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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burgess Gemma
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wieder normal.
    Ich zwinkere ein paarmal. Wie leicht sich meine Lider heute anfühlen! Ich strecke mich, wobei ich bemerke, dass die heftigen Schmerzen der letzten Tage einer Steifheit in den Armen und Beinen vom vielen Liegen gewichen sind. Dann hebe ich den Kopf und sehe mich im Zimmer um. Robert sitzt am Schreibtisch vor seinem Laptop.
    » Hey, du«, sage ich. Meine Stimme ist zurück, aber sehr krächzig, und ich räuspere mich und sage es noch einmal. » Hey, du.«
    Robert dreht sich um. » Hey, du? Ist das alles, was du sagen kannst?«
    » Es geht mir viel besser.«
    » Das sehe ich.«
    Ich setze mich auf, und von der plötzlichen Bewegung wird mir schwindelig.
    » Boa. Niedriger Blutzuckerspiegel. Was ist heute für ein Tag?«
    » Dienstag. Ich bestelle dir was zu essen«, sagt Robert grinsend.
    Es ist so schön, ihn lächeln zu sehen, dass ich zurückstrahle. Dann verarbeite ich seine Antwort. Ich war vier Tage lang krank?
    » Robert, warst du die ganze Zeit hier?« Er nickt. » Danke. Ich weiß nicht, was ohne dich passiert wäre.«
    Er nimmt die Speisekarte in die Hand. » Es wäre… schwierig gewesen.«
    » Hatte ich die Schweinegrippe? Die Vogelgrippe?«, frage ich fröhlich, während ich zur Minibar hopse. Es ist so schön, dass ich mich wieder wie ich selbst fühle. » Wenn ich nicht sofort etwas in den Magen kriege, werde ich ohnmächtig.«
    Ich reiße eine Toblerone auf und beiße davon ab.
    » Zwei getoastete Sandwiches mit Schinken und Käse, zweimal Gemüsesuppe und viele warme Brötchen, bitte«, sagt Robert in das Telefon. » Und zwei große Gläser Apfelsaft.«
    » Ich hätte eigentlich lieber einen Burger mit Pommes frites und ein Bier«, sage ich, den Mund voller Schokolade.
    » Nein. Übrigens, es war nicht die Schweinegrippe oder die Vogelgrippe. Nur eine ordinäre Magen-Darm-Grippe in Kombination mit totaler Erschöpfung und leichter Hysterie.«
    » Scheiße«, sage ich bedauernd. » Ich war mir sicher, dass es was Ernsteres ist.«
    » Sorry. Hast du übrigens gewusst, dass du im Schlaf kicherst?«
    » Wirklich? Wie hinreißend von mir.«
    » Ah, schön, dass du wieder dein altes nerviges Ich bist.«
    Ich lege mich wieder ins Bett und lasse den Blick durch das Zimmer wandern. Mein Koffer steht noch unausgepackt in der Diele neben einem Kofferwagen.
    » Wo hast du geschlafen, Robert?«
    » Ein paarmal neben dir im Bett«, antwortet er und tippt wieder etwas in seinen Laptop. » Aber du hast um dich geschlagen und ständig gequasselt. Also habe ich zwischendurch auf der Couch geschlafen.« Er macht eine Pause und sieht zu mir herüber. » Ich werde mir ein eigenes Zimmer nehmen, jetzt, wo es dir besser geht. Ich wollte nur nicht, dass du allein bist, wenn du aufwachst.«
    » Du bist so süß«, sage ich, ohne nachzudenken.
    Er sieht völlig übernächtigt aus. Ich wette, er hat kaum geschlafen. Robert schüttelt stirnrunzelnd den Kopf und dreht sich wieder zu seinem Laptop.
    » Jeder andere hätte dasselbe getan.«
    Ich bekomme es noch nicht ganz in meinen Schädel, dass wir in Hongkong sind und dass Robert die ganze Strecke hierhergeflogen ist, um mich zu finden… zu retten… zu pflegen.
    Ich muss an meinen Flug denken, der in einem seltsam verschwommenen Nebel liegt, und an meine albtraumhaften Stunden im Hotel, und dann– ganz vorsichtig, wie jemand, der einen verstauchten Fuß belastet, um zu sehen, ob es noch wehtut– an den Kuss von Dave und Bella in der Lobby. Ist das wirklich passiert?
    Seltsamerweise schmerzt die Erinnerung nicht mehr so sehr. Es kommt mir vor wie eine Filmszene, die ich vor langer Zeit gesehen habe.
    Also– um meine Schmerzgrenze anzutesten– denke ich darüber nach, dass Dave mich angelogen hat. Und über die Tatsache, dass die Möglichkeit besteht, dass er mich die ganze Zeit mit Bella betrogen hat, mit der Frau, die er immer geliebt hat. Ich spüre einen dumpfen Schmerz, aber der brennende, klammernde, qualvolle Schock hat sich gelegt. Genau wie mein Bedürfnis zu weinen.
    » Ich rege mich gar nicht so sehr auf über Dave«, sage ich verwundert. » Nicht, wie ich mich mal aufgeregt habe.«
    » Gut. Er ist es nicht wert.«
    » Vielleicht kam die Hysterie von dem Schock und der Müdigkeit. Oder vielleicht waren die letzten vier Tage eine konzentrierte Trauerphase«, sage ich nachdenklich, während ich Toblerone kaue. Ich denke an den Flug, die erste Nacht in Hongkong, die Schlaflosigkeit, die Besessenheit, als ich nicht wusste, wo Dave steckte. Was habe ich

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