Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
sagte er.
    »Neunzehn«, sagte die Telepathin mit den kleinen Kristallen im silbernen Haar, das ihr bis zu den schmalen Hüften reichte.
    »Neunzehn?«, wiederholte Urik. Seine Stimme war kaum mehr als ein Lallen. »Was meinen Sie mit …«
    Er stand in der Schleuse des Shuttles, und das war seltsam, fand Xavius, denn eben war er noch durch den Park gewandert, am Ufer eines roten Sees entlang, vorbei an Bäumen mit blauen Wipfeln. Eine Frau hatte ihn begleitet, hochgewachsen und in ein türkisfarbenes Kittelkleid gehüllt.
    »Wo ist Marta?«, fragte er.
    »Hinein mit ihm.« Hände zogen ihn in den Shuttle. Hinter ihm schloss sich das Außenschott mit einem fast zornigen Zischen. Lupton nickte Rebecca zu. »Der Pilot.«
    »Ja.« Sie eilte bereits durch den Gang zur Kanzel.
    »Es ist unheimlich.« Xavius taumelte und stieß gegen die Wand. »Ich bin jemand anderer gewesen. Ich bin er gewesen.«
    Laurania stützte ihn, als sie das Passagierabteil betraten. Laurania, nicht Lorinda. Das Summen der Gravitatoren drang von draußen herein, und ein kaum merklicher Ruck ging durch den Shuttle, als er abhob.
    Xavius saß und starrte auf seine zitternden Knie. Er erinnerte sich nicht daran, Platz genommen zu haben.
    »In einem solchen Zustand kann ich beim Konklave nicht viel ausrichten«, sagte er. Selbst das Sprechen fiel ihm schwer, und für einen sonderbaren Moment glaubte er, im falschen Körper zu stecken – vielleicht waren Zunge und Mund deshalb so widerspenstig, weil sie glaubten, dass jemand anderer sie benutzte.
    »Der Flug zur Asteroidengruppe dauert zehn Stunden«, ertönte Luptons Bass. Er schien die Wände um sie herum vibrieren zu lassen. »Rebecca wird die Zeit nutzen, die neue Identität besser in Ihnen zu verankern. Schlafen Sie, Chronist.«
    Xavius rechnete halb damit, dass auch Lupton eine Zahl nannte, die ihn ins Reich der Träume schickte, aber das war gar nicht nötig. Erschöpfung drückte seine Lider nach unten. Er schlief ein und träumte von einem Springhörnchen, das aus einem blauen Baumwipfel sprang und sich in einen gelben Vogel verwandelte.
    42
    Als Xavius erwachte, fühlte er sich besser, aber dafür befanden sie sich in einer kritischen Situation. Laurania erklärte es ihm in der Kanzel, die anstelle von Fenstern einen großen, gewölbten Situationsschirm aufwies, der in einzelne Darstellungsbereiche unterteilt werden konnte. Datenkolonnen und Bilder zeigten, dass der Shuttle mit deaktivierten Hauptsystemen im Krater eines etwa zweihundert Kilometer durchmessenden Asteroiden stand, der über der Ekliptik des Inskeep-Systems seine Bahn zog. Nur zwei Millionen Kilometer entfernt kreuzten mehrere Kanonenboote des Enduriums.
    »Sie sind uns gefolgt, als wir nicht zum Konnektor über Bluestone geflogen sind«, sagte Laurania. »Zum Glück war der Abstand zunächst groß genug, sodass wir die Asteroiden erreichen konnten. Das Problem ist: Der Changer versteckt sich in einer Transitfalte und kann sie nicht verlassen, solange die Kanonenboote weniger als fünfzehn Lichtsekunden entfernt sind. Vor einer halben Stunde haben wir einen Lockvogel gestartet, der gleich aktiv werden sollte.«
    Der Pilot, ein junger Vivus, saß direkt neben dem Eingang der Kanzel und starrte ins Leere. Rebecca hatte ihn mit einer »vierzehn« – was auch immer das bedeutete – in eine Welt geschickt, die nur für ihn existierte. Die virtuellen Kontrollen des Shuttles bediente ein kahlköpfiger Splitter-Mann, den Xavius jetzt zum ersten Mal sah, der ihn aber ein wenig an Vandover erinnerte. Die Haut der linken Wange bestand aus schlangenartigen Schuppen.
    »Die Kanonenboote entfernen sich nicht, sondern kommen näher.« Die Hände des neuen Piloten namens Agino glitten durch vor ihm schwebende leuchtende Symbole. »Sie fliegen ein komplexes Suchmuster und gelangen in einer Stunde in Sensorreichweite.«
    »Können sie uns hier finden?«, fragte Xavius.
    »Vielleicht«, brummte Lupton, der neben Agino stand. »Derzeit ist unsere energetische Signatur sehr klein, aber wir können nicht alle Systeme stilllegen. Ich fürchte, bevor sie uns entdecken, bemerken sie die Karsow-Emissionen des Changers, und dann kommen bestimmt einige der größeren Kriegsschiffe hierher.«
    »Wir müssen handeln, sobald der Lockvogel aktiv wird«, sagte Laurania. »Wir können nicht länger warten.«
    In einem der Darstellungsfenster erschien ein heller Punkt, und die daneben eingeblendeten Daten gaben Auskunft über Emissionsmuster und

Weitere Kostenlose Bücher