Der letzte Regent: Roman (German Edition)
Xavius und dachte: arme Erde. Du bist die Wiege der Menschheit gewesen, aber heute trägst du nur noch Wüsten.
Doch dort unten gab es auch die Stille Stadt.
»Quintus Quiron. Er ist aus dem Habitat geflohen, bevor man ihn mithilfe des Sifters befragen konnte. Zusammen mit seinem Assistenten Horis M Heavan.«
»Geflohen«, murmelte Xavius und beobachtete die Erde, wie sie sich langsam drehte. Hinter ihr zeigte der Mond sein zernarbtes Gesicht, blass wie das eines Mortus.
»Es kommt praktisch einem Eingeständnis seiner Schuld gleich«, sagte Laurania.
»Wir haben … unsere Mission erfüllt?«
»Noch nicht ganz. Es ist noch nicht offiziell.«
»Ich bin müde«, sagte Xavius. »Ich möchte nur noch schlafen.«
»Schlafen kannst du später.« Laurania lachte, aber es klang ein wenig schrill, nicht ganz echt. Es war ein nervöses Lachen, kein befreites. »Erst sollen wir in den Hauptzylinder zurückkehren. Man wird uns gleich abholen, nehme ich an. Und anschließend, wenn bestätigt worden ist, dass du die Wahrheit gesagt hast …«
»Ja?«
»Dann bist du wieder der erste Chronist des Enduriums, mit allen Rechten und Privilegien. Vielleicht …«
Xavius setzte sich auf. »Ja?«
»Wir müssen Rogge, Denslow und den anderen helfen«, sagte Laurania schnell. »Und … vielleicht könntest du um einen Besuch der Stillen Stadt bitten.«
»Ich verstehe. Dein Bruder Mallory. Du hoffst, auf der Erde erfahren zu können, was aus ihm geworden ist.« Und er dachte: Das ist nicht alles; es gibt noch mehr.
Die Tür öffnete sich, und mehrere Personen betraten den salonartigen Raum: Paulus M Pion, seine Miene so streng wie vor einem halben Jahrhundert in Ibbemma auf Tibetian; Julius M Gladfelter, in seinem grauen Gesicht eine natürliche Skepsis; Jamar M Thixton, Sicherheitsoffizier der Hades ; und Xalana M Xalanis, die vierhundertfünfzig Jahre alte Sprecherin des Konklaves. Begleitet wurden diese drei Morti von zwei Angehörigen der Garde, deren Gesichter hinter Sensorvisieren verborgen blieben.
»Das Konklave wird fortgesetzt, Chronist«, sagte die Sprecherin. »Ihre Anwesenheit ist dabei erwünscht. Die Mediker haben mir mitgeteilt, dass Sie in akzeptabler Verfassung sind.«
»Ist Quiron wirklich geflohen?«, fragte Xavius.
»Bitte ziehen Sie sich an, und kommen Sie mit. Es ist genug Zeit verstrichen; das Endurium braucht einen neuen Regenten.«
»Die dritte Inkursion der Ayunn dauert an«, sagte Xalana Xalanis. Eigentlich war ihre Stimme nur ein raues Krächzen, aber der Vokalisator gab ihr einen vollen Klang; Kommunikationssysteme sorgten dafür, dass man sie überall im Hauptzylinder hörte, und auch auf den Welten des Enduriums. Sie stand nicht auf der Rednersäule, die leer einige Dutzend Meter entfernt schwebte, sondern auf der Plattform des Konklaves, zusammen mit Xavius, Laurania und den anderen. »Zwei aus jeweils fünfhundert Keilen bestehende Aggregationsschiffe sind im Callisto-Cluster erschienen und bedrohen die Zentralwelten Smelcer, Youngquist und Beaufort. Mehrere Changer wurden in der Nähe von Tibetian gesichtet. Die letzten Meldungen berichten von heftigen Kämpfen in den Systemen Tyeryar, Seuss und Bastine, nicht einmal fünfzig Lichtjahre von hier entfernt. Zwei Bastionen im Ceres-Sektor wurden von Kollapsatoren vernichtet. Der alte Feind, er erleidet schwere Verluste, aber er setzt die Angriffe fort und ist der Erde nahe. Flottenadmiral Aron M Arano berichtet von Karsow-Emissionen am Rand des Tri-Centauri-Systems; auch dort muss mit dem Erscheinen weiterer Schiffe der Ayunn gerechnet werden.«
»Der Mörder«, ertönte es von einem Loquat bei den Galerien. »Was ist mit dem Mörder des Regenten?«
»Dies ist eine schwere Stunde für uns alle«, sagte die Sprecherin des Konklaves. »Und Quintus M Quiron, der Vorsitzende des Gremiums, dem wir alle vertrauten, hat sie noch schwerer für uns gemacht. Er hat sich der Sifter-Befragung entzogen und ist mit einer der alten Rettungskapseln des Habitats zur Erde geflohen.«
»Zur Erde«, murmelte Xavius. Er war noch immer müde, und in seinem Kopf herrschte ein wildes Durcheinander, aber es gab auch eine neue Ruhe in ihm. Zur Erde, dachte er. Über Jahrzehnte hinweg war es sein Wunsch gewesen, sie einmal zu besuchen und die Stille Stadt zu betreten. Er hatte die Wiege der Menschheit gesehen, durch das Fenster des Raums, in dem er erwacht war. Und der wahre Mörder des Regenten … Er war dorthin geflohen.
»Die Rettungskapsel zählte zu den
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