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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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eine so edle Höhe und herrliche Haltung. Die Ferse des Sängers würd’ ihn von vorne bis hinten bedecken.«
    »Wo? Lasst mich die Fußtritte meines Kindes schauen«, sprach Munro, indem er die Büchse beiseite schob, und sich sehnsüchtig über den halb verwischten Eindruck des Fußes bückte. Obgleich der Tritt, der die Spur hinterlassen hatte, nur leicht und eilig gewesen war, so ließ er sich doch noch deutlich unterscheiden. Die Augen des alten Soldaten verdunkelten sich während der Beobachtung, und als er sich erhob, sah Heyward, dass er den Fußtritt seiner Tochter mit einer heißen Träne benetzt hatte. Um den Schmerz zu mildern, der jeden Augenblick über den ihm auferlegten Zwang zu siegen drohte, und den Sinn des Veteranen auf etwas anderes zu lenken, sprach der junge Mann zu dem Kundschafter: »Da wir nun untrügliche Kennzeichen besitzen, so wollen wir unseren Weg beginnen. Ein Augenblick in solcher Lage muss den Gefangenen zu einer Ewigkeit werden.«
    »Der Hirsch, der am schnellsten läuft, gibt nicht die längste Jagd«, entgegnete Falkenauge, ohne sein Auge von den Spuren, die sich ihm darboten, abzuwenden; »wir wissen, dass der schleichende Hurone und das Schwarzhaar und der Sänger hier vorbeigekommen sind – aber wo ist das Mädchen mit den blonden Locken und den blauen Augen? Wenn auch klein und bei weitem nicht so mutvoll wie die Schwester, ist sie doch lieblich anzuschauen und anmutig im Gespräch. Hat sie keinen Freund, dass niemand nach ihr fragt?«
    »Das wolle Gott verhüten! Hunderte für einen! Suchen wir sie nicht eben jetzt? Für einen stehe ich, ich höre nicht auf zu suchen, bis sie gefunden ist.«
    »In diesem Falle müssen wir vielleicht verschiedene Wege einschlagen: Denn hier ist sie nun einmal nicht gegangen, so leicht und klein auch ihr Fußtritt ist.«
    Heyward schrak zurück, all sein Eifer schien in diesem Augenblicke zu verschwinden. Ohne auf einen so plötzlichen Wechsel in der Stimmung des andern zu achten, fuhr der Kundschafter nach kurzem Bedenken fort – »Es gibt kein Weib in dieser Wildnis, das eine solche Spur hinterlassen könnte, wie die Schwarzlockige oder ihre Schwester. Wir wissen, dass die Erstere hier gewesen ist, aber wo sind die Spuren der andern? Lasst uns die Fährte schärfer verfolgen, und wenn sich nichts zeigt, so müssen wir zurück auf die Ebene und Merkmale aufsuchen. Geh’ voran, Uncas, und richte dein Auge auf das dünne Laub. Ich will die Büsche untersuchen, während dein Vater die Nase dicht auf den Boden halten wird. Freunde! Die Sonne sinkt hinter die Berge.«
    »Kann ich nichts dabei tun?«, fragte der ängstliche Heyward.
    »Ihr!«, wiederholte der Kundschafter, der mit seinen roten Freunden bereits in der vorgeschriebenen Ordnung vorrückte; »ja, Ihr könnt hinter uns hergehen und darauf Acht haben, dass Ihr die Fährte nicht durchkreuzt.«
    Wenige Ruten waren sie vorangeschritten, als die Indianer hielten und mit größerer Aufmerksamkeit die Erde betrachteten. Beide, Vater und Sohn, sprachen schnell und laut, indem sie bald den Gegenstand ihrer Verwunderung, bald einander selbst mit der größten Freude anblickten.
    »Sie haben den kleinen Fuß gefunden!«, rief der Kundschafter, indem er auf sie zulief, ohne weiter daran zu denken, was ihm selbst obläge, »was gibt es hier? Ein Hinterhalt lag an diesem Orte! Nein, bei der sichersten Büchse auf den Grenzen, hier haben wir die einseitigen Pferdchen wieder! Jetzt ist das ganze Geheimnis heraus, und alles so klar und hell, wie der Nordstern um Mitternacht. Ja, hier sind sie aufgestiegen. Dort waren die Tiere an den jungen Baum gebunden und warteten, und hier führt die breite Fährte in voller Eile nach Kanada!«
    »Aber immer sind noch keine Spuren von Alice – der jüngeren Miss Munro – vorhanden«, sagte Duncan.
    »Wenn nicht das schimmernde Spielzeug, das Uncas just vom Boden aufgehoben, uns darauf hilft. Bring es her, Junge, dass wir’s untersuchen.«
    Heyward erkannte es sogleich als das Geschmeide, welches Alice gerne trug, und das, wie er sich mit dem getreuen Gedächtnis eines Liebenden erinnerte, an dem verhängnisvollen Morgen des Blutbades um den schönen Nacken seiner Geliebten hing. Er ergriff das teure Kleinod und hatte kaum den Fund seinen Gefährten angekündigt, als es auch schon aus den Augen des Kundschafters verschwand, der vergeblich auf dem Boden danach suchte, während Duncan das Kleinod längst gegen sein schlagendes Herz drückte.
    »Ach!«,

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