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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Neffen des Königs, würde jeder mit Freuden angreifen, schon weil er mein Neffe ist. Bei Roland von Roncevaux, dem Paladin , wird es sich jeder zweimal überlegen. Und wir sind uns beide einig, mein lieber Ganelon, dass Roncevaux nicht in die Hände des Feindes fallen darf.«
    »Roncevaux hätte neutral bleiben können«, sagte Ganelon.
    »Nichts in unserer Welt kann auf Dauer neutral bleiben, schon gar nicht, wenn es zwischen zwei Reichen wie dem der Mauren und dem der Franken liegt. Die Mauren sind mit schönen Worten über den Frieden gekommen? Denkst du, ich habe auch nur einen Moment daran geglaubt? Suleiman hat doch nur versucht, uns als Spielfiguren in seinem Konflikt mit dem Emir von Qurtuba zu benutzen. Ich habe lediglich vorweggenommen, was sich früher oder später ohnehin offenbart hätte, nämlich die Feindschaft zwischen den Mauren und uns. Und lieber ist es mir, wenn ich das Geschehen vorgebe, als wenn ich auf eine feindliche Handlung der Mauren reagieren muss. Ganz besonders, wo wir die aufständischen Sachsen am Hals haben und auf deren Aktionen sowieso nur reagieren können.«
    Arima, die angestrengt lauschte, spürte, dass ihr Mund ganz trocken geworden war. Zu ahnen, dass man nur eine Figur im Spiel der Mächtigen war, war das eine; es mit eigenen Ohren zu hören etwas ganz anderes.
    »Aus diesem Grund habe ich Arima und Roland miteinander verlobt. Und wenn du es genau wissen willst: auch weil ich es als Verschwendung empfand, dass eine so schöne und kluge Frau wie Arima ihr Leben im Zölibat verbringen soll. Ich wollte, dass sie Liebe erfährt.«
    »Jeder von uns Paladinen hätte Burg Roncevaux für dich gehalten, Herr. Ich hätte sie gehalten.«
    »Ganelon, der Passübergang ist die Zukunft, wenn das Reich der Mauren erst unterworfen ist. Die jungen Männer stehen für die Zukunft. Männer wie Roland. Wir Alten sind es, die die Pflicht haben, ihnen die Zukunft zu überreichen. Und mit der Herrschaft über Roncevaux ist nun einmal die Hand von Arima Garcez verbunden. Hätte ich deine Ehe mit meiner Schwester auflösen und dich mit Arima verheiraten sollen?«
    Darauf blieb es eine lange Zeit still. König Karl räusperte sich. Er schien bemerkt zu haben, dass seine Bemerkung nicht besonders taktvoll gewesen war.
    »Also gut. Ich werde deine Einwände bedenken, dass wir erst im Sachsengebiet einen sicheren Frieden haben sollten, bevor wir uns in einen neuen Kriegszug stürzen. Im Übrigen werden wir ohnehin nicht vor nächsten Sommer gegen die Mauren in den Krieg ziehen. Dies ist ein Unternehmen, das sorgfältig vorbereitet werden muss, wenn es gelingen soll. Und bis dahin kann viel passieren, was deine Sorgen vielleicht überflüssig macht.«
    »Ich möchte nur nicht, dass wir eines Abenteuers wegen alles aufs Spiel setzen, was wir bereits erobert haben. Wir haben die sächsischen Gebiete mit sehr viel Blut erkauft.«
    »Und im Maurenland ist das Blut unserer Familie geflossen!«, stieß Bertha hervor. »Falls du das vergessen haben solltest, mein lieber Ehemann !«
    Der letzte Vorwurf schien Ganelon zu viel geworden zu sein. Wenige Augenblicke später sah Arima ihn aus der Kirche eilen. Sie drückte sich an die Mauer und bedeutete ihrer Magd, sich ebenfalls klein zu machen, aber der Paladin drehte sich kein einziges Mal um. Seine eckigen Schritte verrieten die Wut, die in ihm kochte. Karl und Bertha folgten ihm eine Weile später. Erneut presste sich Arima an die Kirchenmauer so flach sie konnte und wagte nicht zu atmen, aber auch der König und seine Schwester sahen nicht zurück.
    »Denkst du, die Folter, der Scurfa ihn unterworfen hat, hat seinen Mut gebrochen?«, hörte Arima den König fragen.
    »Du hast ihn von Anfang an überschätzt.«
    Was Karl darauf antwortete, konnte Arima nicht mehr hören. Fassungslos starrte sie ein paar Augenblicke ins Leere. Was hatte das alles zu bedeuten? Hatte man jemals gehört, dass ein Paladin gegen die Beschlüsse des Königs aufbegehrte? Aber mehr noch als die Uneinigkeit zwischen Ganelon und Karl beschäftigte Arima der Hass, der Ganelon und Bertha aneinanderfesselte. Würde es ihr und Roland irgendwann ähnlich ergehen? Hatten Ganelon und Bertha sich ursprünglich geliebt und war die Liebe sauer geworden? Oder hatte Berthas Herz nur Milan gehört, ihrem ersten Ehemann, den sie verloren hatte und wegen dessen Todes sie Ganelon, seinen Bruder, hatte heiraten müssen? Die Parallelen zwischen ihrer Situation und derjenigen von Rolands Mutter und Rolands

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