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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Schwester des Königs. Ich lasse mir nicht den Mund verbieten! Auch nicht von dir!«
    »So kann es nicht weitergehen«, rief Ganelon. »So wie ich fühlen die meisten Paladine – sie sind nur zu loyal, es zu sagen. Aber Loyalität hat in erster Linie mit der Wahrheit zu tun, und deshalb ist meine Pflicht, die Wahrheit auszusprechen …«
    »Ja, ja, du und die Wahrheit!«, spottete Bertha.
    »… und die ist, dass ich der Erste bin, der den Krieg gegen die Mauren befürwortet, aber nicht jetzt, wo wir noch die Sachsenaufstände am Hals haben und Männer wie Scurfa frei herumlaufen, um noch mehr Ärger zu machen; und auch nicht unter diesen Voraussetzungen – mit vier grünen Burschen, die die Reihen der Paladine auffüllen und …«
    Unvermittelt brach Ganelon, der sich regelrecht in Rage geredet hatte, seinen Monolog ab. Dann hörte Arima ihn ungläubig fragen: »Was hast du da gesagt?«
    »Du hast mich sehr gut verstanden.«
    »Es ist immer noch diese Geschichte!«, grollte Ganelon.
    »Es wird immer diese Geschichte sein! Glaubst du, eine Frau kann so etwas je vergessen?«
    »Ich habe es auch nie vergessen. Aber warum machst du mir die Vorwürfe, Bertha? Mein Bruder hatte es schließlich in der Hand …«
    »Ja, Milan hatte es in der Hand. Aber du bist schuld, dass alles so gekommen ist.«
    »Bertha, es war Krieg! Und Männer sterben im Krieg.«
    »Männer«, stieß Bertha hervor, »ja, Männer sterben!« Ihre Stimme verklang in einem Schluchzen. Arima lauschte mit aufgerissenen Augen. Sie hatte die ganze Zeit einen Bogen um Rolands schroffe, stets abweisende Mutter gemacht, aber dieses eine gequälte Schluchzen, dem von Weitem anzuhören war, wie verzweifelt sie es zu unterdrücken versucht hatte, ließ Mitleid in Arimas Herz entstehen. »Warum hast du es nicht gesagt?«, fragte Bertha heiser. »Wenn du mit der Wahrheit herausgerückt wärst, dann wäre alles anders gekommen!«
    »Wie oft soll ich noch sagen, dass es mir leidtut, Bertha? Noch tausend Mal? Bitte, ich tue es, wenn du willst. Aber beim Leid Christi und seiner Mutter, lass die Vergangenheit endlich hinter dir … und verzeih mir! Ich habe nicht verdient, ein Leben lang von dir gehasst zu werden.«
    »Hast du nicht?«, rief Bertha. »Habe ich dich auch nur ein Wort dagegen sagen hören, dass mir jetzt auch noch Roland weggenommen wird? Dass man ihn zu einem der Paladine gemacht hat, die geschworen haben, jeden Speer, jeden Pfeil, der auf den König gezielt ist, mit ihren Leibern abzufangen?«
    Plötzlich mischte sich eine dritte, sehr viel ruhigere Stimme in die Unterhaltung, die Arima senkrecht in die Höhe fahren ließ – es war Karl. »Zu meinem Entschluss, Roland zum Paladin zu machen, habe ich nicht Ganelons Rat eingeholt, wie du sehr wohl weißt, liebe Schwester.«
    Arimas Unterkiefer klappte herunter. Offenbar war der König inzwischen ebenfalls in die Kirche gekommen.
    »Lass uns jetzt endlich darüber reden, Herr«, sagte Ganelon. »Ich …«
    »Es gibt nichts darüber zu reden, Ganelon. Ich bin der König, und ich habe es so beschlossen.«
    »Es gibt nicht nur den Treueschwur der Paladine gegenüber dem König, sondern auch den des Königs gegenüber seinen Paladinen«, brach es aus Ganelon hervor. Mehrere Herzschläge lang blieb es ganz still in der Kirche, dann erklärte Rolands Stiefvater zerknirscht: »Ich habe in der Hitze gesprochen. Ich bedaure, Herr.«
    »Nun ist es draußen«, sagte Karl langsam, »und kann auch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Umso mehr, da du recht hast, mein lieber Ganelon. Damit und mit allem anderen. Und es ist nicht nur deine Pflicht als Paladin, sondern auch dein Recht als mein Schwager, Rechtfertigung von mir zu verlangen. Dies ist sie: Ich konnte nicht anders handeln.«
    »So, wie Ganelon nicht anders konnte, als den Mund zu halten, statt zu verhindern, dass mit dem Tod seines Bruders auch noch …«
    »Sei still, Schwester«, sagte Karl beinahe sanft. »Ganelon hat recht. Du musst die Vergangenheit ruhen lassen. Es geht um die Zukunft.«
    »Zukunft bedeutet, auf einem von Blut stinkenden Schlachtfeld zu liegen und mit den eigenen Eingeweiden in den Händen langsam zu verrecken?«, rief Bertha.
    »Ganelon«, sagte Karl und ignorierte seine Schwester, »ich habe Roland zu einem Paladin gemacht, weil ihn das zu einem Mann macht, der weit über die Grenzen des Frankenreichs hinaus gefürchtet ist. Und diese Furcht unserer Feinde ist der beste Schutz für Roncevaux. Roland von Roncevaux, den

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