Der letzte Polizist: Roman (German Edition)
Mann. Wollen Sie’s hören?«
»Nein, Sir, jetzt nicht. Also, dieser Fall, Mr. Dotseth.«
»’tschuldigung, sagen Sie mir noch mal, von welchem Fall wir reden?«
Kaffeeschlürfen, Zeitungsrascheln, er zieht mich auf, während ich an meinem Küchentisch sitze und mit langen Fingern auf einer Seite in meinem blauen Buch herumtrommle. Auf der seit vier Uhr früh der Name und die Adresse der letzten Person steht, die meinen Versicherungsmenschen lebend gesehen hat.
»Vom Zell-Fall, Sir. Dem Hänger von vorgestern Morgen.«
»Ach ja. Der Mordversuch. Es ist ein Selbstmord, aber Sie versuchen …«
»Ja, Sir. Aber hören Sie: Ich habe einen guten Hinweis auf das Fahrzeug.«
»Was für ein Fahrzeug ist das, mein Junge?«
Meine Finger trommeln schneller, rat-a-tat-tat. Komm schon, Dotseth .
»Das Fahrzeug, das ich erwähnt habe, als wir gestern miteinander gesprochen haben, Sir. Der rote Pick-up mit dem Pflanzenöl-Motor. In dem das Opfer zum letzten Mal gesehen wurde.«
Eine weitere lange Pause. Dotseth versucht, mich wahnsinnig zu machen.
»Hallo? Denny?«
»Okay, Sie haben also einen Hinweis auf das Fahrzeug.«
»Ja. Und Sie haben gesagt, ich soll Sie benachrichtigen, falls eine reale Chance besteht, dass es mehr als ein Hänger ist.«
»Habe ich das?«
»Ja. Und ich denke, es ist so, Sir, ich denke, es besteht eine reale Chance. Ich fahre heute Vormittag hin und rede mit dem Kerl, und wenn es nach was aussieht, melde ich mich wieder bei Ihnen, dann können wir einen Haftbefehl erwirken, nicht wahr?« Meine Stimme verklingt. »Mr. Dotseth?«
Er räuspert sich. »Detective Palace? Wer ist derzeit Ihr Detective-Sergeant?«
»Sir?«
Ich warte, die Hand immer noch in der Luft über meinem Notizbuch, die Finger über der Adresse zusammengekrümmt: 77 Bow Bog Road. Ein kleines Stück südlich, in Bow, dem ersten Vorort außerhalb der Stadtgrenze.
»Bei der Erwachsenenkriminalität. Wer leitet das Dezernat?«
» Äh … niemand, schätze ich. Chief Ordler, wenn man’s genau nimmt. Sergeant Stassen hat sich Ende November zur Löffelliste verabschiedet, glaube ich, noch vor meiner Beförderung. Eine Neubesetzung steht aus.«
»Aha«, sagt Dotseth. »Okay. Steht aus. Mit allem Respekt, Kumpel: Wenn Sie der verdammten Sache nachgehen wollen, dann gehen Sie ihr nach.«
2
»Petey ist nicht tot.«
»Doch.«
»Hab gerade noch mit ihm rumgehangen. Vor ein paar Tagen. Dienstagabend, glaube ich.«
»Nein, Sir, haben Sie nicht.«
»Glaub schon.«
»Tatsächlich war es am Montag, Sir.«
Ich stehe am Fuß einer ausziehbaren Metallleiter, die an der Seite eines Hauses lehnt, eines gedrungenen Holzhauses mit spitzem Schindeldach. Meine gewölbten Hände sind aneinandergelegt, der Kopf ist nach hinten geneigt, und ich rufe durch leichtes Schneetreiben nach oben. J.T. Tous saint, ein arbeitsloser Bauarbeiter und Steinhauer, ein Ries e von einem Mann, steht oben auf der Leiter, die schweren braunen Arbeitsstiefel auf die oberste Metallsprosse gepflanzt, den beachtlichen Bauch an die überhängende Regenrinne gedrückt. Sein Gesicht kann ich noch nicht richtig erkennen, weil ich nur den unteren rechten Quadranten sehe, gerahmt von der Kapuze eines blauen Sweatshirts.
»Sie haben ihn Montagabend von der Arbeit abgeholt.«
Toussaint gibt einen Laut von sich, der »ach ja?« bedeuten soll, aber zu einem heiseren, unsicheren »ahu?« verschmolzen ist.
»Ja, Sir. Mit Ihrem roten Pick-up, dem mit der amerikanischen Fahne auf der Seite. Das ist doch Ihr Wagen da drüben?«
Ich zeige auf die Auffahrt. Toussaint nickt und verlagert sein Gewicht an der Dachtraufe. Das untere Ende der Leiter zittert ein wenig.
»Dienstag früh ist er tot aufgefunden worden.«
»Oh«, sagt er oben am Dach. »Verdammt. Ein Hänger?«
»So sieht es aus. Kommen Sie bitte von der Leiter runter?«
Es ist ein hässlicher Klotz von einem Haus, baufällig und ungleichmäßig, wie der Rumpf einer im Schmutz vergessenen Seifenkiste. Im Vorgarten steht eine einzelne alte Eiche, die ihre verkrümmten Zweige zum Himmel reckt, als wäre sie in Haft; an der Seite ist eine Hundehütte, und eine Reihe knorriger, ungepflegter Dornbüsche zieht sich an der Grundstücksgrenze entlang. Als Toussaint heruntersteigt, ruckeln die Metallholme der Leiter alarmierend hin und her, und dann steht er in seinem Kapuzenshirt und seinen schweren Arbeitsstiefeln vor mir, eine Fugenpistole baumelt lose von einer dicken Faust herab, und er mustert mich von oben bis unten,
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