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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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neu.«
    »Detective Palace«, sagt Fenton und zieht mit ungestümen Bewegungen ihre Handschuhe an, »meine Tochter gibt in dieser Saison zwölf Klavierkonzerte, und jetzt, in diesem Moment, verpasse ich gerade eines davon. Wissen Sie, wie viele Klavierkonzerte sie in der nächsten Saison geben wird?«
    Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Wirklich nicht. Also stehe ich einen Augenblick lang bloß da, der hochgewachsene Dummkopf in dem hell erleuchteten Raum voller Leichen.
    »Also, okey-dokey«, sagt Alice Fenton mit bedrohlicher Munterkeit und wendet sich ihrem Instrumentenwagen zu. »Wollen wir hoffen, dass dies ein gottverdammter Mord ist.«
    Sie nimmt ihre Klinge zur Hand, und ich schaue zu Boden. Ich habe das deutliche Gefühl, dass ich hier ganz still stehen bleiben soll, bis sie fertig ist – aber das ist schwer, wirklich schwer, und als sie mit ihrer Arbeit beginnt, immer einen peniblen Schritt nach dem anderen, blicke ich auf, trete ein kleines Stück vor und sehe ihr dabei zu. Und es ist ein prächtiger Anblick, die kalte und schöne Präzision der Autopsie, Fenton in Bewegung, eine Meisterin, die mit akribischer Genauigkeit ihrem Handwerk nachgeht.
    Die Beständigkeit richtig gemachter Dinge in dieser Welt. Trotz alledem.
    Dr. Fenton schneidet vorsichtig den schwarzen Ledergürtel ab, nimmt ihn von Zells Hals und misst die Breite des Bandes und die Länge von einem Ende zum anderen. Mit Messschiebern bestimmt sie die Ausmaße des blauen Flecks unter dem Auge und der Quetschung unter dem Kinn, wo sich die Gürtelschnalle nach oben ins Fleisch gegraben hat, gelblich und trocken wie ein Streifen verdorrten Geländes, der sich auf beiden Seiten bis zu den Ohren zieht, ein zorniges, unregelmäßiges V . Dabei hält sie immer wieder inne, um Fotos zu machen: der Gürtel, noch am Hals, der Gürtel allein, der Hals allein.
    Dann schneidet sie die Kleidung weg und wäscht Zells blassen Körper mit einem feuchten Tuch. Ihre behandschuhten Finger bewegen sich flink über seine Bauchgegend und seine Arme.
    »Wonach suchen Sie?«, erdreiste ich mich zu fragen, aber Fenton ignoriert mich; ich verstumme.
    Sie stößt ihm ein Skalpell in die Brust, und ich trete einen weiteren Schritt vor. Jetzt stehe ich neben ihr unter dem hellen Lichtschein der Leichenhallenbeleuchtung und sehe mit großen Augen zu, wie sie einen tiefen, y-förmigen Einschnitt macht und die Haut sowie das darunter liegende Fleisch abschält. In der Hoffnung, dass ich den Bogen damit nicht überspanne, beuge ich mich über den Körper, als Fenton dem Toten Blut abnimmt, indem sie eine Ader nahe der Mitte des Herzens ansticht und rasch hintereinander drei Fläschchen füllt. Und irgendwann während all dem merke ich, dass ich kaum atme: Ich sehe ihr zu, wie sie diese Prozedur Punkt für Punkt absolviert – die Organe wiegt und ihr Gewicht aufzeichnet, das Gehirn aus dem Schädel nimmt und es in den Händen dreht –, und warte darauf, dass ihre ausdruckslose Miene zum Leben erwacht, dass sie nach Luft schnappt oder »hmm« murmelt oder sich mir erstaunt zuwendet.
    Dass sie den wie auch immer gearteten Beweis dafür findet, dass Zell getötet wurde, aber nicht von eigener Hand.
    Stattdessen legt Dr. Fenton schließlich ihr Skalpell weg und sagt rundheraus: »Selbstmord.«
    Ich starre sie an. »Sind Sie sicher?«
    Fenton antwortet nicht. Sie geht mit schnellen Schritten zu ihrem Wagen hinüber, öffnet eine Schachtel mit einer dicken Rolle Plastiktüten und reißt die oberste ab.
    »Warten Sie, Ma’am. Verzeihung«, sage ich. »Was ist damit?«
    »Womit?«
    Ich spüre, wie ich zunehmend in Verzweiflung gerate, meine Wangen werden heiß, ein Quieken schleicht sich in meine Stimme, sodass sie wie die eines Kindes klingt. »Das da. Ist das eine Quetschung? Über seinem Fußgelenk?«
    »Das habe ich gesehen, ja«, sagt Fenton kühl.
    »Woher kommt das?«
    »Wir werden es nie erfahren.« Sie eilt weiterhin geschäftig hin und her, ohne mich anzusehen. In ihrer ansonsten ausdruckslosen Stimme schwingt ein Hauch Sarkasmus mit. »Aber wir wissen, dass er nicht an einem Bluterguss an der Wade gestorben ist.«
    » Aber gibt es nicht auch noch andere Dinge, die wir wi ssen? Im Hinblick auf die Bestimmung der Todesursache?« Ich bin mir vollauf bewusst, wie lächerlich es ist, Alice Fenton herauszufordern, aber das kann einfach nicht richtig sein. Ich durchkämme mein Gedächtnis, blättere im Geist hektisch in den relevanten Handbüchern. »Was ist mit dem

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