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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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sein Wort zurück und verließ das Land im Dienste meines Königs. Ich hatte schon viele Länder gesehen, schon an vielen Orten mein Blut vergossen, als mich mein Dienst nach den westindischen Inseln rief. Hier wollte mein Schicksal, dass ich mit einem Mädchen bekannt ward, die bald mein Weib und Coras Mutter wurde. Sie war die Tochter eines Mannes von Stand auf jenen Inseln, dessen Gattin das Unglück hatte, wenn Sie so wollen, in einem entfernten Grade von jener unglücklichen Menschenklasse abzustammen«, sprach der alte Mann stolz, »die zu so schändlicher Sklaverei verurteilt ist, um den Bedürfnissen eines üppigen Volkes zu frönen. Ja, Sir, das ist ein Fluch, den Schottland seiner so unnatürlichen Verbindung mit einem fremden Handelsvolke zu danken hat. Aber würde ich unter ihnen einen finden, der sich geringschätzig über mein Kind äußerte, der sollte das volle Gewicht meines väterlichen Zorns empfinden! Doch! Major Heyward, Sie selbst sind im Süden geboren, wo diese unglücklichen Geschöpfe als eine niedrigere Menschenklasse betrachtet werden.«
    »Das ist unglücklicherweise nur zu wahr, Sir«, sprach Duncan, so verlegen, dass er seine Augen zu Boden zu senken gezwungen war.
    »Und Sie werfen deshalb einen Tadel auf mein Kind? Sie verschmähen es, das Blut der Heyward mit dem Blute eines so verachteten, wenn auch noch so liebenswürdigen und tugendhaften Mädchens zu vermischen?«, fragte der misstrauische Vater.
    »Der Himmel behüte mich vor einem Vorurteil, das meiner Vernunft so unwürdig wäre!«, erwiderte Duncan, wiewohl er sich sagen musste, dass wirklich ein solches Vorurteil so tief in ihm wurzelte, als ob es seiner Natur eingepflanzt worden wäre. »Die Anmut, die Schönheit, der Zauber Ihrer jüngeren Tochter, Obrist Munro, werden meine Beweggründe hinlänglich erklären, ohne mich einer solchen Ungerechtigkeit schuldig erscheinen zu lassen.«
    »Sie haben recht, Sir«, versetzte der alte Mann, der wieder in den Ton der Güte oder vielmehr Sanftmut überging; »das Mädchen ist das Bild ihrer Mutter in jenem Alter, bevor sie noch den Gram kennengelernt hatte. Als mich der Tod meines Weibes beraubte, kehrte ich, durch diese Heirat reicher geworden, nach Schottland zurück, und werden Sie es glauben, Duncan! Der leidende Engel war zwanzig lange Jahre in dem herzlosen Zustand der Ehelosigkeit verblieben, und zwar wegen eines Mannes, der sie vergessen konnte! Sie tat noch mehr, Sir; sie vergab mir meine Treulosigkeit, und da alle Schwierigkeiten nun beseitigt waren, nahm sie mich zu ihrem Gatten.«
    »Und wurde Alices Mutter?«, rief Duncan mit einer Heftigkeit, die verderblich hätte werden können, wäre nicht Munro in diesem Augenblicke so tief in seine schmerzlichen Erinnerungen versunken gewesen.
    »Ja«, antwortete der alte Mann, »und teuer bezahlte sie das kostbare Geschenk, das sie mir hinterließ. Doch sie ist eine Heilige im Himmel, Sir! Und es ziemt nicht einem Manne, der mit einem Fuß schon in dem Grabe steht, ein so wünschenswertes Los zu beklagen. Ich besaß sie bloß ein Jahr, ein kurzes Glück für ein Weib, das ihre Jugend in hoffnungsloser Sehnsucht hatte dahinschwinden sehen.«
    Es lag in dem Kummer des alten Mannes etwas so Überwältigendes, dass Heyward kein Wort des Trostes an ihn zu richten wagte. Munro schien Duncans Gegenwart völlig vergessen zu haben, seine Züge kämpften gegen den Schmerz seiner Empfindungen, während schwere Tränen seinen Augen entquollen und über seine Wangen rollten. Endlich rührte er sich, als sei er plötzlich wieder zur Besinnung gelangt: Er stand auf, ging einmal durch das Zimmer und trat dann mit einem Ausdrucke kriegerischer Größe vor Heyward, mit der Frage:
    »Haben Sie mir keine Botschaft von dem Marquis von Montcalm zu überbringen, Major Heyward?«
    Duncan fuhr auf und begann sogleich mit verlegener Stimme des halbvergessenen Auftrags sich zu entledigen. Es ist unnötig bei der gewandten, wenngleich höflichen Art zu verweilen, womit der französische General jedem Versuche Heywards ausgewichen war, ihn über den Inhalt der Mitteilung, die er hatte machen wollen, auszuhorchen; oder bei der Botschaft, durch welche er seinem Feinde in artigen, aber bündigen Worten bedeuten ließ, dass er selbst kommen und die Erklärung holen oder darauf verzichten möge. Während Munro die Einzelheiten des Berichtes anhörte, wich das aufgeregte Vatergefühl allmählich den Rücksichten für seine Dienstpflicht; und als Duncan zu Ende

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