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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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entfernten und kaum hörbaren Murmeln eines Baches. Vögel, Tiere und Menschen schienen, wenn es überhaupt welche in der Wildnis gab, alle zu schlummern. Allein die Töne des Baches, obgleich schwach und leise murmelnd, machten mit einem Mal den Bedenklichkeiten ihrer Führer ein Ende, und alsbald schlugen sie ihre Richtung dahin ein. Als die Ufer des kleinen Flusses erreicht waren, machte Falkenauge noch einmal Halt, nahm die Mokassins von den Füßen und lud Heyward und Gamut ein, das Gleiche zu tun. Hierauf trat er in das Wasser, und fast eine halbe Stunde gingen sie in dem Bett des Flusses fort, um keine Spur zu hinterlassen. Der Mond war bereits hinter eine Masse ungeheurer schwarzer, über dem westlichen Horizonte hängender Wolken gesunken, als sie aus dem niederen und unwegsamen Gewässer traten, um wieder auf die sandige, aber bewaldete, höher gelegene Fläche zu gelangen. Hier schien der Kundschafter wieder zu Hause zu sein: Er verfolgte seinen Weg so sicher und schnell wie einer, der seiner Ortskenntnis vollkommen vertrauen kann. Der Pfad wurde bald unebener, die Reisenden sahen sich von beiden Seiten immer enger von Bergen eingeschlossen und bemerkten, dass sie bald durch eine Gebirgsschlucht kommen müssten. Plötzlich hielt Falkenauge, wartete, bis die ganze Reisegesellschaft beisammen war, und sagte dann in leisem, vorsichtigem Tone, den die Ruhe und das Dunkel des Platzes noch feierlicher machten:
    »Es ist leicht, in der Wildnis die Pfade zu kennen, und die Salzstellen und die Strombette zu finden«, sagte er; »aber wer kann sagen, ob nicht hinter jenen stillen Bäumen und öden Bergen ein Heer gelagert ist?«
    »Sind wir denn so nahe William Henry?«, fragte Heyward, auf den Kundschafter zutretend.
    »Es ist noch ein langer und ermüdender Weg dahin; aber wann und wie wir ihm nahen sollen, ist jetzt die Hauptfrage. Seht«, sprach er, durch die Bäume nach einem Punkte deutend, wo ein kleines Wasserbecken den Glanz der Sterne auf seinem ruhigen Spiegel widerstrahlte, »hier ist der ›Blutteich‹, und ich bin auf einem Grund und Boden, auf dem ich nicht nur oft gewandelt, sondern mich auch vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang mit dem Feinde herumgeschlagen habe.«
    »Ha! So ist denn jene matte, düstere Wasserfläche das Grab der wackeren Männer, die in dem Kampfe gefallen sind. Ich habe sie nennen hören, bin aber nie zuvor an ihr Ufer gekommen.«
    »Drei Schlachten schlugen wir mit dem Deutsch-Franzosen an einem Tag«, fuhr Falkenauge fort, mehr dem Gange seiner Gedanken folgend als auf Duncans Bemerkung antwortend. »Er stieß auf uns, als wir gerade auszogen, seiner Vorhut einen Hinterhalt zu legen, und trieb uns wie gescheuchtes Wild durch das Defilee bis zu den Ufern des Horican. Hier sammelten wir uns wieder hinter unserem Verhau, stellten uns ihm unter Sir William entgegen, der für diese Waffentat erst zum Sir William wurde, und zahlten ihm tüchtig heim für den Unstern am Morgen. Hunderte von Franzosen sahen an dem Tag die Sonne zum letzten Mal, und selbst ihr Anführer, Dieskau, fiel in unsere Hände, so zusammengeschossen und verwundet, dass er, zu fernerem Kriegsdienste untüchtig, in sein Vaterland zurückkehren musste.«
    »Das war ein ruhmvoller Tag«, rief Heyward in der Hitze seines jugendlichen Feuers; »der Ruf desselben drang schnell bis zu unserem Heer im Süden.«
    »Ja, es war aber damit noch nicht zu Ende. Ich ward vom Major Effingham auf Sir Williams ausdrücklichen Befehl abgesandt, die Flanke der Franzosen zu umgehen und die Nachricht von ihrem Unstern über den Bergrücken hin nach dem Fort am Hudson zu überbringen. Gerade dort, wo Ihr die Bäume auf der Anhöhe emporwachsen seht, traf ich auf ein Hilfscorps und führte es nach der Stelle, wo der Feind just sein Mittagsmahl hielt und sich nichts weniger träumen ließ, als dass sein blutiges Tageswerk nicht zu Ende sei.«
    »Und Ihr überfielet sie?«
    »Wenn der Tod ein Überfall für Leute ist, die bloß daran denken, den Magen zu füttern. Wir ließen ihnen keine Zeit zum Besinnen; denn sie hatten uns in dem Kampf am Morgen auch übel mitgespielt, und nur wenige waren unter uns, die nicht einen Freund oder Verwandten unter ihren Händen verloren hatten. Als alles vorbei war, wurden die Toten, und einige sagen, sogar die Sterbenden, in den kleinen Teich dort geworfen. Mit diesen meinen Augen sah ich das Wasser so mit Blut gefärbt, wie nie eines aus den Eingeweiden der Erde floss.«
    »Ein passendes und, wie

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