Der letzte Single fangt den Mann
einen Schluck von meinem Cocktail und schaue dann ein paar Sekunden aus dem Fenster. » Ich habe das Gefühl, ich stehe an einem Wendepunkt in meinem Leben«, sage ich und drehe mich wieder zu Robert. » Ich weiß endlich, was ich will.«
» Ich auch.«
Einen Moment lang kreuzen sich unsere Blicke, und plötzlich beginnt mein Herz laut zu klopfen. Geistesgegenwärtig drehe ich den Kopf wieder zum Fenster. Obwohl die Aussicht nicht mehr so magnetisch ist.
» Noch einen Drink?«, fragt er.
Ich nicke eifrig, unfähig zu sprechen. Er winkt der Kellnerin, um zu bestellen.
Was ist hier los? Irgendetwas in mir hat » Klick« gemacht, als wäre ein Schlüssel im Schloss gedreht worden. Denk nicht darüber nach, sage ich mir im Stillen. Schau einfach aus dem Fenster und denk an das Gespräch mit Katherine und Ronan heute. Denk an dein neues Leben, deinen neuen Job…
Die Bar ist jetzt fast leer. Ich drehe mich zu Robert. Wieder treffen sich unsere Blicke, und ich stelle fest, dass ich unfähig bin wegzuschauen. Mir ist ganz kribbelig und warm … Er lächelt mich an, ein winziges Lächeln, mehr mit den Augen als mit dem Mund, und ich lächle zurück.
Dann greift Robert bedächtig und gelassen über den kleinen Tisch und umfasst meine Hände. Ich sehe auf unsere Hände und hebe wieder den Kopf.
» Abby, mein Schatz…«, sagt er leise und beugt sich vor.
Ich ziehe meine Hände ruckartig weg, als die Kellnerin mit unseren Getränken kommt. Im nächsten Augenblick werde ich in die Realität zurückkatapultiert. Ich sitze in einer Hotelbar mit Robert. Meinem besten Freund. Was mache ich? Warum fühle ich mich so? Als die Kellnerin sich entfernt, meide ich Roberts Blick und konzentriere mich auf meinen Cocktail.
» Übrigens, du siehst heute Abend wunderschön aus«, sagt er und unterbricht meine Selbstbefragung. » Das habe ich dir noch gar nicht gesagt, glaube ich.«
» Äh… oh… äh… nein«, stammle ich und nehme ganz langsam einen großen Schluck von meinem Drink, wobei ich angestrengt in das Glas starre. Nach fünfzehn Sekunden bleiben meine Lippen an dem Eis kleben, und ich bin gezwungen, ihn wieder anzusehen.
» Bist du müde?«, fragt Robert.
Ich sehe ihn an und nicke, während mein Herz wieder zu hämmern beginnt. Woher kommt das? Ich fühle mich wie besessen.
» Sollen wir gehen? Ich habe übrigens das Zimmer direkt neben deinem bekommen. Ich muss nur kurz an der Rezeption anrufen, damit sie mir den Schlüssel hochbringen.«
Ich räuspere mich.
» Okay, dann lass uns gehen. Du kannst von meinem Zimmertelefon aus anrufen.«
Verhalte dich normal, Abigail.
Wir verlassen Seite an Seite, ohne uns zu berühren, schweigend die Bar. Dann stehen wir schweigend im Aufzug und gehen anschließend schweigend durch den Gang zu meinem Zimmer.
Als wir im Zimmer sind, geht Robert sofort zum Fernseher und beginnt, mit der Fernbedienung herumzuspielen.
» Ich bin der DJ «, sagt er. » Du bist der Barkeeper.«
» Prima. Ich muss nur noch mal kurz… äh… aufs stille Örtchen.«
Schwankend gehe ich ins Bad. Ich spüre immer noch den Whisky in meiner Kehle brennen. Ich stelle mich vor den Spiegel und betrachte mein Gesicht. Es glänzt nicht so schlimm und ist auch nicht so rot, wie ich befürchtet habe. Ich befeuchte den Zeigefinger und wische unter meinem Auge einen Eyeliner-Fleck weg. Warum gebe ich mir Mühe, mein Make-up auszubessern? Ich sollte lieber ein bisschen Zahnpasta essen. Warum soll ich Zahnpasta essen? Wer soll schon meinen Atem riechen? Beantworte nicht das, sondern lieber das: Was zum Teufel mache ich überhaupt? Vor sechs Tagen war ich noch hysterisch wegen Dave. Nein, das beantworte besser auch nicht. Und denk nicht an Dave.
Ich beuge mich über das Waschbecken, lehne die Stirn gegen den Spiegel, schließe die Augen und atme tief durch. Mein Herz rast holterdiepolter, und meine Finger zittern. Aber nicht vor Nervosität. Sondern vor Aufregung.
Und das ist nicht die nervöse Aufregung, die ich immer gespürt habe mit Sie wissen schon wem. Es ist anders. Es ist eher eine unerträglich herrliche, sichere, süße Vorfreude… als wüsste ich, was gleich passiert.
Weiß ich, was gleich passiert?
Ohne mir– bewusst jedenfalls– diese Frage zu beantworten, verlasse ich das Bad.
Robert sitzt auf dem Bett und schaut sich einen kantonesischen Videoclip an. Er dreht kurz den Kopf, als ich mich nähere, und grinst dann wieder in den Fernseher.
» Sieh dir diese Faye Wong an! Ich glaube, ich könnte
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