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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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sich schloss. Männer, Weiber und Kinder; Alte, Gebrechliche, Rüstige, Starke – alles war auf den Beinen: Die einen riefen laut, andere schlugen wie verrückt vor Freude die Hände zusammen, und alle drückten ihr wildes Frohlocken über ein unerwartetes Ereignis aus. Obgleich anfangs wie betäubt von dem Aufruhr, fand Heyward bald in der folgenden Szene alles erklärt.
    Der Himmel gab noch hinreichendes Licht, um die helleren Öffnungen zwischen den Gipfeln der Bäume bemerken zu lassen, wo verschiedene Pfade aus der Lichtung in die Tiefen der Wildnis führten. Auf einem derselben kam eine Reihe von Kriegern aus dem Walde hervor und näherte sich langsam den Wohnungen.
    Einer der vordersten trug eine kurze Stange, an welcher, wie man nachher sah, mehrere menschliche Skalps aufgehängt waren. Die erschütternden Töne, welche Duncan gehört, waren das, was die Weißen nicht ungeeignet das Todesgeschrei nennen, und jede Wiederholung derselben sollte dem Stamme das Schicksal eines Feindes verkünden.
    Soweit konnte Heyward von seiner Erfahrung Aufschluss erhalten: Und da er jetzt wusste, dass die unerwartete Rückkehr aus einem glücklichen Kriegszuge Ursache der Unterbrechung gewesen war, so verschwand jede Besorgnis, und er wünschte sich innerlich Glück zu einer so willkommenen Erleichterung, die viel Aufmerksamkeit von ihm abziehen musste.
    Etwa hundert Schritte von den Hütten machten die neu angekommenen Krieger Halt. Ihr klägliches und erschreckendes Geheul, bald das Wehklagen der Sterbenden, bald den Triumph der Sieger darzustellen bestimmt, hatte gänzlich aufgehört. Einer von ihnen rief jetzt laut in Worten, welche ferne davon, die Ohren der Zuhörer zu erschrecken, ihnen doch kaum verständlicher waren, als das eben verstummte ausdrucksvolle Geheul. Es würde schwer sein, einen Begriff von der wilden Verzückung zu geben, mit welcher die so mitgeteilte Kunde aufgenommen wurde. Das ganze Lager bildete in einem Augenblicke den Schauplatz der wildesten, geräuschvollsten Bewegung. Die Krieger zogen ihre Messer und bildeten, sie emporschwingend, zwei Reihen zu einer Gasse, welche von dem Siegerhaufen bis zu den Hütten führte. Die Squaws ergriffen Keulen, Äxte, oder die erstbeste Angriffswaffe, die sich ihren Händen darbot, und stürzten herbei, um in dem grausamen Spiele, das nun beginnen sollte, ihre Rollen zu übernehmen. Selbst die Kinder wollten nicht ausgeschlossen sein: Knaben, schwerlich imstande, Waffen zu handhaben, rissen ihren Vätern die Tomahawks aus dem Gürtel, schlichen sich in die Reihen, und ahmten geschickt die wilden Bewegungen ihrer Eltern nach.
    Große Haufen Gestrüpp lagen in der Lichtung zerstreut umher, und eine erfahrene alte Squaw war beschäftigt, deren so viele anzuzünden, als zur Beleuchtung der kommenden Szene erforderlich war. Die Flamme schlug empor, sie war mächtiger als der scheidende Tag und ließ die Gegenstände zwar deutlich, aber nur umso grässlicher erscheinen. Die ganze Szene bot das fesselndste Gemälde, dessen Rahmen der dunkle Saum der hohen Fichten bildete. Die neu angekommenen Krieger waren am weitesten entfernt, im Vordergrunde aber standen zwei Männer, aus der Zahl der übrigen auserwählt, um in dem nun beginnenden Schauspiele die Hauptrollen zu spielen. Das Licht war nicht stark genug, ihre Gesichtszüge deutlich erkennen zu lassen, aber man sah wohl, dass sie von sehr verschiedenen Gefühlen bewegt wurden. Während der eine in fester Haltung aufrecht stand, bereit, seinem Schicksal als Held sich zu unterwerfen, senkte der andere sein Haupt, als wäre er von Schrecken gelähmt oder von Scham darnieder gedrückt. Der edelmütige Duncan fühlte sich mächtig angetrieben, dem ersteren Bewunderung und Teilnahme zu zollen, obgleich sich keine Gelegenheit bot, seinen edlen Regungen Worte zu geben. Er bewachte mit unverwandtem Auge seine geringsten Bewegungen, und während er den leichten Umrissen eines wunderbar schön gebildeten und kräftigen Körpers folgte, suchte er sich einzureden, dass, wenn es in der Macht eines Menschen stehe, unterstützt durch Mut und Entschlossenheit die Probe so schwerer Gefahr glücklich zu bestehen, der junge Gefangene wohl auf Glück in dem ihm bevorstehenden gewagten Laufe hoffen dürfe. Unvermerkt näherte sich der junge Mann den dunklen Reihen der Huronen und atmete kaum, so gespannt war sein Interesse für das ganze Schauspiel. Jetzt ertönte das Signalgeschrei, und die augenblickliche Stille, welche vorangegangen

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