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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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messen mit den Schurken.«
    Uncas, der sich bereits dem Eingang genähert hatte, im Begriff vorauszugehen, fuhr wieder zurück und stellte sich noch einmal in die Tiefe der Hütte. Falkenauge aber, mit seinen eigenen Gedanken zu sehr beschäftigt, um auf diese Bewegung zu achten, fuhr fort, mehr mit sich selbst, als zu seinem Begleiter sprechend:
    »Bei alledem ist es unvernünftig, einen Mann von den Gaben des anderen abhängig zu machen. So wirst du besser tun, Uncas, wenn du den Lauf beginnst, indes ich die Haut wieder anlege, und mich in Ermangelung der Schnelle auf die List verlasse!«
    Der junge Mohikaner antwortete nicht, sondern schlug ruhig die Arme übereinander und lehnte sich gegen einen der Pfosten, welche das Gebäude trugen.
    »Nun«, sprach der Kundschafter, ihn anblickend, »warum zögerst du? Ich habe Zeit genug vor mir, da die Spitzbuben doch zuerst ihre Jagd auf dich beginnen werden.«
    »Uncas bleibt«, war seine ruhige Antwort.
    »Wozu?«
    »Um mit meines Vaters Bruder zu kämpfen und zu sterben mit dem Freunde der Delawaren.«
    »Ja, Junge«, erwiderte Falkenauge, Uncas Hand zwischen seinen Eisenfingern drückend, »es hätte mehr einem Mingo als einem Mohikaner gleich gesehen, wenn du mich verlassen hättest. Aber ich dachte, ich wollte dir’s anbieten, da ich weiß, dass die Jugend gemeiniglich am Leben hängt. Nun, was sich im Krieg nicht durch offenen Mut ausrichten lässt, muss durch Umschweife geschehen. Leg die Bärenhaut an, ich zweifle nicht, dass du vielleicht so gut als ich den Bären spielen kannst.«
    Was auch immer Uncas geheime Meinung von ihrer beiderseitigen Geschicklichkeit in diesem Punkte sein mochte, so verriet doch seine ernste Miene keinen Anspruch auf Überlegenheit. Schweigend, aber rasch steckte er sich mit vielem Geschick in die Bärenhülle, weiterer Schritte gewärtig, die sein älterer Begleiter angeben würde.
    »Nun, Freund«, sprach Falkenauge, an David sich wendend, »ein Kleidertausch wird Euch sehr lieb sein, zumal Ihr Euch an diese Notbehelfe der Wildnis doch nicht recht gewöhnen könnt. Da, nehmt mein Jagdhemd und meine Mütze und gebt mir Eure Decke und Euren Hut dafür. Auch Euer Buch, Eure Brille und Euer Tutinstrument müsst Ihr mir anvertrauen, und treffen wir uns je in besseren Zeiten wieder, so sollt Ihr alles zurückerhalten und meinen besten Dank obendrein.«
    David überließ ihm diese verschiedenen Dinge mit einer Bereitwilligkeit, die seinem Edelmut große Ehre gemacht haben würde, hätte er nicht in mancher Hinsicht bei dem Tausche gewonnen. Falkenauge bedurfte nur kurzer Zeit, die erborgten Kleider anzulegen, und als seine rastlosen Augen hinter den Gläsern verborgen waren, der dreieckige Biberhut sein Haupt überragte, so konnte er, da beide in ihrer Statur nicht zu verschieden waren, beim Sternenlicht wohl für den Sänger gelten. Sobald diese Vorkehrungen getroffen waren, wandte sich der Kundschafter an David und gab ihm zum Abschied seine Verhaltensregeln.
    »Seid Ihr von Natur sehr furchtsam?«, fragte er ihn mit derbem Freimut, um sich erst das ganze Verhältnis angemessen klar zu machen, ehe er eine bestimmte Vorschrift zu geben wagte.
    »Meine Bestrebungen sind friedlich und meine Gemütsart, wie ich in Demut glaube, neigt sich hauptsächlich zur Milde und Liebe«, versetzte David, etwas verletzt durch diesen unmittelbaren Angriff auf seine Männlichkeit, »aber keiner kann mir nachsagen, dass ich selbst in den größten Nöten mein Vertrauen auf den Herrn verloren hätte.«
    »Die Hauptgefahr wird Euch in dem Augenblick drohen, wo die Wilden finden werden, dass sie betrogen sind. Schlägt man Euch da nicht auf das Haupt, so schützt Euch Euer Geisteszustand; und Ihr könnt dann mit gutem Grund erwarten, in Eurem Bette zu sterben. Wenn ihr bleibt, so müsst Ihr Euch hier in den Schatten setzen und Uncas Rolle übernehmen, bis die schlauen Indianer den Betrug entdecken: Dann wird, wie ich schon erwähnt, Euer Prüfungsstündlein kommen. So wählt denn selbst, ob Ihr einen Lauf mitmachen oder hierbleiben wollt.«
    »Das Letztere!«, antwortete David entschlossen; »ich will an der Stelle des Delawaren hier bleiben. Tapfer und edelmütig hat er für mich gekämpft; soviel und noch mehr will ich für ihn tun.«
    »Ihr habt wie ein Mann gesprochen, und wie einer, der unter weiserer Zucht wohl größeres geleistet hätte. Drückt Euren Kopf herab und zieht Eure Beine ein; ihre Beschaffenheit möchte sonst die Wahrheit zu früh an den Tag

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