen, Norman.«
    »Ich spreche von deiner Gesundheit, mein Bester.«
    Coll blinzelte die Tränen weg. »Wir haben es geschafft! Wir haben die Mistkerle geschlagen.«
    Es war das erste Mal, dass Lewis hörte, wie Coll Schimpfwörter benutzte.
    »Ja, George«, stimmte er ihm zu. »Diese Runde geht an uns.«
     
    Governor Edouard presste die Lippen zusammen. Das

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