Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
zu vergeuden, blieben wir am Ufer des Hudson im Hinterhalt, um die Bewegungen der Huronen zu beobachten.«
    »So waret ihr denn Augenzeugen alles dessen, was mit uns vorging?«
    »Keineswegs, die Augen der Indianer sehen zu scharf, als dass man ihnen entgehen könnte; wir hielten uns verborgen. Schwer hielt es, den Mohikanerjungen da im Versteck zu halten. Oh! Uncas, Uncas, dein Benehmen war mehr das eines neugierigen Weibes denn eines Kriegers, der auf der Lauer liegt.«
    Uncas wandte sein Haupt einen Augenblick nach der finsteren Miene des Sprechers; aber er sprach nicht, noch gab er ein Zeichen der Reue. Im Gegenteile lag, wie Heyward zu bemerken glaubte, in der Miene des jungen Mohikaners ein Ausdruck von Stolz, wo nicht von Verachtung: Er unterdrückte eine Leidenschaft, die im Begriff war auszubrechen, sowohl aus Rücksicht gegen seine Zuhörer, als aus gewohnter Achtung für seinen weißen Genossen.
    »Ihr saht, wie sie uns gefangen nahmen?«, fragte Heyward weiter.
    »Wir hörten es«, war die bezeichnende Antwort. »Ein Indianergeschrei ist eine verständliche Sprache für Leute, die ihr Leben in den Wäldern zugebracht haben. Aber als ihr landetet, mussten wir wie Schlangen unter dem Laube kriechen und verloren euch gänzlich aus den Augen, bis wir euch wieder erblickten, an die Bäume gebunden, um auf gut indianisch niedergemetzelt zu werden.«
    »Unsere Rettung war ein Werk der Vorsehung. Fast ein Wunder war es, dass ihr den rechten Weg einschluget: Denn die Huronen teilten sich, und jeder Haufen hatte seine Pferde.«
    »Ja, beinahe hatten wir die Fährte verloren und wären irregegangen, wenn Uncas nicht gewesen wäre; wir entschieden uns jedoch für den Weg, der in die Wildnis führt: Denn wir schlossen mit Recht, dass die Wilden mit ihren Gefangenen diese Richtung einschlagen würden. Aber als wir schon manche Meile zurückgelegt hatten, ohne einen einzigen Zweig geknickt zu finden, wie ich doch geraten hatte, wurde ich sehr besorgt, besonders da ich sah, dass alle Fußstapfen von Mokassins herrührten.«
    »Unsere Sieger hatten die Vorsicht gebraucht, uns auf ihre Weise zu beschuhen«, sagte Duncan, indem er den Fuß aufhob und die kleinen Halbstiefel zeigte.
    »Das war klug und sieht ihnen ähnlich; doch wir waren zu erfahren, um uns durch diese gewöhnliche List von unserer Fährte abbringen zu lassen.«
    »Welchem Umstande verdanken wir also unsere Rettung?«
    »Einem Umstande, den ich als ein Weißer, der keinen Tropfen Indianerblutes in seinen Adern hat, fast mich schämen sollte zu gestehen; – der Einsicht des jungen Mohikaners in Dinge, die ich besser verstehen sollte als er, und an die ich jetzt noch kaum glauben kann, obgleich meine eigenen Augen mir sagen, dass es so ist.«
    »Das ist sonderbar! Wollt Ihr mir nicht sagen, was es ist?«
    »Uncas war kühn genug zu behaupten«, fuhr Falkenauge fort, indem er seine Augen nicht ohne Neugierde auf die Pferdchen der Ladys heftete, »dass die von den Frauen gerittenen Tiere beide Füße auf einer Seite zu gleicher Zeit zur Erde setzten, was doch dem Gange aller vierfüßigen Tiere, die ich kenne, widerstreitet, einzig den des Bären ausgenommen. Und doch sind hier Pferde, die immer so gehen, wie meine eigenen Augen mich überzeugten, und wie ihre Fährte zwanzig lange Meilen bewiesen hat.«
    »Das ist der Vorzug dieser Tiere! Sie kommen von den Ufern der Narragansetbai, in der kleinen Provinz der Providence-Kolonien, und sind berühmt wegen ihrer Ausdauer und der Leichtigkeit ihrer Bewegungen; doch lassen sich auch nicht selten andere Pferde so abrichten.«
    »Mag sein! Mag sein!«, sagte Falkenauge, der mit besonderer Aufmerksamkeit auf diese Erklärung gehört hatte, »obgleich ich ein Mann bin, dem das reine Blut der Weißen in seinen Adern fließt, so ist doch mein Urteil, was das Wild und den Biber betrifft, gründlicher als über Last tragende Tiere. Major Effingham hat viele edle Rosse, ich habe aber nie eines auf so wunderliche Weise seitwärts sehen sehen.«
    »Gewiss; denn er schätzt den Wert der Tiere nach ganz anderen Eigenschaften. Immer aber ist dies eine sehr beliebte Rasse, und wie ihr seht, erfährt sie viel Ehre durch die Lasten, die man ihr anvertraut.«
    Die Mohikaner hatten ihr Geschäft an dem Feuer eingestellt, um zuzuhören; und als Duncan ausgeredet hatte, sahen sie einander verwundert an, während der Vater den nie fehlenden Ausruf des Erstaunens vernehmen ließ. Der Kundschafter sann nach, als ob er die neu erworbene

Weitere Kostenlose Bücher