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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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zu kennen scheint.«
    »Meine Sehnen und Knochen helfen mir allerdings überall durch«, sagte der Jäger, indem er seine muskulösen Glieder mit einer Schlichtheit des Ausdrucks überschaute, die verriet, mit welch’ aufrichtigem Behagen er diesen Lobspruch aufnahm; »es gibt größere und stärkere Leute in den Niederlassungen, Ihr könnt aber viele Tage in einer Stadt umgehen, bis Ihr einen findet, der imstande ist, seine fünfzig Meilen zu gehen, ohne zu halten, um Atem zu schöpfen, oder der den Hunden auf der Jagd mehrere Stunden nicht aus der Hörweite kommt. Da aber Fleisch und Blut nicht immer dieselben sind, so ist es nach alledem, was die Frauenzimmer heute erlebt und durchgemacht haben, nicht mehr als billig, anzunehmen, dass sie zu ruhen wünschen. Uncas, reinige die Quelle, während dein Vater und ich über ihre zarten Häupter von diesen Kastanienschösslingen ein Obdach und aus Gras und Blättern eine Lagerstätte bereiten.«
    Das Gespräch verstummte, während der Jäger und seine Gefährten beschäftigt waren, für die Bequemlichkeit und den Schutz der ihrer Führung Anvertrauten zu sorgen. Eine Quelle, welche vor vielen Jahren die Eingeborenen veranlasst hatte, diesen Platz für ihre zeitigen Verschanzungen zu wählen, war bald von den Blättern gereinigt und goss nun ihren reinen Kristall über den grünenden Hügel herab. Eine Ecke des Gebäudes ward jetzt insoweit mit einem Obdache versehen, dass der in diesem Himmelsstriche stark fallende Nachttau abgehalten wurde, und Schichten von weichen Zweigen und dürrem Laub wurden darunter zum Ruhelager für sie ausgebreitet.
    Während die emsigen Weidmänner in dieser Weise beschäftigt waren, genossen Cora und Alice Erfrischungen, die mehr Bedürfnis als Geschmack sie annehmen hieß. Bald darauf zogen sie sich in das Blockhaus zurück, dankten erst dem Himmel für die Gnade, die ihnen bisher zuteil geworden war, und flehten um Fortdauer der göttlichen Huld auch für die künftige Nacht; dann legten sie ihre zarten Glieder auf das duftende Lager, und trotz aller schrecklichen Erinnerungen und Besorgnisse sanken sie bald in jenen Schlummer, den die Natur so gebieterisch forderte und mit Hoffnungen auf den kommenden Morgen versüßte.
    Duncan hatte sich angeschickt, die Nacht gerade vor der Ruine zu durchwachen; aber der Kundschafter, welcher seine Absicht bemerkte, deutete auf Chingachgook, während er sich unbekümmert auf das Gras niederstreckte, und sagte:
    »Die Augen des weißen Mannes sind zu schwerfällig und zu blind für eine solche Wache! Der Mohikaner wird unsere Schildwache sein: Wir dürfen ruhig schlafen.«
    »Ich bin vorige Nacht auf meinem Posten eingeschlummert«, entgegnete Heyward, »und habe weniger Ruhe nötig denn Ihr, die Ihr dem Charakter eines Soldaten mehr Ehre gemacht habt! Lasst darum alle schlafen, ich allein will Wache halten.«
    »Wenn wir unter den weißen Zelten des sechzigsten Regiments und vor einem Feinde wie den Franzosen lägen, wünschte ich mir keinen besseren Wächter«, versetzte der Kundschafter, »aber in der Finsternis und mitten in der Wildnis würdet Ihr nicht viel schärfer beobachten können als ein Kind, und Eure Wachsamkeit wäre umsonst. Macht es denn wie ich und Uncas und schlafet: Schlafet unbesorgt!«
    Heyward gewahrte wirklich, dass der jüngere Indianer, während sie noch sprachen, sich an dem kleinen Hügel niedergelegt hatte, wie einer, der die zur Ruhe vergönnte Zeit sich bestmöglich zunutze machen will; seinem Beispiel war auch David gefolgt, dessen Stimme buchstäblich »an seinem Schlunde klebte«, während das Wundfieber durch die Anstrengungen der Reise nur gesteigert worden war. Nicht gewillt, eine nutzlose Erörterung fortzuspinnen, tat der junge Mann, als ob er willfahren wollte, lehnte seinen Rücken, halb zurückliegend, an die Stämme des Blockhauses, war aber fest entschlossen, kein Auge zu schließen, bis er sein ihm anvertrautes kostbares Gut in Munros Hände überantwortet hätte. Falkenauge, in der Meinung, seinen Gefährten überredet zu haben, schlief seinerseits alsbald ein, und eine Stille, so tief als die Einsamkeit, die sie umgab, herrschte in diesen abgeschiedenen Räumen.
    Eine Zeitlang hielt Duncan wirklich seine Sinne munter und aufmerksam auf jeden Laut, der sich in dem Walde hören ließ. Sein Sehvermögen ward schärfer, während die Schatten der Nacht über seine Umgebung sich lagerten, und selbst als die Sterne über seinem Haupte funkelten, konnte er noch die

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