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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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schweigend den Ausgang. Alsbald öffnete sich das Dickicht, und ein großer bewaffneter Hurone trat einige Schritte auf die offene Fläche vor. Während er das stille Blockhaus betrachtete, fiel das volle Mondlicht auf seine schwärzlichen Züge und verriet sein Erstaunen und seine Neugierde. Er stieß jenen Ausruf aus, der die erstere Empfindung bei dem Indianer stets zu begleiten pflegt, und ein leichter Ruf führte einen Begleiter an seine Seite.
    Diese Kinder der Wälder standen einige Augenblicke still, indem sie auf das verfallene Gebäude deuteten, und in der unverständlichen Sprache ihres Stammes sich miteinander unterhielten. Jetzt näherten sie sich mit langsamen, vorsichtigen Schritten, indem sie jede Minute innehielten, das Gebäude anzustarren, gleich verscheuchten Damhirschen, deren Neugierde mächtig mit Besorgnissen um die Oberhand streite. Plötzlich stieß einer mit dem Fuße an den Erdhügel und untersuchte ihn. In diesem Augenblick bemerkte Heyward, dass der Kundschafter sein Messer in der Scheide lockerte, und den Hahn seiner Büchse spannte. Diese Bewegungen nachahmend, schickte sich der junge Mann gleichfalls zu einem Kampfe an, der jetzt unvermeidlich schien.
    Die Wilden waren so nahe, dass die geringste Bewegung eines der Pferde oder selbst ein stärkerer Atemzug die Flüchtlinge verraten hätte. Die Untersuchung des Erdhügels schien jedoch die Aufmerksamkeit der Huronen auf einen anderen Gegenstand abgelenkt zu haben. Sie sprachen miteinander; aber der Ton ihrer Stimmen war so tief und feierlich, als hätte sie ein Gefühl der Ehrfurcht und geheimer Scheu ergriffen. Sie zogen sich vorsichtig zurück, indem sie ihre Augen auf die Ruine geheftet hielten, als erwarteten sie, Geister der Toten aus den schweigsamen Räumen emporschweben zu sehen. Endlich erreichten sie den Saum des freien Platzes, traten langsam in das Dickicht zurück und verschwanden.
    Falkenauge ließ den Kolben seiner Büchse auf die Erde sinken und sprach lang und tief aufatmend in hörbarem Geflüster:
    »Ja, sie scheuen die Toten, und das hat ihnen und vielleicht besseren Menschen als sie das Leben gerettet.«
    Heyward lieh seine Aufmerksamkeit einen Augenblick dem Gefährten, antwortete aber nicht, sondern wandte sich nach denen, die ihn in diesem Moment näher angingen. Er hörte, wie die beiden Huronen das Gebüsch verließen. Der ganze Haufen hatte sich, wie sie jetzt deutlich hörten, um sie versammelt, um mit gespannter Begierde ihren Bericht zu vernehmen. Nach wenigen Minuten ernster und feierlicher Beratung, die sehr verschieden war von dem Lärm, mit dem sie sich zuerst um die Stelle versammelt hatten, wurden die Töne immer schwächer und entfernter und verloren sich endlich in den Tiefen des Waldes. Falkenauge wartete, bis ein Zeichen des lauschenden Chingachgook ihm die Gewissheit gab, dass jeder Laut der Rückziehenden von der Entfernung verschlungen ward, und gab dann Heyward ein Zeichen, die Pferde vorzuführen und den Schwestern in den Sattel zu helfen. Sobald dies geschehen war, schritten sie aus dem zerfallenen Torweg und verließen in einer Richtung, derjenigen, in welcher sie gekommen waren, gerade entgegengesetzt, den Ort, indem die Schwestern verstohlene Blicke nach dem stillen Grabmal und dem verfallenen Blockhaus warfen, als sie aus dem sanften Mondlichte traten, um sich in die düstere Tiefe der Wälder zu begeben.

14
Wache: Qui est la?
Johanna d’Arc: Paysans, pauvres gens de France.
WILLIAM SHAKESPEARE
    Während der schnellen Entfernung von dem Blockhause und ehe sie sich tief in dem Walde befanden, waren die Reisenden zu sehr mit ihrem Entkommen beschäftigt, als dass sie ein Wort auch nur miteinander geflüstert hätten. Der Kundschafter nahm seinen alten Platz an der Spitze des Zuges wieder ein, obgleich seine Schritte, auch als schon ein großer Raum zwischen ihnen und ihren Feinden lag, bedächtiger waren als bei ihrem früheren Marsche, da er die Örtlichkeit der ihn umgebenden Wälder nicht kannte. Mehr denn einmal hielt er, um mit seinen Genossen, den Mohikanern, zu Rat zu gehen, indem er aufwärts zum Monde wies und die Rinden der Bäume sorgfältig untersuchte. In diesen kurzen Pausen lauschten Heyward und die Schwestern mit Sinnen, welche die Gefahr doppelt schärfte, ob nicht irgendein Laut die Nähe ihrer Feinde verkünde. In solchen Augenblicken war ihnen, als ob hier ein weites Land in ewigem Schlaf begraben liege; nicht der geringste Laut ließ sich im Walde hören, außer dem

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