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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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eroberte Arsenal der Huronen zu sammeln und in Augenschein zu nehmen. Bei diesem Geschäfte unterstützte ihn Chingachgook, der sowohl seine eigene als seines Sohnes Büchse unter der Beute fand. Selbst Heyward und David wurden jetzt mit Waffen versehen; auch fehlte es nicht an Schießbedarf, um sie wirksam zu machen.
    Als die Waldbewohner ihre Auswahl getroffen und ihre Beute verteilt hatten, kündigte der Kundschafter an, dass sie aufbrechen müssten. Mittlerweile war Gamuts Gesang verstummt, und die Schwestern waren imstande, der Äußerung ihrer Gefühle Schranken zu setzen. Gestützt auf Heyward und den jungen Mohikaner stiegen sie den steilen Abhang des Hügels hinab, den sie erst noch unter so ganz anderen Aussichten erklommen hatten, und dessen Gipfel beinahe der Schauplatz ihrer grausamen Ermordung geworden wäre. Am Fuße desselben befanden sich ihre Pferde, welche an den Gebüschen weideten; sie bestiegen diese und folgten den Bewegungen eines Führers, der sich in den gefährlichsten Lagen als ihr Freund bewährt hatte. Die Reise war jedoch kurz. Falkenauge verließ den Pfad, auf dem die Huronen gekommen waren, bog rechts durch ein Dickicht, ging dann über einen rieselnden Bach und hielt in einem engen Tälchen unter dem Schatten einiger Wasserulmen. Die Entfernung von dem Fuße des verhängnisvollen Hügels betrug nur einige Ruten, und die Pferde hatten den Schwestern nur dazu gedient, sie trockenen Fußes über den seichten Bach zu bringen.
    Der Kundschafter und die Indianer schienen den abgeschiedenen Platz, auf dem sie sich befanden, genau zu kennen: Denn sie lehnten ihre Büchsen an die Bäume und fingen an, das dürre Laub wegzuräumen und die bläuliche Tonerde aufzuscharren, worauf plötzlich eine klare, reine Quelle glänzend hervorsprudelte. Der Weiße blickte um sich, als ob er etwas suchte, was er zu finden hoffte, aber nicht sogleich finden konnte.
    »Die sorglosen Schufte, die Mohawks mit ihren Tuscarora- und Onondagabrüdern haben hier ihren Durst gestillt«, murmelte er, »und die Landstreicher haben die Kürbisflasche weggeworfen! So geht es, wenn man einem einen Dienst erweist und es mit undankbaren Hunden zu tun hat! Hier hat der Herr zu ihrem Besten mitten in der heulenden Wildnis die Hand ausgereckt und aus den Eingeweiden der Erde eine Quelle springen lassen, welche die reichsten Apothekerbuden in allen Kolonien zuschanden machen kann. Nun seht! Die Taugenichtse haben die Erde eingetreten und den hübschen Platz verschändet, als ob sie dumme Bestien und keine Menschen wären.«
    Uncas reichte ihm stillschweigend die gewünschte Kürbisflasche hin, die er bisher in seinem Ingrimm nicht an dem Ast einer Ulme hatte hängen sehen. Er füllte sie mit Wasser und zog sich in einige Entfernung zurück nach einer Stelle, wo der Boden fester und trockener war. Hier setzte er sich nieder, und nach einem langen und, wie es schien, erquickenden Zuge fing er an, die Reste der Nahrungsmittel, welche die Huronen zurückgelassen hatten und die sich in seiner Weidtasche befanden, in genaue Untersuchung zu nehmen. »Dank dir, Junge«, fuhr er fort, indem er die leere Kürbisflasche an Uncas zurückgab, »jetzt wollen wir sehen, wie diese Kriecher, die Huronen, auf ihren Wegelagerungen lebten. Da seht mal! Die Kerls kennen die besten Bissen an dem Wilde, und man sollte denken, sie könnten ein Stück Wildbret abschneiden und braten gleich dem besten Koch im Lande! Aber alles ist roh: Die Irokesen sind noch echte und gerechte Wilde. Uncas, nimm meinen Stahl und zünd’ ein Feuer an! Ein Stück zarten Rostbratens hilft nach einem so langen Marsche der Natur wieder auf.«
    Heyward, welcher bemerkte, dass ihre Führer ernstliche Anstalten zu einem Mahle machten, half den Ladys von den Pferden und nahm an ihrer Seite Platz, mit Freude sehend, dass sie nach der blutigen Szene einige Augenblicke Ruhe genießen sollten. Während die Küchenvorbereitungen vor sich gingen, spornte ihn die Neugierde, nach den Umständen zu fragen, die zu ihrer so zeitigen als unerwarteten Rettung geführt hatten.
    »Wie kommt es, dass wir Euch sobald wiedersahen, mein edelmütiger Freund?«, fragte er, »und ohne die Hilfe der Garnison von Edward?«
    »Wären wir der Krümmung des Flusses nachgegangen, so wären wir noch zeitig genug gekommen, das Laub über eure Leichen zu rechen, aber zu spät, um eure Skalps zu retten«, antwortete der Kundschafter kaltblütig. »Nein, nein, statt Kraft und Zeit mit dem Rennen nach dem Fort

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