Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
Begrüßung vorüber war, trat Montcalm mit leichtem, anstandsvollem Schritte auf ihn zu und entblößte sein Haupt gegen den Veteranen, sodass sein weißer Federbusch beinahe den Boden berührte. War das Äußere Munros männlicher und Ehrfurcht gebietender, so fehlte ihm dagegen die leichte, einschmeichelnde Artigkeit des Franzosen. Beide schwiegen eine Weile, indem sie sich mit neugierigem Auge betrachteten; sodann unterbrach Montcalm, wie es sein höherer Rang und die Art der Unterhandlung mit sich brachte, das Stillschweigen. Nach der gewöhnlichen Begrüßung wandte er sich an Duncan und fuhr mit einem Lächeln des Wiedererkennens in französischer Sprache fort:
    »Es freut mich, mein Herr, dass Sie uns bei dieser Veranlassung das Vergnügen Ihrer Gegenwart schenken. Wir können so des gewöhnlichen Dolmetschers entbehren: Denn bei Ihnen fühle ich die gleiche Sicherheit, als wenn ich selbst Ihre Sprache spräche.«
    Duncan dankte für dieses Kompliment; Montcalm aber wandte sich zu seiner Bedeckung, welche, nach dem Vorgang von Munros Leuten sich dicht hinter ihm aufgestellt hatte, und fuhr fort:
    »Zurück, Kinder – es ist warm! Zieht euch ein wenig zurück!«
    Ehe Major Heyward diesen Beweis von Vertrauen erwiderte, warf er einen Blick auf die Ebene umher und gewahrte nicht ohne Unruhe die zahlreichen dunklen Gruppen von Wilden, welche als neugierige Zuschauer der Zusammenkunft aus dem Saum der sie umgebenden Wälder hervorschauten.
    »Herr von Montcalm wird ohne Zweifel den Unterschied unserer Lage einsehen«, sprach er mit einiger Verlegenheit, und wies zugleich auf die gefährlichen Feinde, die von allen Seiten sichtbar wurden. »Entließen wir unsere Bedeckung, so wären wir der Willkür unserer Feinde preisgegeben.«
    »Monsieur, Sie haben das Ehrenwort eines französischen Edelmannes für Ihre Sicherheit!«, erwiderte Montcalm, die Hand auf das Herz legend, »das sollte genügen.«
    »Und genügt auch. Zurück!«, sprach Duncan zu dem Offizier, der die Bedeckung befehligte. »Zurück, Sir, bis auf weitere Order, so weit, dass Sie uns nicht hören können.«
    Munro sah diese Bewegung mit sichtbarer Unruhe und fragte sogleich, was sie zu bedeuten habe.
    »Liegt es nicht in unserem Interesse, Sir, kein Misstrauen zu verraten?«, versetzte Duncan. »Monsieur de Montcalm verpfändet sein Ehrenwort für unsere Sicherheit, und ich habe den Leuten befohlen, sich etwas zurückzuziehen, um zu zeigen, wie fest wir auf seine Zusicherung bauen.«
    »Sie können recht haben, Sir: Ich habe aber kein überschwängliches Vertrauen auf diese Marquis, oder wie sie sich nennen. Ihre Adelspatente sind zu gemein, als dass man ihnen auch das Siegel wahrer Ehre zutrauen könnte.«
    »Sie vergessen, teuerster Herr, dass wir einen Offizier vor uns haben, der sich durch seine Taten in Europa und Amerika gleich ausgezeichnet hat. Von einem Kriegsmann seines Rufes können wir nichts zu befürchten haben.«
    Der Veteran machte ein Zeichen, dass er nachgebe; allein seine strengen Züge verrieten immer noch das Beharren in einem Misstrauen, welches seinen Grund eher in einer gewissen ererbten Verachtung seines Feindes haben mochte, als in klaren, ein so liebloses Gefühl rechtfertigenden Gründen. Montcalm wartete geduldig das Ende dieses halblauten, kurzen Zwiegesprächs ab, trat dann näher und eröffnete die Unterredung mit folgenden Worten:
    »Ich habe Ihren Obern um diese Zusammenkunft gebeten, Monsieur, weil ich glaube, er werde sich überzeugen lassen, bereits alles getan zu haben, was für die Ehre seines Fürsten notwendig war, und jetzt auf die Stimme der Menschlichkeit zu hören. Ich werde ihm stets das Zeugnis des tapfersten Widerstandes geben, der so lange fortgesetzt wurde, als noch Hoffnung vorhanden war.«
    Als dieser Beginn Munro mitgeteilt wurde, antwortete er mit Würde, aber mit hinreichender Höflichkeit:
    »So sehr ich ein solches Zeugnis von Monsieur de Montcalm zu schätzen weiß, so wird es mir doch noch werter sein, wenn ich es besser verdient haben werde.«
    Der französische General lächelte, als ihm diese Antwort übersetzt wurde, und bemerkte:
    »Was man erprobtem Mute so gerne gewährt, dürfte nutzloser Hartnäckigkeit verweigert werden. Monsieur beliebe, mein Lager anzusehen, meine Truppen zu zählen und sich selbst von der Unmöglichkeit eines längeren Widerstandes zu überzeugen!«
    »Ich weiß, dass der König von Frankreich gut bedient ist«, erwiderte der unerschütterliche Schotte, sobald

Weitere Kostenlose Bücher