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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Stiefvater ängstigten Arima. Wann würde der Tag kommen, an dem das volle Gewicht der Tatsache, dass sie Afdza Asdaq aufgrund einer Kriegsstrategie verloren und Roland als Lückenbüßer dafür bekommen hatte, ihr Herz in Hass gegen ihren Ehemann verhärten? Wann würde die Fäulnis beginnen, zwei Menschen gleichzeitig zu zerstören?
    »Herrin?«, fragte Arimas Magd, und ihr wurde bewusst, dass sie ganz blass geworden war.
    »Es ist nichts«, sagte Arima unwillig. »Was von dem, was dort drinnen geredet worden ist, hast du verstanden?«
    Die junge Magd, die bereits die Weisheit des lebenslangen Dienstboten erworben hatte, sagte: »Verzeih, Herrin, ich habe gar nicht mitbekommen, dass jemand geredet hat.«
    Arima nickte. »Geh schon vor«, sagte sie. »In den Wohntrakt. Ich komme gleich nach.«
    »Aber ich darf dich nicht …«
    »Ich komme gleich!«
    »Jawohl, Herrin.« Das junge Mädchen trollte sich. Arima sah sie mit einer gewissen Erleichterung gehen. Sie musste ein paar Augenblicke allein sein, um nachzudenken. Der enge Kreis um König Karl – seine Familie, eine kleine Handvoll Beamter, die Paladine – war Arima stets wie der ruhende Pol in einer sich ständig verändernden, sich ständig selbst infrage stellenden Welt vorgekommen. Aus der Nähe besehen herrschten hier jedoch die gleiche Unsicherheit und die gleichen lodernden Emotionen wie überall. Arima stand auf und ging um die Ecke des Kirchenbaus herum, wo die irischen Mönche ihren Verschlag aufgebaut hatten. Die Mönche waren mit Abt Styrmi unterwegs, der mit einer Axt bewaffnet und von einem Dutzend Krieger beschützt ebenfalls auf der Jagd war, aber auf der Jagd nach heidnischen Gebetshainen und heiligen Bäumen. Ein Mann stand im Zelt, und seine Anwesenheit an diesem Ort und sein Mienenspiel ließen nur den einen Schluss zu: dass er ebenfalls gelauscht hatte.
    »Oje«, machte Arima, die überrascht stehen geblieben war.
    »Was man so alles erfährt, wenn man eigentlich gar nicht zuhören will«, sagte Roland, vergeblich um einen Scherz bemüht. Er gestikulierte. »Remi und Piligrim sind mit auf der Jagd, aber ich hatte keine Lust … Ich habe nach dir gesucht, und da bin ich hier …«
    »Ich habe es auch gehört«, sagte Arima. »Ach, Roland.«
    Der junge Paladin ließ den Kopf hängen. »Ich kenne es nicht anders«, sagte er leise. »Seit ich mich erinnern kann, hassen meine Mutter und mein Stiefvater sich. Und ich … Meine Mutter denkt, ich stünde natürlich auf ihrer Seite, aber in Wahrheit kann ich Ganelon viel besser verstehen als sie. Ich wünschte, er hätte mir das nur ein einziges Mal geglaubt.«
    »Was ist das für eine Lüge, die Ganelon angeblich erzählt haben soll?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Es tut mir so leid für dich«, sagte Arima. Sie trat auf Roland zu und legte die Hand tröstend auf seinen Oberarm
    »Für meinen Onkel mag es Strategie sein«, murmelte Roland. »Und für alle anderen. Aber für mich nicht. Das musst du mir glauben. Arima … seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe …«
    Arima schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht, dass er es sagte. Sie wollte es nicht hören – nicht von ihm. Sie legte ihm den Finger auf die Lippen, weil sie das Gefühl hatte, ihrem Kopfschütteln müsste eine sanftere Geste folgen. Dann war sie plötzlich in seinem Arm, doch es war keine Eroberung. Es war vielmehr so, als habe er sie zu sich herangezogen, um einen Halt zu finden. Als er sie mit einer wilden, verzweifelten Leidenschaft küsste, ließ sie es geschehen, und ihr Herz zerriss, so wie sie es vorausgesehen hatte.
    MEDINA BARSHALUNA

    Immer, wenn Afdza Asdaq in seine Heimatstadt Medina Barshaluna zurückkehrte, trieb er sein Pferd auf einen der Hügel hinauf, die die schmale Ebene am Ufer des Meeres, in der die Stadt lag, umsäumten. Von dort oben genoss er den Anblick, den die Stadt vor dem funkelnd blauen Hintergrund des Wassers bot. In der Spätphase ihres Imperiums hatten die Römer die Stadtmauer ausgebaut zu einem doppelten Ring, der von sechs Dutzend hohen Türmen gesäumt war und Medina Barshaluna das Aussehen eines gekrönten Haupts verlieh. Der helle Stein, das Blau des Meeres, das Gold der Felder ringsherum, das in immer satter werdendes Grün verlief, je weiter sich der Blick von der Stadt entfernte … dies war seine Heimat, und ihr Anblick beglückte Afdza, wann immer er von einer der Missionen zurückkehrte, auf die sein Herr ihn sandte.
    Diesmal brachte ihm der Anblick keine Freude. Es schien ihm,

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