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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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bitter in den ausgehöhlten Winkeln meines Gehirns wider, während ich hier im Krankenhaus liege und Schmerzen habe. McGullys sarkastische Frage im Präsidium, bevor wir dorthin gefahren sind.
    J.T . Toussaint ist tot. McGully hat ihm drei Kugeln verpasst, Culverson eine, und er war tot, als er im Concord Hospital eintraf.
    Mir tut das Gesicht weh. Ich habe starke Schmerzen. Vielleicht ist Toussaint mit dem Aschenbecher auf mich losgegangen und hat abzuhauen versucht, weil er seinen Freund Peter ermordet hat, aber ich glaube das nicht.
    Ich glaube, er hat mich einfach aus Angst angegriffen. Es waren zu viele Cops im Zimmer, dazu McGullys geistreiche Bemerkungen, und obwohl ich versuchte, ihm etwas anderes zu sagen, befürchtete er, dass er bis zum 3. Oktober im Gefängnis schmoren würde, wenn wir ihn wegen dieser dämlichen Sache mit dem Motor einbuchteten. Er ist ein kalkuliertes Risiko eingegangen, genau wie Peter, und hat verloren.
    McGully hat ihm drei Kugeln verpasst, Culverson eine, und jetzt ist er tot.
    »Ein paar Millimeter höher, und Ihr Augapfel wäre geplatzt«, sagt die Ärztin, eine junge Frau mit hoch angesetzt em blondem Pferdeschwanz und Turnschuhen. Die Ärmel ihres weißen Arztkittels sind hochgekrempelt.
    »Okay«, sage ich.
    Sie klebt mir eine dicke Mullbinde über den rechten Augapfel.
    »Das nennt man eine Orbitabodenfraktur«, sagt sie. »Ihre Wange wird eine Weile taub sein.«
    »Okay«, sage ich.
    »Und Sie werden eine leichte bis schwere Diplopie haben.«
    »Okay.«
    »Das bedeutet Doppelsehen.«
    »Oh.«
    Während all dem rotiert weiter die Frage in meinem Kopf: Wieso macht ihn diese tragische Geschichte zum Mordopfer?
    Leider glaube ich, die Antwort zu kennen. Ich wünschte, es wäre anders, aber es ist so.
    Meine Ärztin entschuldigt sich permanent für ihren Mangel an Erfahrung, für die durchgebrannten und nicht ausgetauschten Glühbirnen in der Notaufnahme, für den allgemeinen Mangel an Palliativmitteln. Sie sieht aus, als wäre sie ungefähr neun Jahre alt, und hat ihre Facharztausbildung streng genommen noch gar nicht abgeschlossen. Ich sage ihr, dass es okay ist, dass ich es verstehe. Sie heißt Susan Wilton.
    »Dr. Wilton«, sage ich, während sie den Seidenfaden durch meine Wange fädelt und jedes Mal zusammenzuckt, wenn sie daran zieht, als würde sie ihr Gesicht flicken und nicht meins. »Dr. Wilton, würden Sie sich jemals umbringen?«
    »Nein«, sagt sie. »Na ja – vielleicht. Wenn ich wüsste, dass ich für mein ganzes restliches Leben unglücklich wäre. Aber so ist es nicht. Ich mag mein Leben, wissen Sie? Aber wenn es mir ohnehin schon schlecht ginge – verstehen Sie? –, dann würde sich durchaus die Frage stellen, warum ich herumsitzen und auf das Ende warten sollte.«
    »Ja«, sage ich. »Genau.« Ich achte darauf, keine Miene zu verziehen, während Dr. Wilton mich zusammenflickt.
    Es ist nur noch ein Rätsel übrig. Wenn Toussaint die Wahrheit gesagt hat, und meiner Meinung nach hat er das, und wenn Peter derjenige war, der die Tabletten beschaffte, woher hatte er sie dann?
    Das ist der letzte Teil des Rätsels, und ich glaube, ich kenne auch dafür die Lösung.
    Sophia Littlejohn hat frappierende Ähnlichkeit mit ihrem Bruder, selbst wenn sie nur durch einen schmalen Spalt zwischen Tür und Türpfosten späht, mich unter der Kette hindurch anstarrt. Sie hat dasselbe kleine Kinn, dieselbe große Nase und dieselbe breite Stirn, sogar eine Brille im selben unmodernen Stil. Ihre Haare sind ebenfalls kurz und jungenhaft und stehen aufs Geratewohl hier und dort ab.
    »Ja?« Sie starrt mich ebenso an wie ich sie, und ich denke daran, dass wir uns noch nie begegnet sind und wie ich aussehen muss: die dicke Mullbinde, die Dr. Wilton mir übers Auge geklebt hat, der Bluterguss, der sich strahlenförmig drumherum ausbreitet, braun, rosa und verschwollen.
    »Ich bin Detective Henry Palace, Ma’am, vom Concord Police Department«, sage ich. »Ich fürchte, wir …«, aber die Tür schließt sich schon wieder. Dann höre ich das leise Klirren, mit dem die Kette ausgehängt wird, und die Tür geht wieder auf.
    »Na schön«, sagt sie mit einem stoischen Nicken, als hätte sie gewusst, dass dieser Tag kommen würde. »Okay.«
    Sie nimmt meinen Mantel und fordert mich mit einer Handbewegung auf, in demselben dick gepolsterten blauen Sessel Platz zu nehmen, in dem ich auch bei meinem letzten Besuch gesessen habe. Ich hole mein Notizbuch heraus, und sie erklärt mir, ihr Mann

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