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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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entschlossen, ihnen deutlich zu machen, dass sie sich nicht von ihrer Unhöflichkeit einschüchtern ließ. Sie erwartete keine Erwiderung und erhielt auch keine. Seit ihrem Engagement für die ANPA mieden viele Frauen, die sie zuvor als Freundinnen angesehen hatte, ihre Gesellschaft. Ihre Angewohnheit, Kira mit auf ihre Einkaufsbummel zu nehmen, schien ihren Verdacht, dass sie »die Seiten gewechselt« hatte, zu bestätigen.
    Katherine stellte sich ihre lebhafte Unterhaltung vor, sobald sie außer Hörweite war. Sie würden über ihren törichten Einsatz für Eingeborene, Inder und andere gesellschaftlich unerwünschte Individuen flüstern. Vielleicht verglichen sie sie sogar mit diesen reformistischen Kirchenmännern, die derzeit die Gleichheit der Rassen predigten. Zweifellos würden sie die Meinungen ihrer Ehemänner – Papageien gleich und ohne jeden Widerspruch – nachplappern. Es war ja gut und schön, die Sklaverei abzuschaffen, die wirklich eine üble Praktik gewesen war, würden sie sagen, aber diese Geisteshaltung gleich auf Landrechte, gerechte Entlohnung, Ausbildung und Arbeitsreformen auszudehnen war eine ganz andere Sache.
    Katherine unterdrückte ihre Tränen der Wut, die ihre Entschlossenheit ins Wanken brachte, sich im Angesicht dieser Kleingeistigkeit nicht beirren zu lassen. Sie versuchte, sich einzureden, dass sie gut ohne ihre Schönwetterfreunde zurechtkam. Sie besaß immer noch den einen oder anderen gleichgesinnten Bekannten, der zumindest einige ihrer Auffassungen teilte.
    Gerade als sie ihre Wut wieder im Griff hatte, kamen Governor Edouard und seine Frau auf sie zuspaziert. Das war ein Omen. Katherine würde niemals wieder eine solche Gelegenheit erhalten, um Edouard wegen Galbraith Collins’ schändlicher Gerichtsverhandlung zur Rede zu stellen.
    Sie trat dem Gouverneur frech in den Weg und ließ Kira ein paar Schritte hinter sich zurück.
    »Guten Morgen, Governor«, sagte sie. Seiner Frau zunickend, fügte sie hinzu: »Lady Edouard …«
    »Ihnen auch einen guten Morgen, Madam«, erwiderte Edouard mit einem verhaltenen Lächeln.
    »Ich hoffe, Sie vergeben mir mein unverblümtes Auftreten, Sir Percy. Ich bin Katherine Wallace. Ich habe Ihnen bereits einige Schreiben –«
    »Ich weiß, wer Sie sind, Mrs. Wallace«, sagte er, immer noch lächelnd. »Ich habe Ihren Namen mehr als ein Mal auf der an meine Behörde gerichteten Korrespondenz gesehen. Ich fand es immer eigenartig, eine Wallace zwischen all diesen Patels und Guptas und Husseins zu finden.«
    »Und Sie werden meinen Namen weiterhin dort finden, bis Gerechtigkeit geübt wurde, Governor.«
    »Gerechtigkeit?«
    Lady Edouard ergriff seinen Arm, als wolle sie ihn wegführen, aber er tätschelte beruhigend ihre Hand. »Schon gut, meine Liebe. Mrs. Wallace ist ein Mitglied dieser indischen Gruppe, von der wir so viel gehört haben. Sie schicken immer solch interessante Artikel an den
Standard.
« Er wandte seinen Blick wieder Katherine zu. »Welche vermeintliche Ungerechtigkeit prangern Sie denn heute an, Mrs. Wallace?«
    »Die Gerichtsverhandlung von Galbraith Collins. Wenn man sie denn als solche zu bezeichnen vermag.«
    »Verstehe. Und Sie sind der Ansicht, dass in irgendeiner Weise der Gerechtigkeit gedient ist, wenn ein ehrlicher Farmer verfolgt wird, weil er seinen Besitz verteidigt? Ich glaube, Sie würden Ihren Interessen besser dienen, wenn Sie zu Hause blieben und Ihrem Mann die Socken stopften, anstatt sich in Angelegenheiten einzumischen, die mit dem Land zu tun haben und den guten Männern, die es bestellen, um für Sie das Essen auf den Tisch zu bringen.«
    »Zu Ihrer Information, Governor,
ich
bin zu Hause diejenige, die das Essen auf den Tisch bringt, aber was hat das mit dem Mord an einem Unschuldigen zu tun, wenn ich fragen darf?«
    Edouard konnte nichts aus der Fassung bringen. »Ich schlage vor, Sie überlassen die Dinge den berufenen Beamten der Regierung Seiner Majestät, Madam«, erwiderte er steif und wollte weitergehen.
    »Dann dürfte es Sie interessieren, dass die ANPA genau das getan hat. Unsere Beschwerde gegen Galbraith Collins liegt dem Kolonialministerium vor.«
    Edouard drehte sich um und starrte Katherine zornig an. Einen Augenblick lang glaubte sie, er würde vor Wut explodieren, doch er sagte mit großer Beherrschung: »Mrs. Wallace, die schwarze Bevölkerung von Britisch-Ostafrika beläuft sich auf um die drei Millionen. Wir Weißen sind dreitausend, Ihre Freunde, die Asiaten, dagegen sind

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