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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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aber die Heftigkeit, mit der er ihnen die Kopfbedeckungen heruntergerissen hatte, verriet seinen Zorn.
    »Welcher von euch ist Remi, der Sohn von Piligrim dem Paladin, und wer ist Roland, der Neffe von Karl, dem Usurpator? Natürlich – du da, du langes Elend: Du musst Karls Neffe sein.« Scurfa wandte sich seufzend zu Turpin um. »Bischof Turpin, was hast du dir nur dabei gedacht? Hast du geglaubt, ich hätte nicht damit gerechnet, dass Karl einen Trick versuchen würde, um die maurische Gesandtschaft zu befreien? Und dass er dafür einen seiner Besten losschickt? Und hast du nicht gedacht, dass ich meine Spione überall habe?«
    Turpin bleckte die Zähne zur Antwort.
    Scurfa lachte. »Durchsucht sie nach Waffen«, befahl er seinen Männern. Dann begann er selbst damit, Remi und Roland am ganzen Körper abzutasten. Dabei vergaß er auch nicht, ausführlich zwischen ihren Beinen zu suchen. Der Grund war Roland klar – Scurfa suchte einen Grund, um seine Wut abreagieren und jemandem Schmerzen zufügen zu können.
    Remi spielte ihm unwissentlich in die Hände. »Du machst das gut, Scurfa«, sagte er. »Ich bin nur deswegen mitgekommen.«
    »Freut mich«, sagte Scurfa und presste Remis Gemächt zusammen. Remi wurde blass und begann einzuknicken. Scurfa warf Roland einen Seitenblick zu. »Und du hast keine kesse Bemerkung auf den Lippen?«
    »Ich komme nicht zu Wort, weil du dauernd die Klappe offen hast«, sagte Roland.
    Scurfa lachte zornig. Mit einem Ruck ließ er von Remi ab. Remi richtete sich mühsam auf und blieb schwankend stehen. Ächzend holte der junge Krieger Atem zu einer neuen Bemerkung. Roland schüttelte schnell den Kopf. Remi war von ihnen dreien, wenn man es aus Scurfas Sicht betrachtete, die am wenigsten wertvolle Geisel, und wenn Remi den Sachsen zu sehr provozierte, würde dieser ihn töten.
    »Keine Waffen«, sagte Scurfa. »Bei dir auch nicht, Turpin? Was für eine Überheblichkeit! Ihr kommt hierher, um die Geiseln zu befreien, und nehmt nicht einmal Waffen mit?« Der Sachse begann zu brüllen. »Was glaubt ihr, wen ihr vor euch habt? Dachtet ihr, wir würden uns vor lauter Schreck selbst umbringen, nur weil ein Paladin und zwei grüne Burschen von Karls Hof anrücken? Ihr aufgeblasenen, arroganten …« Scurfa hatte sich vor Turpin aufgebaut, das Gesicht wutverzerrt. Er ballte eine Hand zur Faust und holte aus, um Turpin zu schlagen. Der Paladin blinzelte nicht einmal. Scurfa beruhigte sich mühsam und ließ die Faust wieder sinken. »Nein, nein«, sagte er. »Die Ehre tu ich dir nicht an, Franke. Die Faust ist zu schade für dich.« Er räusperte einen Schleimbatzen herauf, um ihn Turpin ins Gesicht zu spucken. Doch der machte eine so schnelle Bewegung zur Seite, dass selbst Roland ihr kaum folgen konnte. Ein Sachsenkrieger, der hinter Turpin gestanden hatte, schielte plötzlich nach oben auf seine Stirn, von der Scurfas gelber Auswurf tropfte. Turpin stellte sich wieder gerade hin und sah Scurfa in die Augen. »Hoppla«, sagte er.
    Scurfas Wangenmuskeln spielten. Dann stieß er den Atem aus. »Was soll’s«, sagte er. »Zwei Paladine sind in meiner Gewalt – und der Goldjunge von König Karl. Wodan meint es gut mit mir. Du und du, kommt mit mir, ich möchte sicherstellen, dass nicht ein paar von den verdammten Franken hinterherkommen. Ihr anderen: Verschnürt die drei Witzbolde und hängt sie neben Ganelon. Ich will, dass sie Tag und Nacht bewacht werden. Und den hier«, er deutete auf Ealhwine, »bringt zu den Mauren. Wir verwenden ihn morgen als weiteren Boten für Karl, damit der große Herrscher der Franken erfährt, dass ich wieder einmal schneller gedacht habe als er.«
    »Ich werde dem König berichten, dass ihr wohlauf seid«, sagte Ealhwine würdevoll zu Turpin, bevor er weggeschafft wurde.
    Roland und Remi wechselten einen Blick. »Ein Glück für das arme Schwein, dass er Dado nicht kannte«, sagte Remi.
    Roland erwiderte nichts. In ihm brannten Hass auf Scurfa und Scham darüber, dass es sein Plan gewesen war, der sie in diese Lage gebracht hatte. Dann wurden sie dorthin gebracht, wo Ganelon de Ponthieu schon auf sie wartete, und ein weiteres Gefühl stieg in Roland auf: nacktes Entsetzen.

    Arima hatte in den letzten beiden Tagen viele Gefühle durchlebt: Schreck, als die Sachsen über die Reisegesellschaft hergefallen waren, Grauen, als sie den Tod mehrerer fränkischer Krieger miterlebt hatte, Entsetzen, als sich ein Dutzend gespannter Bögen auf die maurische Delegation

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