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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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aus dem Lager der
Moran
dämpfte. Es war dunkel dort, und Nashilo war sich nicht ganz sicher, wo genau er sich befand, bis er mit leiser Stimme zu singen begann. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erblickte sie ihn in der Mitte der Lichtung, den Kopf gen Himmel gehoben.
    »Leeyio, Naiteru kop«,
sang er.
    »Herr, der du die Welt erschaffen hast,
    Leite mich, wenn ich in den Kampf ziehe,
    Leite mich, wie du die Rinder des Himmels geleitet hast,
    Lass mich meinen Feind erkennen, damit ich ihn zu besiegen vermag, bevor er mich besiegt.«
    Ganz in der Nähe ertönte der laute Schrei eines Klippschliefers. Sie erschrak und wich unwillkürlich einen Schritt zurück, wobei sie auf einen Zweig trat.
    Ole Sadera griff nach seinem Speer und fuhr herum. Dann blieb er regungslos stehen und spähte in die Dunkelheit zu der Stelle, wo sie sich hinter einem Busch versteckt hatte. Die Umrisse seiner Gestalt zeichneten sich vor dem weniger dunklen Himmel ab. Ihr Herz pochte laut, und sie war sich sicher, dass er es zu hören vermochte.
    Nach einigen atemlosen Augenblicken hob er langsam seinen Speer. Die Eisenspitze war genau auf Nashilo gerichtet.
    »Parsaloi!«, rief sie mit piepsiger Stimme. »Warte! Ich bin es.«
    Er ließ seinen Speerarm sinken. »Zeige dich«, forderte er sie auf.
    Sie trat verlegen aus ihrem Versteck. Als sie auf ihn zuging, versuchte sie, im Halbdunkel den Ausdruck seines Gesichts zu lesen, doch er trug wieder einmal diese rätselhafte Miene zur Schau, die er immer aufsetzte, wenn sie versuchte, seine tiefsten Gedanken zu ergründen.
    »Was tust du hier?«, herrschte er sie an.
    »Ich möchte mit dir zusammen sein.«
    »Das ist verboten.«
    »Ich weiß. Ich wollte nicht, dass du von meiner Anwesenheit erfährst.«
    »Warum bist du dann hier?«
    »Ich möchte immer in deiner Nähe sein.«
    »Das geht nicht. Kann eine Frau zwei Ehemänner haben?«
    »Nein.«
    »Geh.«
    Sie wartete darauf, dass er einlenken würde, aber sein Schweigen erlaubte dem Klippschliefer erneut, die Nacht mit seinen heiseren Schreien zu erfüllen.
    »Du verschließt dieser Tage zunehmend dein Herz vor mir.«
    Ihre Worte ließen ihn innehalten. Er stieß seinen Speer neben sich in den Boden, bevor er antwortete. »Das hier sind schwere Zeiten, Nashilo. Es gibt viel für einen Mann zu tun.«
    »Werdet du und die Il Tuati mit dem
Enkang
nach Süden ziehen?«
    Er holte tief Luft und atmete langsam aus. »Nein.«
    »Wie kann ich dich dann wiedersehen?«, fragte sie, und ihre Stimme wurde vor Sorge schrill. Sie hatte Gerüchte gehört, wonach sich die
Moran
der Aufforderung der Ältesten widersetzten, doch sie hatte es nicht glauben wollen.
    Ole Sadera bewegte sich einige Schritte von ihr weg.
    Sie folgte ihm und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. »Wie soll ich ohne dich leben?«, fragte sie flehendlich.
    »Das ist etwas, das wir erdulden müssen.« Er drehte sich zu ihr um. Sie vermochte im schwachen Licht seine Augen zu sehen. »Egal, wo ich bin, egal, wo du bist, wir werden immer die Erinnerung daran haben, wie es zwischen uns gewesen ist. Wir wissen, dass es enden muss. Du bist verheiratet, und eines Tages werde ich es auch sein.«
    Nun war das unergründliche Gesicht verschwunden, und sie vermochte wieder in sein Herz zu blicken.
    »Nashilo, was wir haben, ist nicht für immer. Es gibt Dinge, die getan werden müssen. Ich habe … Verantwortung.«
    »Mein Geliebter«, sagte sie und schlang die Arme um ihn.
    Er erwiderte ihre Umarmung kurz, ließ dann aber seine Arme sinken. »Du musst gehen«, sagte er.
    Sie betrachtete sein Gesicht durch die Tränen, die ihr in die Augen schossen. Er hatte sich dorthin zurückgezogen, wohin sie ihm niemals folgen konnte. Er war zu einer Entscheidung gelangt und wollte sich auf keine Debatte einlassen. Sie wusste, dass es sinnlos war, mit ihm zu streiten.
    Der Schrei eines zweiten Klippschliefers ertönte aus weiter Ferne.
    Sie trat einige Schritte zurück. Es fiel ihr furchbar schwer zu gehen, aber sie wusste, dass sie es tun musste. Er war ein eigenartiger, undurchschaubarer Mann, stark wie ein Lederriemen, aber bei weitem nicht so nachgiebig.

Kapitel 34
    K ira war unglücklich. Sie war immer unglücklich, wenn Katherine und sie unterschiedlicher Meinung waren, aber es war wichtig, dass sie nicht von ihrem Standpunkt abwich. Sie fühlte sich außerstande, ein weiteres Treffen mit den indischen Frauen der ANPA , der Asian and Native Progress Association, durchzustehen. Diese

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