Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
gemieden und sie mit Ausreden abgespeist, weil er es nicht mehr ausgehalten hatte, von Arima zu träumen, während Laila und Nuri ihn verwöhnten, und weil er sich gleichzeitig gefühlt hatte, als würde er Arima hintergehen. Nun überwältigte ihn eine Mischung aus Selbstmitleid, Wut und Hunger nach Liebe.
»Möchtest du baden, Herr?«, fragte Laila.
Afdza nickte. »Und eine Rasur. Und eine Massage. Und heute Nacht«, er sagte es so förmlich, wie er konnte, um Laila und Nuri zu beweisen, wie sehr er sie wertschätzte, »würde mich eure Gesellschaft glücklich machen.«
Die jungen Frauen lächelten erfreut. Afdza wies auf das Tablett.
»Bringt das zweite auch noch. Und dann holt Chlodwig, der die Tür bewacht, herein. Ein bisschen Körperpflege kann ihm nicht schaden«, er blinzelte den beiden zu, »solange es bei einer Rasur und einer Massage bleibt.«
Er zog sich das Hemd über den Kopf, während die Frauen ihren Anordnungen nachkamen. Es war ihm nicht um Chlodwigs Hygiene gegangen, sondern um die Sicherheit des Bades, wenn er dem jungen Sachsen seinen Plan erläuterte. Chlodwig spielte eine wichtige Rolle darin. Eigentlich die wichtigste, wenn man es recht bedachte. Gottes Wege waren erstaunlich. Im Frühling dieses Jahres hatte Afdza dem jungen Burschen das Leben gerettet, und nun würde dieser alles retten, was Afdza etwas bedeutete. Selbst wenn er damals schon geahnt hätte, wie sich das Schicksal entwickeln würde, hätte er nicht besser handeln können.
Ein plötzlicher Laut veranlasste ihn dazu, sich umzudrehen, das Hemd noch in der Hand. Chlodwig stand da und starrte Afdza an.
»Was ist?«, fragte Afdza. »Noch nie einen nackten Mann gesehen?«
Chlodwig gab sich sichtlich einen Ruck, dann zuckte er mit den Schultern. »Verzeihung, Herr«, sagte er. »Was kann ich für dich tun?«
»Dich ausziehen und dort auf den Stein legen«, sagte Afdza lächelnd. Er deutete auf Laila und Nuri und ihre Ausrüstung »Jetzt machen wir einen kultivierten Mann aus dir. Und nachher wirst du losreiten, um die Franken nach Hause zu schicken.«
Suleiman zögerte keine Sekunde. Er packte den Mann am Kragen, schob ihn vor sich her gegen eine Wand und presste ihn dagegen.
»Was soll das?«, zischte Suleiman. Keinerlei Freundlichkeit war jetzt mehr in seiner Stimme. »Du hast gesagt, deine Reiter würden die Franken vor den Mauern Iruñas wegfegen, sobald du sie zum Einsatz bringen würdest!« Er knallte seinen Gegner im Rhythmus seiner Worte mit dem Rücken gegen die Wand. »Und die Idiotie, Roncevaux zu überfallen, hat uns Karl womöglich ein Jahr eher auf den Hals gehetzt, als er selbst es wollte, und alle meine Vorbereitungen durcheinandergebracht! Von allen Narren, die ihren fetten Bauch jemals in die Tunika eines Dux gezwängt haben, bist du der Größte, Lope de Gasconha!«
Der Dux de Gascogne umklammerte Suleimans Handgelenke. »Hör auf damit!«, stieß er hervor. »Was glaubst du, wen du vor dir hast, Maure?«
Suleiman wand seine Hände aus Lopes Griff und schlug dem älteren Mann eine harte Faust in den Bauch. Lope keuchte und rutschte an der Wand nach unten. Von dort stierte er fassungslos zu Suleiman nach oben. Dieser bemühte sich, seinen Zorn zu bezähmen, und genoss es gleichzeitig, seine Wut an jemandem auszulassen, der an seiner Gefühlslage noch nicht einmal ganz unschuldig war. »Ich weiß genau, wen ich vor mir habe, Dux«, sagte er. »Denn wenn ich mich geirrt hätte, hätte ich schon längst deine Klinge im Leib. Ein Irrtum war es nur, dich zu meinem heimlichen Verbündeten zu machen!«
Lope fasste nach seinem Messer. Suleiman schnaubte. Er wusste genau, dass der trotzigen Geste keine Taten folgen würden. Lope ließ die Hand wieder sinken. Er besaß den schlanken Körperbau der meisten Gascogner, doch Wein und Wohlleben hatten ihm einen Wanst verschafft, der ihm über den Gürtel hing. Suleiman hatte für einen Herrscher wie ihn keine große Sympathie: Der Respekt seines Volkes ihm gegenüber beruhte mehr auf der Gewohnheit und einer langen Ahnenreihe als auf Lopes Persönlichkeit, und wenn seinen Edelingen erst einmal zu Bewusstsein kam, dass sie von einem intriganten Maulhelden geführt wurden, dessen Tapferkeit sich nur entfaltete, wenn sein Feind ihm den Rücken kehrte, dann würden sie ihn absetzen. Zweifellos würde Lope dann kampflos abtreten und seinen Lebensabend auf seinen Gütern genießen, statt mit dem Schwert in der Hand seinen Thronsaal bis zum letzten Blutstropfen zu
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