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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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seiner Zuhörer dringen. »Ein Unterfangen von beträchtlicher Größe, wie Sie mir gewiss zustimmen werden.
Askaris
und Truppen werden präsent sein, um den Umzug zu überwachen, aber ich hoffe – nein, lassen Sie es mich deutlicher formulieren –, ich erwarte von jedem von Ihnen, dass Sie Ihre Schuldigkeit tun werden.
    Nachdem wir mit der Umsiedelung begonnen haben, dürfen wir nicht zulassen, dass wir an Schwung verlieren. Die Massai werden versuchen zu trödeln, um ihrem Vieh zu erlauben, sich an den besseren Weideflächen gütlich zu tun. In vielen Fällen wird dies bedeuten, dass sie versuchen werden, auf Ihrem Land zu weiden.«
    Er ließ seinen Blick über die Siedler schweifen.
    »Meine Herren, ich schlage nicht vor, dass wir auf jegliche Barmherzigkeit verzichten, aber gehen Sie sparsam damit um. Lassen Sie sie nicht länger verweilen als absolut nötig. Sehen Sie es als Ihre Christenpflicht an, die Massai rasch zu ihrem Ziel im südlichen Reservat voranzubringen.«
     
    Norman Lewis fand die Amtszimmer der Verwaltung bis auf einen verschlafenen
Askari
an der Eingangstür leer vor. Es war Freitag, und vermutlich befanden sich die ranghöheren Beamten mit ihren Gin Tonics im Nairobi-Club, während sich rangniedere Männer wie er selbst mit einer Vorliebe für Bier im Wood’s oder im Norfolk aufhielten.
    Er durchquerte Wadleys Vorzimmer und betrat die Räumlichkeiten des Gouverneurs. Der Ablagekasten für die Korrespondenz befand sich auf dem Schreibtisch. Für gewöhnlich war er weggeschlossen, aber bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen Lewis seinen Inhalt gelesen hatte, war er immer auf interessante Einsichten in den Amtsapparat gestoßen. Er blickte zu der Tür hinüber, wo der
Askari
sein Nickerchen hielt, und begann die Papiere durchzublättern.
    Eine Mitteilung im oberen Teil des Stapels sprang ihm ins Auge. Die Handschrift kam ihm bekannt vor, und als er einen Blick auf die letzte Seite warf, fand er dort die Unterschrift seines Freundes George Coll. Lewis hatte seit ihrem Streit vor zwei Wochen nichts mehr von ihm gehört. Das Schreiben war vor drei Tagen in Rumuruti aufgesetzt worden, musste also mit einem Läufer gesandt worden sein, was auf seine Dringlichkeit schließen ließ. Dies weckte seine Neugier, und er überflog die Seiten.
    George berichtete dem Gouverneur darin von seinem Gespräch mit den Purko-Ältesten, in dem er den Eindruck gewonnen hatte, dass sie bezüglich der Umsiedelung in den Süden unentschlossen waren und ihre Zustimmung nicht ohne ein Gefühl des Zwangs entstanden war. Er schlug vor, ihnen mehr Zeit zu gewähren, und wies zudem darauf hin, dass sich Ole Sadera gegen die Umsiedelung ausgesprochen hatte und sich weigerte, ein neues Abkommen zu unterzeichnen. Mantira dagegen ließe sich wohl zu gegebener Zeit überzeugen, teile aber momentan die Ansicht der Älteren. George schlug nachdrücklich vor, die Angelegenheiten der Purko zunächst abzuklären, bevor irgendeine Vereinbarung unterzeichnet wurde, und erbat eiligst weitere Weisungen.
    Unten auf der Seite war mit einer Nadel ein kleiner rechteckiger Zettel befestigt, auf dem mit einer anderen Handschrift das Wort
Zurückhalten
geschrieben stand.
    Lewis schob das Schreiben aufgebracht in den Papierstapel zurück.
    »Zum Verrücktwerden, nicht wahr?«, erklang eine Stimme von der Tür. Edouard stand dort mit einem eisigen Lächeln auf den Lippen. »Stellen Sie sich vor, wie es ist, sich jeden verflixten Tag der Woche mit solch einem Geschwätz abgeben zu müssen.«
    Lewis fehlten die Worte. Er kam sich vor wie ein Schuljunge, den man beim Pflaumenstehlen erwischt hatte.
    Edouard schlenderte ins Zimmer. »Stellen Sie sich vor«, sagte Edouard und wanderte in seinem Zimmer umher, »wie frustrierend es sein muss, das Beste für König und Vaterland zu tun und dabei Kindermädchen für einen Haufen verwöhnter adeliger Faulenzer zu spielen.« Er hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt, während er umherschritt und die Porträts früherer Gouverneure und Commissioner betrachtete. Er verweilte vor dem Porträt von König George V. »Aber schlimmer als das, guter Doktor«, sagte er und wandte sich Lewis zu, »schlimmer als das ist es, sich in einem Rattennest von Verrätern und Informanten zu befinden.«
    Lewis fand endlich seine Stimme wieder. »Wie würden Sie einen Verräter denn charakterisieren? Ist es jemand, der sieht, dass im Namen von König und Vaterland Unrecht geschieht, und der versucht, Abhilfe zu

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