Der letzte Regent: Roman (German Edition)
Exemplaren, die in den kommenden Monaten restauriert werden sollten«, fuhr die alte Mortus fort. »Sie war nicht mit funktionsfähigen Manovratoren ausgestattet und verglühte in der Atmosphäre.«
Einige Sekunden lang war es still im Habitat. Dann schwoll ein Raunen an, wurde zum Brausen von einer Million Stimmen.
Xalana Xalanis hob die Arme. »Der wahre Mörder des Regenten ist tot.«
Daraufhin kehrte die Stille zurück. Tot?, dachte Xavius und wechselte einen erstaunten Blick mit Laurania. Es fiel ihm schwer, das zu glauben. Konnte Quintus Quiron wirklich so dumm gewesen sein und sich einer alten Rettungskapsel anvertraut haben, ohne ihre Funktionen zu überprüfen? Oder war ihm dafür nicht genug Zeit geblieben?
»Die Befragung des Chronisten Xavis V Xavius hat ergeben, dass er die Wahrheit gesagt hat«, sagte die Konklavesprecherin ernst. »Der angebliche Mörder, der durch seinen Mund sprach, war ein Ich-Konstrukt, das seinem Bewusstsein während des Verhörs im Devos-System hinzugefügt wurde. Julius M Gladfelter, der zuständige Leiter des Sicherheitskorps, hat Nachforschungen eingeleitet. Im Verdacht stehen zwei Mediker, die kurz vor dem Verhör eine wichtige Mitteilung von der ASE erhielten. Die Person, von der diese Mitteilung stammt, stand in engem Kontakt mit Quiron.«
Die Sprecherin zögerte kurz. »Überall im Endurium finden Ermittlungen statt, und ich will den Ergebnissen nicht vorgreifen. Aber ich muss dem Chronisten recht geben, es deutet tatsächlich alles auf einen Staatsstreich hin, der gerade noch verhindert werden konnte. Dafür sind wir Xavis V Xavius zu großem Dank verpflichtet. Möge er, der uns die Wahrheit brachte, unsere Fehler verzeihen.«
Die Worte überraschten Xavius so sehr, dass er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Stumm stand er da, müde und gleichzeitig aufgeregt. Ein seltsames Geräusch kam von all den Galerien, Logen und Emporen, und zuerst wusste er es nicht zu deuten. Dann begriff er, dass es sich um Applaus handelte, der ihm galt. Laurania trat einen Schritt näher. Sie sprach kein Wort, sie gab keinen Ton von sich, aber trotzdem hörte er ihre Stimme. Vielleicht könntest du um einen Besuch in der Stillen Stadt bitten.
»Es bedeutet, dass die Wahl des neuen Regenten zusätzliche Dringlichkeit bekommen hat«, sagte Xalana Xalanis. »Denn mit den Geheimnissen, die nur Er kennt, kann Er loyale Diener des Enduriums von Verrätern unterscheiden. Ihm würde es leichter als uns fallen, Lüge von Wahrheit zu trennen.«
Xavius bemerkte, wie sich auf den Kandidaten-Tribünen hinter dem runden Konklavetisch Unruhe ausbreitete. Auch die Mitglieder des Gremiums waren betroffen. Es schien eine Reaktion auf Meldungen zu sein, die ihnen ihre Komm-Module übermittelten.
»Wir haben uns beraten«, fuhr die Konklavesprecherin fort und vollführte eine Geste, die den Repräsentanten der Sechsundzwanzig Familien am Tisch galt. »Wir sind uns bewusst, wie ernst die Lage ist. Das Endurium kämpft gegen Feinde von innen und von außen. Es braucht eine starke Hand, die es zusammenhält und niemandem gehören darf, der zu den Helfern des Mörders zählt. Wir müssten jeden einzelnen der Kandidaten auf den Tribünen gründlich überprüfen, und dafür fehlt uns die Zeit. Deshalb hat das Konklave beschlossen, ihnen allen den Kandidatenstatus abzuerkennen – niemand von ihnen kann gewählt werden.«
Einige der Vivi auf den Tribünen sprangen auf und protestierten, aber Akustikschilde hielten ihre Stimmen von der Konklaveplattform fern.
»Ich stelle fest: Wir brauchen einen Kandidaten, von dem wir sicher sein können, dass er nicht zur Verschwörung gehört. Er muss ein Vivus sein und einer der Sechsundzwanzig Familien angehören – so will es das Gesetz. Er muss Verdienste für das Endurium erworben haben, so will es die Tradition. Er muss Lüge und Wahrheit voneinander trennen können, so will es die gegenwärtige Situation.« Xalanis warf einen Blick in die Runde. »Hiermit bitte ich das Konklave, über den einen Kandidaten abzustimmen, den ich vorgeschlagen habe.«
Bei den ehemaligen Kandidaten hinter den Akustikschilden kam es zu neuen Protesten. Die Sprecherin drehte sich halb um. »Ruhe dort, oder ich lasse die Tribünen von der Garde räumen.«
Dann wartete die alte Mortus einige Sekunden. Im Habitat wurde es völlig still; eine Million Menschen lauschten.
»Hat das Konklave seine Entscheidung getroffen?«, fragte Xalana Xalanis.
Köpfe nickten.
»Wer gibt seine
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