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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Stimme dem von mir genannten Kandidaten?«, fragte die Sprecherin. Nacheinander kamen Hände hoch, zuletzt ihre eigene.
    »Wer stimmt gegen ihn?«
    Alle Hände blieben unten.
    Die Sprecherin nickte zufrieden. »Ich stelle fest: Die Wahl ist einstimmig erfolgt.« Xalana M Xalanis hob beide Arme: »Ich verkünde hiermit: Das Endurium hat einen neuen Regenten. Sein Name lautet … Xavis V Xavius. Ich frage Ihn: Nimmt Er die Wahl an?«
    Das Rauschen in Xavius’ Ohren war plötzlich so laut, dass er kaum etwas anderes hörte. »Was? Ja, aber …«
    »Gepriesen sei Er, Ruhm und Ehre dem Regenten!«, rief Xalana M Xalanis, und eine Million Kehlen im alten Habitat über der Erde wiederholten den Ruf.

Übergänge
    53
    Sie fielen der Erde entgegen, und dem Tod.
    Als Xavius aus dem Fenster des Shuttles sah, der von sechs Jägern eskortiert zur Stillen Stadt auf dem braungelben Planeten flog, begriff er plötzlich, dass sein Leben zu Ende ging. Während seines Aufstiegs als Chronist in den Diensten des Enduriums hatte er sich dies gewünscht. Er hatte davon geträumt, eines Tages genug Verdienste zu erwerben, um die Belohnung des kontrollierten Tods zu empfangen, der ihn zum Mortus machte. Er hatte davon geträumt, Jahrhunderte zu existieren und Teil der Zukunft des Enduriums zu werden.
    Doch jetzt regte sich Furcht in ihm, und er sagte: »Dies ist absurd.«
    »Normalerweise werden Vivi in der Stillen Stadt mehrere Wochen lang auf den Übergang vorbereitet«, erwiderte Xalana M Xalanis. Sie, ein Mann aus dem Gremium – Karas M Kalion, zweihundert Jahre alt und zum provisorischen Vorsitzenden ernannt – und fünf Gardisten begleiteten den neuen Regenten im Auftrag des Konklaves. Außerdem war auch Laurania an Bord; Xavius hatte darauf bestanden, dass sie mitkam. Sie hatte ihm geholfen, und er wollte versuchen, ihr zu helfen. »Aber in diesem Fall bleibt uns nicht genug Zeit. Die Zeremonie muss sofort stattfinden; die Phalanx braucht dringend einen neuen Mittelpunkt.« Sie gab ein seltsames Geräusch von sich, das nach einem schmerzerfüllten Stöhnen klang. »Vielleicht haben Sie bemerkt, wie langsam wir geworden sind.«
    »Phalanx?«
    Die Konklavesprecherin winkte ab. Hier – abseits der Million Besucher im Habitat, und abseits der Milliarden auf den Welten des Enduriums – verhielt sie sich anders. Sie war müde, vielleicht auch nervös. Sie hatte es eilig. Und von dem Respekt, mit dem sie Xavius im Habitat begegnet war, blieb an Bord des Shuttles kaum etwas übrig.
    Er ahnte, was das bedeutete.
    »Es ist absurd, dass Sie mich zum Regenten gewählt haben«, sagte er. Eine Last war von ihm abgefallen, doch eine andere nahm ihren Platz ein, vielleicht noch schwerer als die erste.
    »Paulus M Pion hat Sie vorgeschlagen«, erklang es aus dem Vokalisator der Konklavesprecherin. »Er ist ein verdienstvoller Mann; seine Stimme hat Gewicht.«
    »Er ist Anwärter auf ein Relativitätsschiff, nicht Mitglied des Gremiums oder des Konklaves.«
    Ein Zischen kam von Xalana Xalanis. »Den Vivi auf den Tribünen konnten wir nicht trauen. Wir mussten davon ausgehen, dass sich Anhänger von Quiron unter ihnen befanden, Unterstützer des Staatsstreiches. Für individuelle Überprüfungen reichte die Zeit nicht aus. Sie waren der einzige zur Verfügung stehende Kandidat.«
    »Das kleinere Übel? Das am leichtesten zu kalkulierende Risiko?«
    »Wir werden Ihnen helfen, Regent Xavius. Die Phalanx braucht eine neue Mitte, eine leitende Hand.«
    »Eine Hand, die Sie steuern können, Sprecherin Xalanis?«
    »Wir werden Ihnen helfen, Regent«, wiederholte die alte Mortus. »Wir werden Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir werden Ihnen erklären, was nötig ist.« Mit etwas mehr Nachdruck fügte sie hinzu: »Gemeinsam sind wir stark.«
    Scharfe Worte lagen auf Xavius’ Zunge, vielleicht so scharf wie die Klingen von Schwertern, aber er ließ sie dort, er verbot ihnen, von seinen Lippen zu kommen. Stattdessen sagte er: »Wenn Sie gestatten, Sprecherin … Bevor wir in der Stillen Stadt landen, möchte ich einige Minuten mit Laurania allein sein.«
    Xalana Xalanis hob erstaunt die weißen Brauen, und dann stand sie langsam auf. »Wie Sie wünschen, Regent. Einige Minuten.« Sie winkte Karas M Kalion und die fünf Gardisten zum Ausgang der großen Passagierkabine. In der Tür blieb sie noch einmal stehen. »Nie zuvor hat ein Vivus die Stille Stadt betreten und sie wieder als Vivus verlassen. Wir bieten Ihrer Begleiterin ebenfalls den Übergang

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