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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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französischen Heiligen an der Spitze und ein Wörtchen mit mir sprechen wollten. Ein sauberer Ritterorden, den man mit Zuckertonnen kaufen kann, und dann ihre Pfennigmarquisate! Die Distel ist der Orden der Ehre und des Altertums: Das wahre nemo me impune lacessit des Rittertums! Sie hatten Ahnen, Duncan, in diesem Orden, und sie waren eine Zierde der schottischen Ritterschaft.«
    Heyward, welcher wahrnahm, dass sein Oberer ein boshaftes Vergnügen daran fand, die Botschaft des französischen Generals verächtlich zu machen, wollte einer Aufwallung keine Nahrung geben, von der er wusste, dass sie nur von kurzer Dauer sein werde, und erwiderte deshalb mit so viel Gleichgültigkeit, als er hier annehmen konnte:
    »Mein Verlangen, Sir, ging, wie Sie wissen, soweit, nach der Ehre zu geizen, mich Ihren Sohn nennen zu dürfen.«
    »Ja, Junge, darüber haben Sie sich so ziemlich deutlich auszudrücken gewusst. Aber lassen Sie mich fragen, Sir, haben Sie sich ebenso verständlich gegen meine Tochter ausgesprochen?«
    »Bei meiner Ehre, nein«, rief Duncan warm, »es hieße ein mir geschenktes Vertrauen missbrauchen, hätte ich mein Verhältnis zu einem solchen Zwecke benützt!«
    »Sie haben als Ehrenmann gehandelt, Major Heyward, Ihr Benehmen war ganz an seiner Stelle. Aber Cora Munro ist ein zu verständiges Mädchen, ihre Denkungsart zu erhaben und befestigt, als dass sie der Leitung eines Vaters bedürfte.«
    »Cora!«
    »Ja – Cora! Wir sprechen von Ihrer Bewerbung um Miss Munros Hand, nicht wahr, Sir?«
    »Ich – ich – ich glaube, ihren Namen noch nicht genannt zu haben«, stotterte Duncan.
    »Und wen wollten Sie denn heiraten, dass Sie meiner Zustimmung bedürfen, Major Heyward?«, fragte der alte Soldat mit der Würde des verletzten Gefühls sich emporrichtend.
    »Sie haben eine zweite, nicht minder liebenswürdige Tochter!«
    »Alice!«, rief der Vater, ebenso überrascht, als es Duncan gewesen war, als er den Namen der Schwestern wiederholt hatte.
    »Sie war der Gegenstand meiner Wünsche, Sir.«
    Der junge Mann erwartete schweigend das Resultat der außerordentlichen Bewegung, die eine, wie sich jetzt zeigte, so unerwartete Mitteilung hervorgebracht hatte. Mehrere Minuten lang ging Munro mit großen und raschen Schritten im Zimmer auf und nieder; seine Gesichtsmuskeln arbeiteten krampfhaft, und jede andere Geistestätigkeit schien in seinem tiefen Nachdenken zu schlummern. Endlich blieb er vor Heyward stehen, heftete seine Augen fest auf ihn und sprach, indem seine Lippe heftig zitterte:
    »Duncan, Heyward, ich habe Sie wegen des Mannes geliebt, dessen Blut in Ihren Adern fließt, ich habe Sie um Ihrer eigenen guten Eigenschaften willen geliebt, und habe Sie geliebt, weil ich dachte, Sie würden mein Kind glücklich machen. Aber alle diese Liebe würde sich in Hass verwandeln, wüsste ich, dass das, was ich fürchte, wahr ist.«
    »Gott wolle verhüten, dass ich das Geringste tun oder denken sollte, was einen solchen Wechsel herbeiführen könnte!«, rief der junge Mann, dessen Auge unter dem durchdringenden Blicke, der ihn traf, nicht wankte. Ohne daran zu denken, dass Heyward nicht zu fassen vermochte, was in seinem Innern vorging, schien Munro durch den unverändert ruhigen Blick besänftigt, dem er begegnete, und fuhr in milderem Tone fort:
    »Sie wollen mein Sohn werden, Duncan, und kennen die Geschichte dessen nicht, den Sie Vater zu nennen wünschen. Setzen Sie sich, junger Mann, und ich will Ihnen mit wenigen Worten ein Herz öffnen, dessen Wunden noch nicht vernarbt sind.«
    Montcalms Botschaft war jetzt sowohl von dem, der sie überbringen, als auch von dem, der sie anhören sollte, vollkommen vergessen. Jeder nahm einen Sitz, und während der Veteran einige Augenblicke seinen eigenen Gedanken nachhing, scheinbar bekümmert, unterdrückte der junge Mann seine Ungeduld und suchte in Blick und Gebärden achtungsvolle Aufmerksamkeit zu legen.
    »Sie wissen bereits, Major Heyward, dass meine Familie alt und ehrenvoll ist«, begann der Schottländer, »obgleich sie mit Glücksgütern nicht so begünstigt war, wie es ihrem Adel gebührt hätte. Ich war ungefähr in Ihrem Alter, als ich mich Alice Graham mit Herz und Mund verpflichtete; sie war das einzige Kind eines benachbarten Gutsherren, nicht ohne Vermögen. Allein ihr Vater war nicht für die Verbindung, weil außer meiner Armut noch anderes seinen Wünschen entgegen war. Ich tat daher, was jeder Mann von Ehre getan hätte, ich gab dem Mädchen

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