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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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hätte er bei dem ungeordneten Zustande seiner Gedanken bald einen verdachterregenden, wenn nicht unheildrohenden Fehler begangen, wenn seine ersten Versuche nicht durch ein wildes Gebrumm des Vierfüßlers unterbrochen worden wären. Zu drei verschiedenen Malen erneuerte er seine Bemühungen, und ebensooft begegnete er demselben unerklärlichen Widerstand: Jede Unterbrechung schien grimmiger und drohender als die vorhergegangene.
    »Die Meister der Kunst sind eifersüchtig«, bemerkte der Hurone; »ich gehe. Bruder, die Frau ist das Weib eines meiner wackersten jungen Krieger; nimm dich ihrer an! Ruhig!« fügte er hinzu, dem ergrimmten Tiere Stille bedeutend, »ich gehe.«
    Der Häuptling hielt Wort, und Duncan fand sich jetzt in dieser wilden, öden Behausung allein mit der hilflosen Kranken und dem grimmigen, gefährlichen Untier. Dieses lauschte mit dem Scharfsinne, der den Bären eigen ist, auf die Bewegungen des Indianers, bis ein zweites Echo verkündigte, dass auch er die Höhle verlassen habe. Jetzt wandte sich der Bär, watschelte auf Duncan zu, und setzte sich in seiner natürlichen Stellung aufrecht wie ein Mann vor ihn hin. Der junge Mann sah sich ängstlich nach einer Waffe um, mit der er dem Angriffe Widerstand zu leisten vermöchte, den er nun ernstlich erwartete. Das Tier schien jedoch seine Laune plötzlich geändert zu haben. Statt unzufrieden fortzubrummen oder weitere Zeichen von Unwillen zu geben, schüttelte es gewaltig seinen zottigen Pelz, wie von einem seltsamen, inneren Krampfe ergriffen. Mit seinen ungeheuren, schwerfälligen Tatzen kraute es täppisch an der grinsenden Schnauze, und während Heyward seinen Bewegungen mit ängstlicher Wachsamkeit folgte, fiel der grimmige Kopf auf die eine Seite, und statt seiner erschien das ehrliche, kecke Gesicht des Kundschafters, der von Grund des Herzens und auf seine eigentümliche Weise in ein heiteres Lachen ausbrach.
    »Bst!«, sprach der vorsichtige Weidmann, Heywards Ausruf der Überraschung hindernd; »die Gauner sind noch in der Nähe, und jeder Laut, der nicht zu Eurer Zauberei passte, brächte den ganzen Haufen zu uns zurück!«
    »Erklärt mir erst den Zweck dieser Vermummung und warum Ihr ein so verzweifeltes Abenteuer gewagt habt.«
    »Ach, Vernunft und Berechnung werden oft vor dem Zufall zunichte!«, versetzte der Kundschafter. »Weil aber eine Geschichte immer mit dem Anfang beginnen soll, will ich Euch alles in guter Ordnung erzählen. Als wir uns trennten, brachte ich den Kommandanten mit dem Sagamoren in ein altes Biberquartier, wo sie vor den Huronen sicherer sind, als sie in dem Fort Edward wären: Denn Eure Indianer vom hohen Nordwesten her, die noch nicht viel Krämer unter sich gehabt haben, hegen stets Achtung vor dem Bibergeschlecht. Dann gingen wir, wie besprochen, nach dem anderen Lager ab; habt Ihr den Jungen gesehen?«
    »Zu meinem großen Leidwesen! – Er ist gefangen und verurteilt, mit Sonnenaufgang zu sterben!«
    »Ich befürchtete immer, dass es so mit ihm kommen würde!«, sagte der Kundschafter in minder zuversichtlichem und minder heiterem Tone. Bald aber gewann er die natürliche Festigkeit seiner Stimme wieder und fuhr fort: »Sein Missgeschick ist der eigentliche Grund meines Hierseins: Denn es wäre eine Schande, einen solchen Jungen in den Händen der Huronen zu lassen – ein seltenes Fest wär’ es für die Schurken, wenn sie ›Den Springenden Elch‹ und ›La Longue Carabine‹, wie sie mich heißen, an einen Pfahl binden könnten! Und doch weiß ich nicht, warum sie mir einen solchen Namen gegeben haben: Es ist zwischen den Tugenden meines Killdeers und den Leistungen Eurer echten Kanadischen Karabiner so wenig Ähnlichkeit als zwischen einem Stück Pfeifenerde und einem Flintenstein!«
    »Bleibt bei Eurer Erzählung!«, sprach der ungeduldige Heyward, »wir wissen nicht, wann die Huronen wiederkommen.«
    »Fürchtet nichts! Ein Beschwörer muss seine Zeit haben, so gut wie ein wandernder Priester in den Kolonien: Wir werden so wenig unterbrochen, als ein Missionar am Beginn einer zweistündigen Rede. – Nun gut, Uncas und ich stießen auf eine heimkehrende Bande dieser Schelme; der Junge war viel zu vorschnell für einen Kundschafter; nun, was das betrifft, er hat einmal heißes Blut, und ich will ihn darob nicht so sehr tadeln; kurz, einer der Huronen war eine Memme und brachte ihn fliehend in einen Hinterhalt.«
    »Und teuer hat er seine Schwäche bezahlt.«
    Der Kundschafter fuhr mit der

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