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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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Blut? Führen wir ein Toxizitäts-Screening durch?«
    » Würden wir tun, wenn wir entsprechende Hinweise ge funden hätten. Einstichspuren, in aussagekräftiger Weise atrophierte Muskeln.«
    »Aber wir können es nicht einfach machen?«
    Fenton lacht trocken und schüttelt die Plastiktüte auf. »Kennen Sie das forensische Labor der Staatspolizei, Detective? Am Hazen Drive?«
    »Bin noch nie dort gewesen.«
    »Tja, es ist das einzige forensische Labor im Staat, und momentan schmeißt dort ein neuer Mann den Laden, und der ist ein Idiot. Er ist ein Assistent eines Assistenten – und jetzt Cheftoxikologe, seit die echte Cheftoxikologin im November die Stadt verlassen hat, um Aktzeichnung in der Provence zu studieren.«
    »Oh.«
    »Ja. Oh.« Fentons Lippe kräuselt sich in offenkundigem Abscheu. »Anscheinend wollte sie das schon immer. Es ist ein Fiasko da drüben. Aufträge bleiben einfach liegen. Ein Fiasko.«
    »Oh«, sage ich erneut und wende mich Peter Zells Überresten zu. Seine Brusthöhle, gähnend weit offen auf dem Tisch. Ich sehe ihn – dieses Ding – an und denke, wie traurig es ist, denn wie auch immer er gestorben sein mag, ob er sich umgebracht hat oder nicht, er ist tot. Ich habe den dummen und naheliegenden Gedanken, dass da ein Mensch war, und jetzt ist er weg und wird nie mehr zurückkommen.
    Als ich wieder aufblicke, steht Fenton neben mir. Ihre Stimme hat sich ein wenig verändert, und sie zeigt auf etwas, lenkt meinen Blick auf Zells Hals.
    »Schauen Sie«, sagt sie. »Was sehen Sie?«
    »Nichts«, sage ich verwirrt. Die Haut ist abgeschält, das Weichgewebe und die Muskeln liegen frei, das Gelbweiß des Knochens darunter. »Ich sehe gar nichts.«
    »Genau. Wenn jemand sich mit einem Strick von hinten an diesen Mann angeschlichen oder ihn mit bloßen Händen erdrosselt hätte – oder sogar mit diesem außerordentlich teuren Gürtel, auf den Sie sich so fixiert haben –, sähe der Hals richtig übel aus. Es gäbe Abschürfungen, es gäbe starke Einblutungen.«
    »Okay.« Ich nicke. Fenton wendet sich wieder ihrem Wagen zu.
    »Er ist erstickt, Detective«, sagt sie. »Er hat sich absichtlich in den Knoten der Ligatur vorgebeugt, seine Luftröhre hat sich verschlossen, und er ist gestorben.«
    Sie zieht den Reißverschluss des Leichensacks über meinem Versicherungsmenschen zu und schiebt die Leiche wieder in ihre Zelle in der Kühlwand. Ich beobachte das alles stumm und stupide und wünschte, ich hätte noch etwas zu sagen. Ich will nicht, dass sie geht.
    »Was ist mit Ihnen, Dr. Fenton?«
    »Verzeihung?« Sie bleibt an der Tür stehen und schaut sich um.
    »Warum sind Sie nicht weggegangen, um das zu tun, was Sie schon immer tun wollten?«
    Fenton legt den Kopf schräg und sieht mich an, als wäre sie nicht ganz sicher, ob sie die Frage richtig verstanden hat. »Das ist es, was ich schon immer tun wollte.«
    »Aha. Okay.«
    Die schwere graue Tür schwingt hinter ihr zu, ich reibe mir mit den Fingerknöcheln die Augen und denke: Und wie geht’s jetzt weiter? Denke: Was nun?
    Ich bleibe eine Sekunde lang allein dort stehen, allein mit Fentons Rollwagen, allein mit den Leichen in ihren kalten Fächern. Dann nehme ich eines der Fläschchen mit Zells Blut vom Wagen, stecke es in die Innentasche meines Blazers und gehe.
    Ich suche mir meinen Weg durch das Labyrinth der unfertigen Korridore und finde aus dem Concord Hospital heraus, und weil es ja ohnehin schon ein langer und schw ieriger Tag gewesen ist, weil ich frustriert und erschöpft und verwirrt bin und nichts anderes möchte, als mir darüber klar zu werden, was ich als Nächstes unternehmen soll, wartet meine Schwester bei meinem Wagen auf mich.
    Nico Palace sitzt mit ihrer Skimütze und ihrem Wintermantel im Schneidersitz auf der leicht abfallenden Kühlerhaube des Impala, in der sie zweifellos eine tiefe Beule hinterlässt, weil sie weiß, wie sehr mich das ärgern wird, und klopft Asche von ihrer American-Spirit-Zigarette auf die Windschutzscheibe. Ich stapfe durch die verschneite Leere des Krankenhausparkplatzes auf sie zu, und Nico begrüßt mich mit erhobener Hand, die Handfläche nach oben wie eine Indianersquaw, raucht ihre Zigarette und wartet.
    »Also wirklich, Hank«, sagt sie, bevor ich ein Wort sagen kann. »Ich hab dir so ungefähr siebzehn Nachrichten hinterlassen.«
    »Woher weißt du, wo ich bin?«
    »Warum hast du heute Morgen aufgelegt?«
    »Woher weißt du, wo ich bin?«
    So reden wir miteinander. Ich ziehe den

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