Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
auf die Ansteigung eines nahen Berges zu, der über den derzeitigen Wohnsitz der Huronen ragte. Ein Dickicht von Unterholz umgab seinen Fuß, und ein schmaler, geschlängelter Pfad lag gerade vor ihnen. Die Knaben hatten ihre Spiele in der Lichtung wieder begonnen und gaben eben unter sich eine mimische Vorstellung von der Jagd nach dem Kriegspfosten. Um ihre Spiele der Wirklichkeit so nahe als möglich zu bringen, hatte einer der kecksten einige Feuerbrände in Bündel von abgehauenen Baumwipfeln geworfen, die bis jetzt der Flamme entgangen waren. Der Schein eines dieser Feuer leuchtete dem Häuptling und Duncan auf ihrem Wege, und erhöhte noch den wilden Charakter der rauen Landschaft. In geringer Entfernung von einem kahlen Felsen und gerade vor demselben kamen sie an eine Grasfläche, die sie eben durchschreiten wollten. In diesem Augenblick erhielt das Feuer neue Nahrung, und das Licht der mächtigen Flamme drang selbst bis zu jener entfernten Stelle. Es fiel auf die weiße Oberfläche des Berges und warf sich auf ein dunkles, geheimnisvoll aussehendes Wesen zurück, das sich unerwartet auf ihrem Wege erhob.
    Der Indianer zögerte, als sei er unschlüssig, ob er weitergehen sollte, und ließ seinen Begleiter zu sich herankommen. Ein großer schwarzer Knäuel, der anfangs stillzuliegen schien, begann sich jetzt auf eine für Duncan unerklärliche Weise zu bewegen. Das Feuer flammte von neuem auf, und sein Schein fiel deutlicher auf den Gegenstand. Jetzt erkannte selbst Duncan das Tier an der unruhigen und schwankenden Stellung, die den oberen Teil seiner Gestalt in beständiger Bewegung erhielt, während das Ganze zu sitzen schien – als einen Bären. Obgleich er laut und wild brummte und von Zeit zu Zeit seine feurigen Augäpfel sichtbar wurden, gab er doch kein Zeichen von Feindseligkeit. Der Hurone wenigstens schien von den friedlichen Absichten des seltsamen Eindringlings überzeugt, denn er verfolgte nach einer aufmerksamen Betrachtung ruhig seinen Weg.
    Duncan, welcher wusste, dass dieses Tier unter den Indianern oft als Haustier gefunden wird, folgte dem Beispiel seines Begleiters, in der Meinung, ein Lieblingsbär des Stammes habe, auf Futter ausgehend, seinen Weg in das Dickicht gefunden, und sie kamen unangefochten vorbei. Obgleich genötigt, mit dem Ungeheuer in nahe Berührung zu kommen, schritt der Hurone, der anfänglich über diesen seltsamen Gast sich so vorsichtig zu beruhigen gesucht hatte, nun ohne einen Augenblick weiteren Forschens voran, aber Heyward konnte nicht umhin, sich nochmals umzusehen, in wachsamer Hut gegen Angriffe von hinten. Seine Unruhe verminderte sich in keiner Weise, als er bemerkte, wie das Tier den Weg entlangrollte und ihnen auf dem Fuße folgte. Er wollte eben sprechen, als der Indianer in diesem Augenblick eine Tür von Rinde beiseite schob und in eine Höhle im Inneren des Berges trat.
    Zufrieden, sich einen so leichten Rückzug gesichert zu sehen, folgte ihm Duncan auf dem Fuße und wollte die leichte Türe der Öffnung hastig hinter sich schließen, als er sie seiner Hand durch das Tier entrissen fühlte, dessen zottige Gestalt unverweilt den Eingang verdunkelte. Sie befanden sich jetzt in dem engen und langen Gang einer Felsenspalte, wo jede Umkehr, ohne auf das Tier zu stoßen, unmöglich war. In dieser Not das Beste wählend, eilte der junge Mann vorwärts, sich möglichst nahe an seinen Führer haltend. Der Bär brummte häufig dicht auf seinen Fersen, und ein- oder zweimal legten sich ihm seine ungeheuren Tatzen auf den Rücken, als wollte er ein weiteres Vordringen in die Höhle hindern.
    Wie lange Heywards Nerven in dieser so außerordentlichen Lage ausgehalten haben würden, lässt sich schwer entscheiden, denn glücklicherweise wurde er bald erlöst. Ein Lichtschimmer war beständig vor ihnen gewesen, und sie befanden sich jetzt an der Stelle, von welcher er ausging.
    Die geräumige Höhlung des Felsens war auf eine rohe Weise zum Dienste verschiedener Gemächer eingerichtet worden. Die Unterabteilungen waren einfach, aber sinnreich aus Stein, Ästen und Rinde in buntem Gemisch aufgeführt. Öffnungen von oben ließen das Tageslicht herein, und bei Nacht vertraten Feuer und Fackeln die Stelle der Sonne. Hierher hatten die Huronen ihre meisten Besitztümer von Wert gebracht, besonders diejenigen, welche Gemeingut des Stammes waren; und hierher, wie sich jetzt zeigte, war auch die kranke Frau, die man für ein Opfer übernatürlicher Mächte hielt,

Weitere Kostenlose Bücher