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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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sich auf die bezeichnete Stelle niederbückte: »Er ist an den Rand dieser Pfütze getreten, das sieht man deutlich. Sie sind Gefangene.«
    »Besser als wenn man sie in der Wildnis hätte Hungers sterben lassen!«, versetzte der Kundschafter; »und umso sichtlicher wird ihre Fährte werden. Ich wollte fünfzig Biberfelle gegen ebenso viel Flintensteine wetten, dass die Mohikaner und ich innerhalb eines Monats in ihren Wigwams sind! Bücke dich, Uncas, und sieh, was du aus dem Mokassin machen kannst: Denn ein Mokassin ist’s offenbar und kein Schuh!«
    Der junge Mohikaner bückte sich über die Spur, entfernte die zerstreuten Blätter in der Nähe und untersuchte alles mit der Sorgfalt eines Geldmaklers, der in unseren Tagen der Bedenklichkeit einen verdächtigen Schuldbrief betrachtet. Endlich erhob er sich von den Knien, mit dem Erfolg seiner Untersuchung, wie es schien, zufrieden.
    »Nun, Junge«, fragte der aufmerksame Kundschafter, »was meinst du? Kannst du etwas daraus machen?«
    »Le Renard Subtil!«
    »Ha, wieder der schleichende Teufel! Es wird kein Ende mit ihm nehmen, bis mein Killdeer ein vertrauliches Wort mit ihm gesprochen hat.«
    Heyward räumte nur widerstrebend die Richtigkeit dieser Betrachtung ein, und drückte mehr Hoffnung als Zweifel aus, während er sprach:
    »Ein Mokassin ist wie der andere, es wird eine Täuschung sein.«
    »Ein Mokassin wie der andere! Ebensogut könntet Ihr sagen: Ein Fuß ist wie der andere; und doch wissen wir alle, dass die einen lang, die anderen kurz sind, die einen breit, die anderen schmal, dass bei den einen der Rist hoch, bei anderen nieder ist; dass die einen einwärts, die anderen auswärts gehen. Die Mokassins sehen einander sowenig gleich als ein Buch dem anderen, wenn schon derjenige, der in dem einen liest, nicht immer imstande ist, etwas vom anderen zu sagen. So ist alles aufs beste geordnet und jedem sein Vorteil vor dem anderen gegeben. Lass mich auch darnach sehen, Uncas! Buch oder Mokassin, zwei Meinungen sind immer besser als nur eine.« Der Kundschafter bückte sich und fügte augenblicklich hinzu: »Du hast recht, Junge; hier ist die Spur, die wir so oft gesehen haben, wenn wir Jagd auf ihn machten. Der Bursche trinkt gern, wenn er dazu kommen kann. Wenn ein Indianer den Trunk liebt, so hält er immer ein weiteres Geleise als der Wilde im Naturzustand, da ein Säufer sich gerne spreizt, mag seine Haut nun von roter oder weißer Farbe sein. Es ist auch die rechte Länge und Breite! Da sieh her, Sagamore: Du hast die Fußstapfen mehr denn einmal gemessen, als wir das Geziefer vom Glenn bis zur Heilquelle verfolgten.«
    Chingachgook willfahrte, und nach einer kurzen Untersuchung stand er wieder auf und sprach mit seiner eigentümlichen Ruhe nur das Wort:
    »Magua.«
    »Ja, so viel ist gewiss; hier ist das Mädchen mit dem schwarzen Haare und Magua vorbeigekommen.«
    »Und Alice nicht?«, fragte Heyward.
    »Von ihr haben wir noch keine Spuren entdeckt«, antwortete der Kundschafter, die Bäume, die Gebüsche und den Boden aufmerksam beäugend. »Aber was sehe ich hier? Uncas, hol’ mal das Ding, welches dort an dem Dornbusche hängt.«
    Der Indianer gehorchte, und der Kundschafter nahm den Fund, hob ihn in die Höhe und lachte still und herzlich vor sich hin.
    »Das ist das Spielzeug des Sängers! Jetzt haben wir eine Spur, die ein Priester verfolgen könnte«, sprach er. »Uncas, such’ mal die Spuren eines Schuhs, der lang genug ist, um ein sechs Fuß zwei Zoll hohes schlotterndes Menschengestell tragen zu können. Ich fasse einige Hoffnung für den Burschen, er gibt sein Gequiek auf, um sich auf ein besseres Handwerk zu legen.«
    »Wenigstens hat er treu auf seinem Posten ausgehalten«, sprach Heyward, »und Cora und Alice sind doch nicht ohne Freund.«
    »Ja«, entgegnete Falkenauge, indem er seine Büchse senkte und sich mit sichtbarer Verachtung darauf stützte, »er singt für sie! Aber kann er einen Rehbock zum Mittagsmahle schießen, nach dem Moos an den Buchen den Weg ermessen oder einem Huronen die Gurgel durchschneiden? Und kann er’s nicht, so läuft ihm der erste beste Spottvogel, den er trifft, den Rang ab. Nun, Junge, findest du etwas, das eine solche Grundlage gibt?«
    »Hier ist so etwas wie der Tritt von einem, der Schuhe getragen hat: Kann es der unseres Freundes sein?«
    »Berührt die Blätter leicht, sonst verrückt ihr die Form. Dies? Dies ist der Tritt eines Fußes, aber es ist der des schwarzlockigen Mädchens und klein für

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