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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Entfernung.
    »Die Kanonenboote reagieren nicht«, sagte Agino. »Sie setzen ihren Flug fort.«
    Xavius beobachtete, wie das helle Licht des Lockvogels verblasste. Als es zu einem schwachen Glühen geworden war, zeigte sich plötzlich ein silberner Funke und stob davon. Die passiven Sensoren des im Asteroidenkrater wartenden Shuttles identifizierten eine Signalkapsel – ein Köder in einem Köder.
    »Kursänderung!«, rief Agino einige Sekunden später. Und dann, leiser: »Aber nicht alle. Drei beschleunigen und nehmen Kurs auf die vermeintliche Signalkapsel. Das vierte Kanonenboot bleibt in der Nähe.«
    Lupton drehte den Kopf. »Laura?«
    »Uns bleibt nichts anderes übrig. Holen wir den Changer aus der Falte. Wen haben wir an Bord?«
    »Nur Ozell, das Medium. Es schläft während der Aktivitätsphasen, hat aber gelernt, schnell zu erwachen.«
    »Hoffentlich ist es schnell genug.« Laurania sah zum Situationsschirm und beobachtete die Kanonenboote. Xavius, inzwischen wach und aufmerksam, bemerkte, dass sich in der Kanzel die Befehlshierarchie geändert hatte. Eben noch hatte Lupton die Anweisungen erteilt, aber jetzt führte Laurania das Kommando. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Neben dem Eingang bewegte sich der eigentliche Pilot des Shuttles, der eine Uniform der Streitkräfte trug. Er blickte noch immer ins Leere, doch seine Lippen zitterten, und er stöhnte leise. Rebecca trat näher, legte ihm die Hand unters Kinn und sagte: »Sehen Sie mir in die Augen. Vierzehn.«
    »Die drei Kanonenboote sind jetzt dreißig Lichtsekunden entfernt«, sagte Agino. »Sie werden gleich merken, dass die Signalkapsel nur ein Köder ist.«
    »Also gut.« Laurania nickte. »Senden Sie das Rufsignal. Gravitatoren hochfahren. Wir brauchen volle Energie.«
    Lupton nickte und wich einen Schritt zurück.
    Aginos Hände flogen durch die virtuellen Kontrollen.
    Ein Darstellungsbereich wuchs nach oben und zeigte das All über dem Rotationsnorden des Asteroiden, das plötzlich nicht mehr leer war. Ein geisterhaftes Leuchten erschien dort, wie die verblassten Reste eines weiteren Lockvogels, es blitzte kurz, und dann erschien etwas, das Xavius innerlich erstarren ließ. Blau und silbern glänzende Wölbungen schälten sich aus dem Nichts, eine Masse in der Form einer an mehreren Stellen zusammengedrückten Kugel, mit einem langen »Hals« und einem dreieckigen »Kopf«, an dessen Seiten zwei knotenartige Erweiterungen wie die Augen eines Raubvogels wirkten. Dutzende von dünnen, gekrümmten Erweiterungen ragten aus Kugel und Hals, spitz zulaufend wie Krallen – sie wiesen eine gewisse Ähnlichkeit mit den ausgefahrenen Waffendornen der Kriegsschiffe des Enduriums auf.
    »Eine neue Konfiguration«, sagte Laurania erstaunt, während die Gravitatoren des Shuttles summten und ihn ins All warfen. Der Asteroid unter ihnen schrumpfte schnell. »Und der Changer ist ein ganzes Stück größer als beim letzten Mal. Ozell muss mit ihm bei einem Materiebrunnen gewesen sein.«
    »Die drei Kanonenboote bei der Signalkapsel machen kehrt«, meldete Agino, während seine Finger durch leuchtende Symbole tanzten und den Shuttle zum Changer steuerten, über dessen ölig glatte Außenhülle seltsame Leuchterscheinungen huschten. »Das vierte beschleunigt mit Vollschub und hat zwei Schnellläufer gestartet. Die Raketen erreichen uns in … dreißig Sekunden.«
    Xavius hörte die Worte, aber sie waren kaum mehr als ein Hintergrundrauschen für ihn. Er starrte auf die dreidimensionale Darstellung des fremden Raumschiffs, gebaut von Geschöpfen, die seit zweitausend Jahren Krieg gegen die Menschheit führten. Tief in ihm erbebte etwas.
    Der Mann neben dem Eingang röchelte und war plötzlich auf den Beinen, das Gesicht eine Fratze. Er lief los, sprang an Lupton und Rebecca vorbei, stürzte durch den Situationsschirm und das Bild des Changers und prallte einen halben Meter dahinter mit dem Kopf voran gegen die Wand aus Synthstahl. Das Genick brach mit einem deutlich hörbaren Knacken, und der Soldat blieb reglos auf dem Boden liegen.
    »Ausweichmanöver!«, rief Laurania. »Ausweichmanöver! Und bring uns zum Changer. Ist Ozell wach?«
    Eine Öffnung bildete sich dort, wo die Kugel des zentralen Rumpfs eine besonders tiefe Delle aufwies.
    »Verteidiungssequenz beginnt«, sagte Agino. »Wir sind noch in kritischer Distanz. Das Abwehrkonzept könnte uns ebenfalls für einen Gegner halten.«
    »Ist Ozell wach, Rebecca?«
    »Ich versuche, das Medium zu

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