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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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Detective. Wirklich.«
    »Na dann.«
    Ich bleibe eine Sekunde lang sitzen, dann kehre ich zu meinem Schreibtisch zurück, hänge mich ans Telefon und fange an, den bescheuerten Derek Skeve zu suchen. Zuerst wiederhole ich die Anrufe, die Nico bereits getätigt hat: die Bars und Krankenhäuser. Ich erreiche das Männergefängnis und das neue, zusätzliche Männergefängnis, ich erreiche das Büro des Sheriffs von Merrimack County, ich erreiche die Aufnahme des Concord Hospital und des New Hampshire Hospital und jedes anderen Krankenhauses in drei Ländern, das ich kenne. Aber niemand hat ihn, niemand entspricht seiner Beschreibung.
    Auf dem Platz draußen hat sich ein Häuflein Gottesleute versammelt. Sie halten Passanten ihre Pamphlete unter die Nase und stimmen laute Gospel-Gesänge an, dass wir nur noch beten können, dass Beten unsere einzige Rettung ist. Ich nicke unverbindlich und gehe weiter.
    Und jetzt liege ich in meinem Bett, aber ich schlafe nicht, denn es ist Mittwochabend, und ich habe am Dienstagmorgen zum ersten Mal in die toten Augen von Peter Zell geschaut, was bedeutet, dass er irgendwann Montag Nacht getötet wurde, also ist es vielleicht fast schon achtundvierzig Stunden her, oder vielleicht sind die achtundvierzig Stunden auch schon um. So oder so, mein Fenster schließt sich, und ich bin auch nicht annähernd so weit, dass ich seinen Mörder identifizieren und ergreifen könnte.
    Also liege ich in meinem Bett und starre an die Decke, meine Hände ballen sich an den Seiten zu Fäusten und öffnen sich wieder, und dann stehe ich auf, öffne die Jalousien und schaue zum Fenster hinaus, in die wolkenverhangene Schwärze, vorbei an den wenigen sichtbaren Sternen.
    »Weißt du was?«, sage ich leise, hebe einen Finger und zeige damit zum Himmel. »Fick dich doch ins Knie.«

ZWEITER TEIL
    Nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeiten
    Donnerstag, 22. März
    Rektaszension 19 05 26,5
    Deklination -34 18 33
    Elongation 79,4
    Delta 3,146 AE

1
    »Aufwachen, Süßer. Hopp, hopp, hopp!«
    »Hallo?«
    Bevor ich letzte Nacht ins Bett gegangen bin, habe ich das Telefon ausgesteckt, mein Handy jedoch eingeschaltet gelassen und auf Vibration gestellt, sodass der schöne Traum von Alison Koechner diesmal nicht vom Alarmgetöse des Festnetzanschlusses unterbrochen worden ist – Maia, die in die Fenster kreischt und die Welt in Brand setzt –, sondern von einem sanften, vibrierenden Brummen a uf dem Nachttisch, eine Sinneswahrnehmung, die in me inem Traum zum Schnurren einer entspannt auf Alisons weichem Schoß liegenden Katze geworden ist.
    Und jetzt gurrt Viktor France mich an. »Augen auf, Süßer. Klapp sie schon auf, die großen, trübseligen Glubscher, Schnauzbart.«
    Ich klappe meine großen, trübseligen Glubscher auf. Draußen ist Dunkelheit. France’ Stimme ist flüsterleise, verzerrt und beharrlich. Ich zwinkere mich wach und erhasche aus dem Augenwinkel einen letzten Blick von Alison, strahlend schön im rotbraunen Wohnzimmer unseres Holzhauses an der Casco Bay.
    »Tut mir so leid, dass ich Sie wecken muss, Palace. Ach, was sag ich, es tut mir ganz und gar nicht leid.« France bricht in ein komisches kleines Kichern aus. Er ist high, so viel steht fest; vielleicht Marihuana, vielleicht irgendwas anderes. Im Satellitenorbit, hat mein Vater immer gesagt. »Nein, absolut nicht.«
    Ich gähne erneut, lasse meine Halswirbel knacken und schaue auf die Uhr: drei Uhr siebenundvierzig.
    »Ich weiß nicht, wie Sie geschlafen haben, Detective, aber ich hab nicht allzu gut geschlafen, also ich persönlich. Immer wenn ich gerade einpennen will, denke ich mir: Vic, Baby, das sind einfach tote Stunden. Das sind goldene Stunden, die du da im Klo runterspülst.« Ich setze mich auf, taste auf meinem Nachttisch nach dem Lichtschalter, schnappe mir das blaue Buch und meinen Kuli und denke, er hat was für mich . Er würde nicht anrufen, wenn er nichts für mich hätte. »Bei mir zu Hause führe ich Buch über die Zeit, können Sie sich das vorstellen? Ich habe so ein großes Poster mit allen Tagen, die uns noch bleiben, und jeden Tag hake ich einen ab.«
    Hinter France’ zusammenhanglosem Monolog hört man das hektische Gestampfe und roboterhafte Klaviergedudel von elektronischer Musik; eine große Menschenmenge johlt und intoniert Sprechgesänge. Viktor macht Party irgendwo in einem Lagerhaus, wahrscheinlich draußen an der Sheep Davis Road, ein gutes Stück östlich der Stadt.
    »Es ist wie ein Adventskalender,

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