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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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genauer hinschaute, begegnete sein Blick überall schwarzen, lebhaft rollenden Augen.
    Dieses plötzliche Vorspiel der Ausforschung war für Heyward eben nicht sehr ermutigend, und sagte ihm, was er erst von dem reiferen Urteile der Männer zu erwarten hätte. Es war ein Augenblick, wo der junge Krieger gerne den Rückweg angetreten hätte; allein jeder Schein von Zögern wäre zu spät gekommen. Das Geschrei der Kinder hatte ein Dutzend Krieger an die Tür der nächsten Wohnung gerufen, wo sie in einer düsteren und wilden Gruppe zusammenblieben und mit ernster Würde die Annäherung der unverhofften Besucher erwarteten.
    David, einigermaßen vertraut mit der Szene, schritt mit einer Festigkeit voran, die jedes leichten Hindernisses zu spotten schien, und trat eben in jene Hütte ein. Sie war das Hauptgebäude des Dorfes, obgleich roh aus Rinde und Baumästen errichtet. Innerhalb seiner Wände hielt der Stamm bei seinem zeitweiligen Aufenthalte an den Grenzen der englischen Provinz seine öffentlichen Versammlungen und Beratungen. Während Duncan zwischen den dunklen und mächtigen Gestalten der Wilden, die an der Schwelle zusammengedrängt waren, hindurchging, konnte er nur mit Mühe in seiner Miene die notwendige Unbefangenheit behaupten; in der Überzeugung aber, dass sein Leben von seiner Geistesgegenwart abhänge, überließ er sich der Willkür seines Begleiters, und ihm auf dem Fuße folgend, suchte er auf dem Wege alle Gedanken für das nun Kommende wieder zu sammeln. Sein Blut stockte, als er sich in der unmittelbarsten Berührung mit so wilden und unversöhnlichen Feinden sah; er bemeisterte aber seine Gefühle insoweit, dass er, ohne in seinem Ausdruck eine solche Schwäche zu verraten, in die Mitte der Hütte gelangte. Nach dem Beispiel des besonnenen Gamut nahm auch er ein Bündel wohlriechenden Buschwerks von einem Haufen in der Ecke der Hütte, und ließ sich schweigend darauf nieder.
    Sobald der neue Abkömmling an den beobachtenden Kriegern vorbeigeschritten war, verließen diese den Eingang, stellten sich um ihn her und schienen geduldig den Augenblick zu erwarten, wo die Würde des Fremden ihm zu sprechen gestatten würde. Bei weitem der größte Teil stand in müßiger, träger Stellung an die aufrechten Pfosten gelehnt, die das schwache Gebäude stützten, während drei oder vier der ältesten und ausgezeichnetsten unter den Häuptlingen sich etwas mehr im Vordergrunde niedersetzten.
    Eine blendende Fackel brannte, und sandte, wie sie unter der Zugluft hin und herflackerte, ihren rötlichen Schimmer von Gesicht zu Gesicht und von Gestalt zu Gestalt. Duncan benützte ihr Licht, um in den Mienen seiner Gastfreunde zu erforschen, welcher Empfang seiner wartete. Aber sein Scharfblick half ihm wenig der wohlüberlegten Hinterlist des Volkes gegenüber, unter dem er sich befand. Die vorne sitzenden Häuptlinge warfen kaum einen Blick auf seine Person, ihre Augen mit einem Ausdruck auf die Erde heftend, den man für Achtung nehmen, aber ebenso leicht als Misstrauen fürchten konnte. Die Männer, welche im Schatten standen, waren weniger zurückhaltend. Duncan begegnete bald ihren forschenden, aber verstohlenen Blicken, wie sie seine Gestalt und seinen Aufzug Zoll für Zoll musterten, und keinen Zug seiner Miene, keine Gebärde, keine Linie seiner Malerei, ja keinen Teil seiner Bekleidung unbeachtet und unbeurteilt ließen.
    Endlich trat einer, dessen Haare bereits mit Grau sich zu mengen begannen, dessen sehnige Glieder und fester Tritt aber ankündigten, dass er noch allen Ansprüchen des Mannesalters genügen könne, aus dem Dunkel eines Winkels hervor, wohin er sich wahrscheinlich begeben hatte, um ungesehen beobachten zu können, und sprach. Da er aber in der Mundart der Wyandots oder Huronen redete, so blieben seine Worte Heyward unverständlich, schienen aber nach den Gebärden, die sie begleiteten, mehr Artigkeit als Unwillen auszudrücken. Duncan schüttelte den Kopf und bedeutete durch eine Gebärde, dass er nicht zu antworten vermöge.
    »Spricht keiner meiner Brüder Französisch oder Englisch?«, fragte er in der ersteren Sprache, von einem Gesicht auf das andere schauend in der Hoffnung, einem bejahenden Nicken zu begegnen.
    Obgleich mehr denn ein Kopf sich wandte, den Sinn seiner Worte zu fassen, so blieben sie doch unbeantwortet.
    »Es wäre mir leid«, fuhr Duncan langsam und in dem einfachsten Französisch, dessen er mächtig war, fort, »wenn ich glauben müsste, dass keiner in dieser

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