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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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übrigen Purko ohne die Stärke ihrer älteren
Moran
anfangen?« Er biss sich auf die Unterlippe, und während er sich mit seinen Gedanken quälte, nahm sein Gesicht wieder einen angespannten Ausdruck an. »Ich fürchte mich davor, gezählt und wie Vieh durch das große Tal getrieben zu werden. Das ist beschämend. Aber noch viel mehr fürchte ich mich davor, das zu verlieren, was mich als Massai ausmacht.« Er wandte sich Coll zu. »Verstehst du mich? Kannst du verstehen, was es bedeutet, ein Massai zu sein und davorzustehen, all das zu verlieren, das mich zu dem macht, der ich bin?«
    Coll gab sich Mühe, es nachzuempfinden. »Ich glaube schon.«
    Ole Sadera senkte den Kopf. »Es tut mir leid, Swara. Ich belaste dich mit Problemen, die du nicht für mich zu lösen vermagst.«
    »Du hast recht. Nur du kannst die endgültige Entscheidung treffen, was du deinen Il Tuati rätst. Aber du irrst dich, wenn du glaubst, allein zu sein. Was ist mit dem Rat der Ältesten?«
    »Die Ältesten sind schwach. Sie vernachlässigen ihre Pflichten. Es sind die Il Tuati und unsere Brüder, die Il-Talala-
Moran,
die die Last dieser Entscheidung tragen müssen.«
    »Was sagt Mantira zu diesen Dingen?«
    Ole Sadera schwieg, und sein Gesicht nahm einen verschlossenen Ausdruck an.
    Coll versuchte es erneut. »Wäre es nicht gut, andere Meinungen zu hören, bevor du eine Entscheidung triffst?«
    Doch er vermochte Ole Sadera mit seinen Worten nicht mehr zu erreichen, denn bei dem Massai gewann die Wut wieder die Oberhand.
    »Immer nur reden. Dumme Männer hören niemals zu. Manchmal muss ein
Morani
allein dastehen und das tun, was richtig ist.«
    Er stürmte davon in Richtung Feuer und der tanzenden Krieger. Coll folgte ihm.
    »Aber was ist das Richtige, Parsaloi? Was wirst du tun?« Er war enttäuscht, dass ihr Gespräch wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt war. »Ich benötige eine Antwort für Governor Edouard.«
    Ole Sadera drehte sich ruckartig um, aber Coll vermochte nur den Umriss seines Gesichts zu sehen. »Governor Edouard?« Seine Stimme klang belegt und war wegen des Gesangs der
Moran
kaum zu vernehmen. »Sag ihm, dass die Il Tuati lieber im Kampf sterben, als noch einmal von ihrem Land verjagt zu werden!«
     
    Nashilo sah zu, wie der weiße Mann das Lager verließ, und sie wartete ab, während Ole Sadera am Rande des Kreises der tanzenden
Moran
auf und ab ging. Kurze Zeit später schritt er in den finster werdenden Wald.
    Sie schlich vorsichtig hinter ihm her und versuchte jegliches Geräusch zu vermeiden, das ihn auf sie hätte aufmerksam machen können. Es lag nicht in ihrer Absicht, ihre Anwesenheit zu verraten, denn dann hätte er gewusst, dass sie ihm vom Lager aus gefolgt war, und es war den Frauen verboten, die
Moran
beim Fleischessen zu beobachten. Sie war sich nicht sicher, warum sie hier war. Vielleicht lag es an der Unterhaltung, die sie an jenem Tag mit Ntooto geführt hatte.
    »Eine
Eunoto
noch, und er wird in die Gruppe der Ältesten überwechseln«, hatte Ntooto mit unheilverkündender Stimme gesagt. Nashilo hörte die unausgesprochene Botschaft darin, beachtete sie aber nicht. Ntooto rief ihr in Erinnerung, dass in nicht allzu langer Zeit von Parsaloi erwartet wurde, zu heiraten und als Familienvater seinen Platz unter seinen Altersgenossen einzunehmen. Sie sagte ihr damit, dass Nashilo ihre Beziehung zu Parsaloi ebenso gut gleich aufgeben konnte, da er zwangsläufig eine oder mehrere Ehefrauen nehmen würde und sie vergessen wäre. Nashilo hatte sich diese Möglichkeit bereits selbst ausgemalt und wollte nicht daran erinnert werden. Sie sagte sich immer und immer wieder, dass Parsaloi, solange sie lebte, ihre große Liebe sein würde. Und sie die seine.
    Aber wenn Nashilo ehrlich zu sich war, dann musste sie sich eingestehen, dass sie im Grunde nicht wusste, was Parsaloi wirklich für sie empfand. Sie stellte sich vor, dass sich irgendwo in diesen besorgt dreinblickenden Augen die Liebe versteckt hielt, aber bislang hatte sie sich noch nie gezeigt. Weder in Worten noch in Taten. Das Beste, das sie erwarten durfte, war eine stürmische Leidenschaft und gelegentlich ein flüchtiger Blick in sein Herz. Es erfüllte sie mit großer Zufriedenheit, wenn er seine Hoffnungen und Träume mit ihr teilte. Sie hatte bereits vor langer Zeit akzeptiert, dass dies ausreichen musste, wenn es alles war, was er ihr zu geben vermochte.
    Parsaloi blieb auf einer kleinen Lichtung stehen, auf der der umgebende Wald die Geräusche

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