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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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polizeiliche Ermittlung eine ernsthafte Angelegenheit ist.
    »Warte mal. Ein Hänger?«, sagt sie mürrisch und gereizt. Sie ist erst einundzwanzig, meine Schwester. Sie ist noch ein Kind.
    »Kann sein.«
    »Du hast gerade gesagt, der Typ hätte sich im McDonald’s erhängt.«
    »Ich habe gesagt, es sah so aus.«
    »Und deshalb bist du zu beschäftigt, um dir zehn Minuten Zeit zu nehmen und meinen Mann zu suchen? Weil irgend so ein Wichser sich im McDonald’s umgebracht hat? Auf dem gottverdammten Klo?«
    »Also bitte, Nico.«
    »Was?«
    Ich kann es nicht ausstehen, wenn meine Schwester Kraftausdrücke benutzt. Ich bin altmodisch. Sie ist meine Schwester.
    »Tut mir leid. Aber ein Mann ist gestorben, und es ist mein Job herauszufinden, wie und warum.«
    »Tja, also, mir tut’s leid. Denn ein Mann wird vermisst, und zwar mein Mann, und zufällig liebe ich ihn, okay?«
    Ganz plötzlich stockt ihre Stimme, und ich weiß, das war’s, game over. Sie weint, und ich werde tun, was immer sie will.
    »Ach, nun komm schon, Nico. Lass das.« Es ist zu spät, sie schluchzt mit offenem Mund, drückt sich mit den Handrücken gewaltsam Tränen aus den Augen. »Lass das.«
    »Es ist einfach … das alles.« Sie macht eine Handbewegung, eine vage, kummervolle Geste, die den ganzen Himmel umfasst. »Ich kann nicht allein sein, Henry. Nicht jetzt.«
    Ein bitterkalter Wind fegt über den Parkplatz, wirbelt Schnee auf und weht ihn uns in die Augen.
    »Ich weiß«, sage ich. »Ich weiß.«
    Und dann trete ich behutsam vor und nehme meine kleine Schwester in die Arme. Der Familienwitz lautete, dass sie die Mathe-Gene bekommen hatte und ich die Größe. Mein Kinn ist gute fünfzehn Zentimeter über ihrem Scheitel, ihre Schluchzer graben sich irgendwo in mein Brustbein.
    »Ist ja schon gut, Kleine. Ist ja schon gut.«
    Nico löst sich aus meiner unbeholfenen Umarmung, erstickt einen letzten Seufzer und zündet sich eine neue American Spirit an. Sie schirmt ein vergoldetes Feuerzeug gegen den Wind ab, während sie das Ding ins Leben saugt. Das Feuerzeug hat sie von meinem Großvater, ebenso wie den Mantel und die Zigarettenmarke.
    »Du wirst ihn also finden?«, fragt sie.
    »Ich tue mein Bestes, Nico. Okay? Mehr kann ich nicht tun.« Ich pflücke die Zigarette aus ihrem Mundwinkel und schnipse sie unter den Wagen.
    »Guten Tag. Ich würde gern mit Sophia Littlejohn sprechen, wenn es geht.«
    Hier draußen auf dem Parkplatz habe ich ein hübsches, starkes Signal.
    »Sie ist gerade bei einer Patientin. Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Ähm, sicher. Nein … Es ist bloß … Die Frau eines Freundes von mir ist Patientin von … Herrje, wie nennt man eine Hebamme eigentlich? Dr. Littlejohn, wäre das …?«
    »Nein, Sir. Nur der Name. Ms. Littlejohn.«
    »Okay, also, die Frau meines Freundes ist Patientin von … von Ms. Littlejohn, und ich habe erfahren, dass ihre Wehen eingesetzt haben. Heute früh, glaube ich.«
    »Heute früh?«
    »Ja. Spät gestern Nacht, oder ganz früh heute Morgen? Mein Freund hat mir eine Nachricht hinterlassen, und ich hätte schwören können, das hat er gesagt: heute früh. Aber sie war verstümmelt, da kam nur Rauschen aus der Leitung, und … Hallo?«
    »Ja, ich bin noch da. Vielleicht ein Irrtum. Ich glaube nicht, dass Sophia jemanden entbunden hat. Heute früh, sagen Sie?«
    »Ja.«
    »Tut mir leid. Wie war noch gleich Ihr Name?«
    »Ach, vergessen Sie’s. Ist nicht so wichtig.«
    Im Präsidium gehe ich schnellen Schrittes an einem Trio von Mecki-Mäusen vorbei, die im Pausenraum beim Cola-Automaten herumhängen und lachen, als hätten sie die ganze Nacht Party gemacht. Ich kenne sie alle nicht, und sie kennen mich nicht. Jede Wette, dass keiner von ihnen aus dem Farley & Leonard zitieren könnte, und schon gar nicht aus dem Strafgesetzbuch von New Hampshire oder aus der Verfassung der Vereinigten Staaten.
    Bei der Erwachsenenkriminalität lege ich Detective Culverson dar, was ich habe: erzähle ihm von dem Haus, der Liebe Sophia -Notiz, Dr. Fentons Schlussfolgerungen. Er hört geduldig zu, die Fingerspitzen aneinandergelegt, und dann sagt er eine ganze Weile gar nichts.
    »Also, weißt du, Henry«, beginnt er langsam, und das reicht mir schon, ich will den Rest nicht hören.
    »Ich weiß, wie es aussieht«, sage ich. »Wirklich.«
    »Hey. Hör zu. Es ist nicht mein Fall.« Culverson legt den Kopf leicht in den Nacken. »Wenn du meinst, dass du ihn lösen musst, musst du ihn lösen.«
    »Das meine ich,

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