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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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war, erblickte er nur noch den Veteranen, dessen Ehre als Soldat gekränkt worden war.
    »Sie haben genug gesagt, Major Heyward!«, rief der erzürnte Alte, »genug, um einen Kommentar über französische Höflichkeit zu schreiben. Da ladet mich der Herr zu einer Zusammenkunft ein, und wie ich ihm statt meiner in Ihnen einen tüchtigen Stellvertreter schicke, denn das sind Sie, Duncan, so jung Sie auch noch sind, so antwortet er mir in einem Rätsel.«
    »Er hatte vielleicht eine minder günstige Meinung von dem Stellvertreter, mein teuerster Herr! Und Sie werden sich erinnern, dass die Einladung, die er nun wiederholt, an den Kommandanten des Forts und nicht an einen Untergebenen geht.«
    »Recht, Sir; ist aber nicht der Stellvertreter mit aller Gewalt und Würde desjenigen begleitet, der ihm den Auftrag gibt? Er wünscht mit Munro zu sprechen! Meiner Treu, Sir, ich habe große Lust, ihm die Unterredung zu gewähren, und sollt’ es nur sein, ihm zu zeigen, wie fest wir ihm trotz der Zahl seiner Truppen und seinen Übergabevorschlägen ins Auge sehen. Es wäre vielleicht keine üble Politik, junger Mann.«
    Duncan, welcher es für höchst wichtig hielt, möglichst bald den Inhalt des von dem Kundschafter überbrachten Briefs zu erfahren, unterstützte ihn gerne darin, indem er sagte:
    »Ohne Zweifel wird unsere Gleichgültigkeit seine Zuversicht herabmildern.«
    »Nie haben Sie wahrer gesprochen. Ich wollte, Sir, er käme und beschaute sich unsere Werke am hellen Tage, und zwar in einem Sturm. Das ist das untrügliche Mittel, zu sehen, ob sich der Feind wacker hält, und tausendmal besser als das Beschießungssystem, welches er angenommen hat. Das Schöne und Männliche der Kriegskunst hat durch die Künste Ihres Monsieur Vauban sehr gelitten, Major Heyward! Unsere Vorfahren waren über diese systematische Feigheit weit erhaben.«
    »Das mag ganz wahr sein, Sir; jetzt aber müssen wir uns eben mit den Waffen verteidigen, mit denen wir angegriffen werden. Wie sind Sie in Betreff der Zusammenkunft gesonnen?«
    »Ich will den Franzosen sprechen, und das ohne Furcht oder Aufschub; prompt, Sir, wie’s einem Diener meines königlichen Gebieters ziemt. Gehen Sie, Major Heyward, lassen Sie eine Fanfare blasen und schicken Sie einen Trompeter, um dem Marquis zu melden, wer komme. Wir folgen mit einer kleinen Bedeckung: Denn Ehre gebührt dem, der über die Ehre eines Königs zu wachen hat; und hören Sie, Duncan«, fügte er halb flüsternd, obgleich sie allein waren, hinzu: »es wird gut sein, eine Verstärkung bei der Hand zu haben, falls zuletzt allem eine Verräterei zugrunde läge.«
    Der junge Mann benützte den Befehl, um das Zimmer zu verlassen, und beeilte sich, da der Tag zu Ende ging, unverzüglich die nötigen Vorkehrungen zu treffen. In wenigen Minuten waren Truppen unter das Gewehr getreten und eine Ordonnanz mit einer weißen Fahne abgeschickt, die Ankunft des Kommandanten von Fort William Henry zu melden. Sobald dies geschehen war, führte er die Bedeckung nach dem Ausfalltor, wo sein Oberer bereits auf ihn wartete. Nach den bei einem Auszug von Truppen üblichen Förmlichkeiten verließ der Veteran und sein jüngerer Gefährte, von der Bedeckung begleitet, die Festung.
    Kaum waren sie einige hundert Schritte aus den Festungswerken marschiert, als der kleine Trupp Soldaten, der den französischen General begleitete, aus einem Hohlwege hervorkam, der das Bett eines zwischen den Batterien der Belagerer und dem Fort fließenden Baches bildete. Sobald Munro seine eigenen Werke verließ, um seinen Feinden entgegenzutreten, nahm seine Miene eine gewisse Hoheit an, und Schritt und Haltung wurden echt kriegerisch. In dem Augenblick, da er des weißen Federbusches, der von Montcalms Hute wehte, ansichtig ward, blitzten seine Augen, und das ganze Feuer der Jugend schien wieder in dem hohen, muskulösen Körper des Greises zu erwachen.
    »Sagen Sie den Jungen, sie sollen auf der Hut sein«, flüsterte er Duncan zu, »und Flinten und Säbel wohl bei der Hand halten, denn man ist bei einem Diener dieser Louis niemals sicher: Dabei wollen wir aber die Stirne von Männern zeigen, die sich in tiefer Sicherheit glauben. Verstehen Sie mich, Major Heyward?«
    Ein Zeichen mit der Trommel unterbrach sie und ward sogleich von ihrer Seite beantwortet. Während jede Partei eine Ordonnanz mit einer weißen Fahne vortreten ließ, hielt der vorsichtige Schotte seine Bedeckung dicht hinter dem Rücken. Sobald diese flüchtige

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