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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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zurückließ und zu einem dunklen Punkt am Himmel wurde. Weiter oben, vom Gleißen der Sonne fast überstrahlt, zeigte sich ein größerer Fleck am Firmament: ein Kriegsschiff des Enduriums in einem niedrigen Orbit, vielleicht das Ziel des Kanonenboots.
    »Die Verankerung der neuen Person in Ihnen war schwieriger als erwartet, und außerdem mussten wir den Plan tatsächlich ändern«, erklärte Rebecca. Ein kleiner Servitor mit dem Emblem des Enduriums flog auf einem Antigravkissen an ihr vorbei und richtete einen Sensor auf sie. Rebecca gab vor, nicht auf ihn zu achten, und der Servitor setzte seinen Flug fort. »Ich habe Ihnen neue Informationen gegeben, die noch einen festen Platz in Ihnen finden müssen.« Ein schiefes Lächeln. »Ich fürchte, Sie hatten recht. In Ihrem Kopf ist es tatsächlich sehr eng. Auf dem Flug zum Changer werde ich versuchen, Sie zu stabilisieren. Dann wird es Ihnen besser gehen.«
    Das war ihre Absicht, erinnerte sich Xavius. Als Techniker des Enduriums wollten sie an Bord eines für sie reservierten Shuttles gehen – eine kleine Manipulation im lokalen Netz, durchgeführt von einer KI in Minervas Diensten – und damit den Changer erreichen, der in einer Asteroidengruppe oberhalb der Ekliptik des Inskeep-Systems auf sie wartete.
    »Ich denke, Sie haben gute Kontakte zu den Ayunn«, sagte Xavius leise und nicht ohne Gift in der Stimme. »Zu den Aggregationen Castoe und Vassur, wenn ich mich recht entsinne. Sind Sie nicht auf die bevorstehende dritte Inkursion der Ayunn hingewiesen worden?«
    Etwas veranlasste ihn, den Kopf zu heben. Er blinzelte im Sonnenschein, und für einen Moment glaubte er, einen gelben Vogel zu sehen.
    Die Warteschlange vor dem Schirmfeld schrumpfte. Hinter ihnen erklangen laute Stimmen, als mehrere Soldaten eine Gruppe von jungen Leuten mit auffälliger Gesichtsbemalung und Symbionten an den Hälsen anhielten.
    »Ein kleines Ablenkungsmanöver«, brummte Lupton und fügte hinzu: »Unsere Verbindung mit den Ayunn ist unterbrochen. Sie haben nicht einmal die letzte Archäta-Lieferung abgeholt. Die Inkursion überrascht uns mindestens ebenso wie das Endurium.«
    »Ihr Blick zu mir, Xavis Xavius«, sagte Rebecca, und Xavius konnte gar nicht anders, er sah sie an.
    »Zweiunddreißig«, sagte die Frau mit der glockenhellen Stimme.
    Etwas drängte sich zwischen Xavius’ Gedanken, etwas, das dachte: Die KI-Systeme, die den Soldaten dort vorn bei der Kontrolle helfen, werden mich als ASE-Agenten erkennen, ebenso meinen Sonderstatus. Sie werden uns passieren lassen. Er wechselte einen unauffälligen Blick mit Lorinda und sah das Verstehen in ihren Augen. Es war ihnen schwer genug gefallen, Minerva zu infiltrieren. Jetzt standen sie kurz vor der Entdeckung des Changers, der die Kollaboration dieser Splitter-Menschen mit den Ayunn bewies und ihnen vielleicht die Möglichkeit gab, mehr über die Pläne des Feindes zu erfahren. Allerdings: Mit einer falschen Reaktion konnten die Soldaten dort vorn an der Kontrollstelle alles zunichtemachen.
    Lupton trat vor und reichte den Wächtern eine Befugniskarte. Zwei Identifikatoren surrten heran, registrierten ihre biometrischen Daten und verglichen sie mit den in der Karte gespeicherten Informationen. Lupton nannte ihre Namen, stellte sie als Mitglieder einer technischen Assistenzgruppe vor und wies darauf hin, dass man sie beim Konnektor erwartete.
    Hinter ihnen wurden die Stimmen lauter. Es kam zu einem Handgemenge zwischen den jungen Leuten und den Soldaten der Streife. Zwei Wächter traten durch die Strukturlücke des Schirmfelds, um der Patrouille zu helfen.
    Der große Soldat vor ihnen, die Augen hinter einem Datenvisier verborgen, tastete sie mit einem Scanner ab und schien das Gerät eine halbe Sekunde länger auf Jerull Urik gerichtet zu halten, als unbedingt nötig war.
    »Sie können passieren«, sagte er dann und winkte.
    Eine weitere Hürde genommen, dachte Urik und folgte dem Abnormen namens Lupton und der Telepathin neben ihm, die er erfolgreich mit falschen Gedanken getäuscht hatte, ebenso wie Lorinda. Sie waren von der Abteilung zum Schutz des Enduriums gut auf diesen Einsatz vorbereitet worden.
    Lupton ging mit langen, zielstrebigen Schritten zum Shuttle, und Urik versuchte, dicht hinter ihm zu bleiben, aber seine Knie fühlten sich plötzlich seltsam weich an, und er geriet in unerklärliche Atemnot. Rebecca erschien links von ihm, und Lorinda war plötzlich an seiner rechten Seite.
    »Ich fühle mich seltsam«,

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