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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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begann zu grinsen, wenn auch bemüht.
    »Mach das nie wieder«, sagte er.
    »Dann küss mich nie wieder«, sagte sie.
    »Arima, was soll das? Ich werde dein Ehemann!«
    »Sobald du es bist«, erwiderte Arima, »kannst du mich höflich fragen, ob du mich küssen darfst.« Sie stieg auf ihr Pferd und galoppierte davon, zurück zur Burg.
    Am nächsten Morgen war Roland wieder da, als sei nichts gewesen, und forderte sie zu einem weiteren Ausflug auf. Hätte Arima jemandem erklären müssen, warum sie ihn nicht zum Teufel schickte, sondern ebenfalls so tat, als sei nichts gewesen und ihm folgte – sie wäre dazu nicht in der Lage gewesen.
    Natürlich versuchte Roland ein paar Tage später erneut, sie zu küssen. Natürlich versuchte sie ihm wieder eine Ohrfeige zu geben. Er hielt ihr Handgelenk fest und trat elegant beiseite, als sie ihren Trick mit dem Fuß versuchte. Dass sie gleich danach das Knie ruckartig hochstieß, hatte er nicht erwartet.
    »Soll ich das auch nie wieder machen?«, fragte sie, während er vor ihr kniete und die Stirn auf dem Boden abstützen musste.
    »Ich … bitte … darum …«, ächzte Roland. Remi lag ein paar Schritte entfernt im Gras und trommelte vor Lachen mit den Fäusten auf den Boden.
    Anders als beim ersten Mal ritt sie an diesem Tag nicht davon, sondern setzte sich neben Remi und wartete, bis Roland wieder Luft bekam. Dann setzten sie ihren Ausritt fort.
    Bei Rolands drittem Kuss blockte er ihre Ohrfeige nicht mehr ab, sondern lächelte sie nur an, während seine Wange sich rötete. »Der Preis für einen Kuss«, sagte er, »scheint zu sinken.«
    Es brachte ihm eine zweite Ohrfeige ein. Remi stöhnte inmitten eines Lachanfalls: »Hört auf, oder ich mache mir noch ins Hemd wegen euch!«
    Danach wartete Arima mit einer Mischung aus Ärger und Furcht darauf, dass Roland es zum vierten Mal versuchen würde. Ärger empfand sie weniger auf Rolands Hartnäckigkeit als vielmehr auf sich selbst, weil sie ahnte, dass sie den vierten Kuss vielleicht würde geschehen lassen. Auf seine robuste, scheinbar unbekümmerte Weise übte Roland einen Zauber auf sie aus, dem sie sich immer weniger entziehen konnte. Dabei wusste Arima inzwischen, dass irgendwo unter der Schale des frechen Draufgängers ein anderer Roland steckte, ein sanfterer, nachdenklicherer Mann, der herausgekommen wäre, hätte er in einem anderen Umfeld gelebt. Vielleicht wäre der eigentliche Roland ihrem Afdza Asdaq nicht unähnlich gewesen. Und deshalb empfand Arima Furcht vor dem vierten Kuss: weil er aus der Freundschaft, die sie für Roland empfand, und aus dem Mitgefühl dafür, dass er ständig gezwungen war, eine Rolle zu spielen, so etwas Ähnliches wie Liebe machen könnte. Arima kannte sich gut genug, um zu wissen, dass dies passieren konnte. Und dann würde ihr Herz endgültig zerreißen.
    Der vierte Kuss geschah, als sie ihn gar nicht erwartete.
    Die Stimmen waren bis vor die Kirche zu hören. Hätte Arima, deren wunde Seele sich wieder so weit beruhigt hatte, dass sie die Schreibübungen erneut aufnehmen konnte – auch weil sie sich an ihr Versprechen erinnert hatte, für Ealhwine das maurische Alphabet zusammenzustellen –, geahnt, dass Ganelon und Bertha de Laon die scheinbare Abgeschiedenheit der Baustelle für ein Wortgefecht aufsuchen würden, hätte sie ihren alten Platz an der Südwand der Kirche nicht wieder eingenommen. Nur wenige Besucher verirrten sich noch auf die Baustelle, zumal die Reichsversammlung so gut wie vorüber und das Wetter für tagelange Jagdausflüge wie geschaffen war. Überdies war es ohnehin nicht übermäßig spannend, Arbeitern beim Steineaufeinanderschichten zuzusehen. Wenn die Handwerker eine ihrer zahlreichen Pausen einlegten und sich in die Holzhütte verzogen, die sie für sich an der Burgmauer errichtet hatten, war die Kirche meistens verwaist.
    Arima kämpfte mit ihrem Gewissen, ob sie ihren ungeplanten Horchposten aus Anstand aufgeben oder aus kluger Berechnung aufrechterhalten sollte. Schließlich obsiegte ihre Neugier und sie blieb sitzen.
    Ganelon sagte wütend: »Bei allem Respekt – es gehört sich nicht, dass ich dir für dieses Gespräch bis hierher nachlaufen musste. Ich bin ein Paladin!«
    »Du bist so stolz darauf«, zischte Bertha, »doch was ist diese Ehre jetzt noch wert? Aus neun Kriegern neben einem König sind zwölf Schafe unter einem Hirten geworden!« Anscheinend hatte Ganelon eine aufgebrachte Geste gemacht, denn Bertha setzte nach: »Ich bin die

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